Barbara Weigand
 Schippacher Jungfrau und Seherin
           St. Antonius-Kirche wo Barbara Weigand fast immer die Tabernakel-Ehrenwache abhielt.
  

Tabernakel-Ehrenwache

Eucharistischer Liebesbund

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Band 6 - Seite 4

     Inhaltsverzeichnis Band 6

814 Karfreitag 1907

„Wenigen ist es beschieden, in Meine Krone eingefügt zu werden und dort als Edelstein zu glänzen.“

Jesus: „Bedauere Pater Ludwig nicht, das ist nicht nötig. Wie werdet ihr, seine Geschwister, euch einmal freuen, wenn ihr an der Goldenen Pforte ankommt und in Meiner Umarmung euch umfaßt, daß ihr diesen Weg gehen durftet. Denn siehe, seit diesem Tag, da Ich die Kirche geboren habe, bilden alle Glieder der Heiligen im Himmel Meinen Leib, aber nur verhältnismäßig wenigen ist es beschieden, in Meine Krone eingefügt zu werden und dort als Edelstein zu glänzen. Diese Seelen müssen auch den Weg gehen, den Ich gewandelt bin. Wie war Ich so verachtet, verdemütigt und verfolgt! Die Seelen, die Mir hierin folgen, werden in Meine Krone eingefügt, und Ich rühme Mich ihrer. Das sind nicht diejenigen, wie N., die in den Augen der Welt glänzen schon hier auf der Welt, die in Meiner Kirche gepriesen werden, sondern jene zurückgesetzten, verspotteten und verachteten Seelen, die in der Verborgenheit viel Gutes tun. Wie werdet ihr euch beglückwünschen, daß ihr diesen Weg gehen durftet.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

815 Am 2. April 1907

„So haften auch die Schatten der Sünde, die in der Verwandtschaft begangen werden, auf jedem Mitglied der Familie.“

Beim Totenoffizium einer Seele kam diese auf Barbara zu, wie wenn sie etwas sagen wollte, brachte es aber nicht heraus. Ein anderer Verstorbener durfte sich Barbara zeigen und sagen, er freue sich jetzt so, daß er so große Verluste gehabt, sonst wäre er nicht zu sich gekommen und wäre verlorengegangen. Das sehe er jetzt ein. Frau N., sagte der Herr, möge sich mit ihrer Schwester vereinigen und Ihm dienen. Ihre Schwester hat noch mehr zu leiden als Herr N. Darum sollten sie noch viel beten für die Verstorbenen. Herr N. täte sich nichts zurückwünschen. Es wäre jetzt eine Zeit, wo so viele Menschen verlorengingen. Darum wollte Er in denen arbeiten, worin noch ein gutes Keimchen steckt, um sie herbeizuziehen.

Barbara: „O Herr, Du hast mir noch nichts mitgeteilt, wie es ist mit Frl. N.“

Jesus: „Ja, es ist wahr, aber die Verheißungen, die Ich dem Liebesbund gemacht, sind an Bedingungen geknüpft. Um ihrer teilhaftig zu werden, muß man danach leben und sich darauf vorbereiten. Gleichwie die Erbsünde an jedem Menschen haftet, so haften auch die Schatten der Sünde, die in der Verwandtschaft begangen werden, auf jedem Mitglied der Familie. Solange die Unordnung herrscht, wo sie mitten heraus starb, ruht der Schatten auf ihr. Die Familie kann ihr am besten helfen, wenn sie ein recht ordentliches christliches Leben führen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

816 Am 3. April 1907

Barbara: Beim Evangelium des Totenamtes kam N. zu mir, wie er gelebt. Er wurde wie zitternd, und als er später wie ein Geist in der Luft verduftete, sah ich noch das Zittern. Er sagte:

Arme Seele: „Gestern habe ich es nicht herausgebracht, weil es mir sehr schwer fällt, dir zu sagen, daß ich deinetwegen zu leiden habe. Ich bin mit schuld, daß Pater Ludwig so unglücklich ist, und das muß gesühnt werden, eher kann ich nicht befreit werden. Ich wollte dich gestern schon bitten, willst du mir nicht zu Hilfe kommen?“

Barbara: „Ich will wohl, aber wie?“

Arme Seele: „Es ist mir nicht anders zu helfen, als daß du deinem Bischof sagst, was du gesehen hast, das Unrecht an Pater Ludwig müßte gesühnt werden. Wir alle, die wir beteiligt waren an dem Urteil, auf Hysterie lautend, haben sehr zu leiden. Wenn die Proteste von Pater Ludwig gekommen sind, habe ich es gemacht wie alle anderen und habe den Schwamm darüber gestrichen. Das hat Pater Ludwig so weit gebracht. Die Ordensleute stehen unter der Gerichtsbarkeit der Diözesan-Geistlichkeit und des Bischofs der Diözese, und wenn diese etwas beschließen, müssen sie gehorchen. Durch diesen Beschluß nun hat Pater Ludwig viel zu leiden gehabt von seinen Brüdern.

