18. Oktober 2009
Thema:
Verzeihen und vergeben, das muß man täglich üben!
Dem Nächsten von Herzen verzeihen. Von ganzem Herzen müssen wir dem
Beleidiger verzeihen. In keiner Sache betrügt und belügt sich der Mensch
mehr als in dieser. Die Vergebung muss bedingungslos sein.
Jesus 1896 zu Barbara Weigand: „Ja, alle Menschen werden gerettet, die
im Schifflein Petri sich befinden, wenn sie nur noch auf dem äußersten
Rand dieses Schiffleins stehen und sich nicht hinabstürzen in die Fluten
des Unglaubens, wenn sie mit reumütigem Herzen zu Meinen Dienern kommen
und ihre Schuld bekennen, sollten auch ihre Sünden zahlreicher sein als
der Sand am Meere, unergründlich tief wie das Meer und alle
Sündenregister umfassen würden, so will Ich ihnen doch verzeihen, denn
dafür bin Ich ja gekommen, dafür habe Ich ja gebüßt und gesühnt und Mein
Herzblut für sie hingegeben. Ich sage dir nochmals, wenn sie nur auf dem
Rand des Schiffleins bleiben, will Ich sie retten. Drum freue dich mit
Mir! Je mehr eingehen in dieses liebende Herz und in je mehr Seelen Ich
hinabsteige und sie bewässere mit dem Tau Meiner Gnade, mit dem süßen
Duft Meiner Gegenwart, desto allumfassender wird die Wirksamkeit sich
gestalten, durch welche die Seelen gerettet werden.“
In der Heiligen Osternacht 1899 sprach Er zu ihr: „Meine Kinder! Ihr
alle, die ihr hier zugegen seid, seid Mir von ganzem Herzen tausendmal
gegrüßt, aber nicht allein ihr, sondern alle, die sich euch anschließen,
die es gut mit euch meinen, die bereit sind, sich von diesem Geist, Der
hier ausgeht, durchdringen zu lassen. Wißt ihr auch, wer diejenigen
sind, die Mich suchen? Nicht diejenigen sind es, die Ich geheilt. Teufel
habe Ich ausgetrieben, Tote habe Ich erweckt, Unzähligen habe Ich Meine
Wohltaten erwiesen; sie alle suchen Mich nicht. Wie Ich am Kreuze hing,
war ihre Liebe aus. Wer sind denn diejenigen, die Mich lieben?
Diejenigen, die nach Mir verlangen, denen etwas an Mir gelegen ist, die
nicht mehr leben können ohne Mich? Ich habe euch Freude versprochen.
Meine Kinder! Alle eure Sünden und Fehler, die ihr bisher begangen, will
Ich euch tilgen. Ich will auch nicht, daß ihr daran hängen bleibt. Denn
ihr sollt wissen, daß Ich unbegreiflich bin im Versöhnen und Verzeihen.
Sowie ihr gefallen seid und Mir sagt: ‚Mein Jesus, ich bin gefallen‘, so
habe Ich euch schon wieder die ganze Liebe und Güte Meines Herzens
zugewandt und ihr seid vollständig mit Mir ausgesöhnt.. Ich liebe euch
unbegreiflich wegen eurem kindlich, einfältigen Glauben. Eine Seele, die
Mich liebt, liebe Ich mit unendlicher Liebe, eine reine Seele liebe Ich
unbegreiflich, eine großmütige Seele liebe Ich tausendmal; tausendmal
mehr eine großmütige Seele, die für Mich leidet, die sich für Mich
zertreten läßt, die bereit ist, Schmach und Verachtung für Mich zu
ertragen, die ihren Glauben an Mich bekennt und auftritt für Mich in der
Öffentlichkeit. Darum erweitert eure Herzen.“
Wer das Menschenherz kennt, weiß, wie schwer es dem Menschen wird, von
Herzen zu verzeihen. Gerade an dieser Forderung stößt das menschliche
Herz mit dem Gesetz Gottes zusammen. Hier ist der Geist des Herrn
entgegengesetzt dem Geiste der Welt. Tausenderlei Ausreden und
Entschuldigungsgrüne erfinden die Menschen, erfinden wir Menschen, um
nicht verzeihen zu müssen, um das Gebot zu umgehen. Vergeben erscheint
manchen als Schwäche; sie wollen nicht als schwache Menschen dastehen.
Andere sagen: Ja, man möchte schon gern verzeihen, aber schuld ist doch
der andere, und deshalb muss er den ersten Schritt tun. Wieder ein
anderer sagt: Ach, der Streit ist schon so lange her, da ist alles so
tief eingefressen, da kann man doch nichts machen. Wieder ein anderer:
Es fruchtet ja nichts. Wir werden über kurz oder lang wieder in Streit
miteinander geraten. Wir werden, auch wenn wir uns heute vertragen,
morgen wieder eine Auseinandersetzung haben. Und ein anderer wieder
sagt: Ich will ja dem anderen nichts Böses, aber ich will mich von ihm
distanzieren, ich will mit ihm nichts zu tun haben. Eine kühle
Distanzierung, das scheint mit das Beste zu sein.
Von ganzem Herzen müssen wir dem Beleidiger verzeihen. In keiner Sache
betrügt und belügt sich der Mensch mehr als in dieser. Aber der Herr hat
uns eindeutige Weisungen hinterlassen. In der Bergpredigt heißt es:
„Wenn ihr den Menschen ihre Sünden verzeiht, dann wird auch euer
himmlischer Vater euch eure Sünden vergeben.“ Wenn ihr aber den Menschen
nicht verzeiht, dann wird auch euer himmlischer Vater euch eure Sünden
nicht vergeben. Was heißt das? Göttliches Vergeben und menschliches
Verzeihen sind miteinander verbunden. Man kann nicht von Gott Vergebung
erwarten, wenn man selbst nicht bereit ist zu verzeihen. Wir vertrösten
uns gern mit der göttlichen Barmherzigkeit, und sie ist ja auch unsere
einzige Hoffnung im Gerichte. Denn wir wissen um unsere unzähligen
Sünden, Fehler und Nachlässigkeiten. Aber dieses Vertrauen auf die
göttliche Barmherzigkeit darf nicht die Schranke übersehen, die
Schranke, die Gott seiner Barmherzigkeit gesetzt hat. Und diese Schranke
heißt: Wenn ihr den Menschen ihre Schulden nicht verzeiht, wird auch
euer himmlischer Vater euch eure Sünden nicht vergeben. Das Wort ist
klar und bestimmt, und man kann nicht daran rütteln. Die Reue der Maria
Magdalena, das Flehen des Schächers, der Reueschmerz des Petrus und der
Eifer des Paulus würde ihnen nichts genutzt haben, wenn sie auch nur
gegen einen einzigen ihrer Brüder und Schwestern Zorn und
Unversöhnlichkeit bewiesen hätten. Erst muss man sich versöhnen, dann
kann man zu Gott kommen, um zu opfern. All unser Kirchengehen, all unser
Beten, all unser Beichten, all unser Kommunizieren ist nichts vor Gott,
wenn wir nicht den Geist wahrer christlicher Güte, den Geist des
Erbarmens und des Verzeihens gegen unsere Mitmenschen in uns tragen.
Dann und nur dann wird uns auch Gott, unser Herr verzeihen und uns in
Liebe und Erbarmen wieder aufnehmen. Denn Gott nimmt von dem Menschen
kein Opfer an, wenn dieser mit dem Mitmenschen im Unfrieden lebt. „Selig
die Friedfertigen!“ So steht auch im Evangelium, und Friedfertigkeit
zeigt sich eben in der Versöhnungsbereitschaft. Friedfertigkeit zeigt
sich im Verzeihen. Wer nicht verzeiht, in dem wächst eine bittere
Wurzel, man nennt sie Groll. Groll ist die nicht überwundene Rachsucht.
Wer einem anderen grollt, trägt ihm etwas nach, wartet auf die Stunde
der Vergeltung, will es ihm heimzahlen. Dadurch wird die Kette des Bösen
nur fortgesetzt. Wenn der andere genauso denkt, will er wieder Rache für
das, was ihm angetan worden ist, haben. Und so kommt das Böse nie zu
einem Ende. Es kommt nur zu einem Ende, wo einer ist, der sagt: Ich
vergelte nicht Böses mit Bösem, wenn einer sagt: Ich vergebe von Herzen.
Da wird die Kette des Bösen zerrissen.
Prof. Dr. Georg May aus einer Predigt: Die Vergebung muss bedingungslos
sein. Man darf sie nicht von einer Vorleistung des anderen abhängig
machen. Womöglich sieht der andere gar nicht ein, dass er schuldig
geworden ist und dass er eine Vorleistung erbringen soll, und wenn er
sie nicht erbringt, unterbleibt die Verzeihung. Nein, Verzeihen ohne
Bedingungen zu stellen, verzeihen, ohne Vorleistungen zu fordern, das
müssen wir uns zur Angewohnheit machen.
Wer nicht verzeiht, meine lieben Freunde, der vergiftet sich selbst. In
ihm wächst eine giftige Wurzel, und diese Wurzel vergiftet ihn und die
Beziehungen zum Nächsten.
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