Ihr habt jetzt das schriftliche Zeugnis der Ärzte, daß er an Gehirnerweichung leidet. Ihr werdet es bald sehen, daß dies eine Täuschung ist. Sein Gemüt ist erdrückt und vernichtet und seine Nerven ruiniert. Daher kommen die vielen Schlaganfälle. Das muß gutgemacht werden. Deshalb sage deinem Bischof, daß er dafür sorge, daß Pater Ludwig sein Recht zukomme, und die Ordensleute alle miteinander. Das wird ihm viel helfen zu seiner Besserung. Sie werden bald sehen, daß er nicht stirbt. Wir aber haben so lange zu leiden, bis das in Ordnung gebracht ist.“

Barbara: Dann wurde er wie Wind und verschwand, und ich sah das Zittern noch in der Luft.

Inhaltsverzeichnis Band 6

817 Am 7. April 1907

„Jetzt aber ist die Menschheit so, daß es scheint, die Kirche müsse vernichtet werden. Das Werk ist ein Vorbild und Sinnbild der Kirche.“

Barbara: Beim Hochamt der Erstkommunikanten sah ich die Kirche schwarz mit einem Gewimmel von garstigen Tierchen mit feinen und langen Schwänzen. Auch sah ich an einem meiner Neffen sogar am Auge ein Tierchen und eines gegen sein Herz hinaufkrabbeln. In derselben Nacht hatte ich eine Ansprache vom Herrn, wie wenn ich mein Leiden gehabt hätte.

Jesus: „Wenn du auch meinst, Ich zöge Mich zurück, so liebe Ich dich doch wie früher.“

Barbara: Ich konnte meine Sünden so recht bereuen und mich innig an Ihn anschließen und sagte:

Barbara: „O Herr, ich meine, ich täte Dich nicht mehr so lieben wie früher, obwohl ich heute die Liebe fühle wie früher.“

Jesus: „Das ist der Schmerz, den du aushalten mußt, weil Ich es so gut mit der Menschheit meine und die Jugend Mir entrissen wird. Deswegen mußt du den Schlaf entbehren.“

Barbara: Bei der heiligen Kommunion am Morgen war mein Mund wie Feuer, und es erfaßte auch den Körper und alles schien in Flammen aufzugehen. Ich sagte:

Barbara: „O Herr, da ich ein so armseliger Mensch bin, so halte ich das für einen Vorboten von Gnaden und Leiden.“

Jesus: „Ja, Ich will dir nur beweisen, wie gut Ich bin, und daß deine Armseligkeit kein Hindernis ist, weder dafür noch dagegen, daß Ich in dir verkehre. Damit will Ich der Welt nur beweisen, wie wahr es ist, daß die Lehre vom Heiligsten Altarssakrament eine Tatsache ist, um die Christen zu ermutigen und ihnen zu zeigen, daß die heilige Kommunion keine Belohnung für die Tugend ist, sondern ein Gegengift gegen die Sünde, daß Ich der Menschheit zu Hilfe kommen will in der großen Verwirrung, weil man irr werden will, daß Ich jetzt Sachen vorkommen lasse, die dem Anschein nach ganz entgegensprechen der Heiligkeit des Werkes, das Ich ausführen will, weil Ich Pater Ludwig so hingelegt habe. Das versteht die heutige Welt nicht. Sie begreift auch nicht das Weitere, warum Ich den jungfräulichen Stand heben und fördern will.

Die Sachen, die vorkommen, das ist nur, um dem Werk den göttlichen Stempel aufzudrücken. Warum habe Ich denn bei der Auserwählung Meiner Apostel nur einen einzigen jungfräulichen Apostel dazugenommen und die anderen, alle verheiratet, aus dem gewöhnlichen Schlag herausgenommen? Könnte man da nicht auch denken, Ich habe diesen Stand gehoben, weil Ich Mir aus diesem Stand mehrere gewählt, während Ich Mir lauter Jungfrauen hätte wählen können?

Im Alten Bund wußte die Welt nichts vom jungfräulichen Stand. Dort schien es, als habe Gott die Menschheit nur geschaffen zur Fortpflanzung des Geschlechtes. Deshalb habe Ich nur einen einzigen unter Meinen Aposteln jungfräulich gewählt, um der Welt zu beweisen, wie heilig und hocherhaben der jungfräuliche Stand ist, daß er allein vom Himmel stammt, während der Ehestand mehr zur Fortpflanzung des Menschengeschlechtes bestimmt ist. Der Beweis aber, wie hoch der jungfräuliche Stand über dem Ehestand ist, gab Ich dadurch, daß Ich ihn Selbst geübt zum Beweis, daß er göttlich ist, und daß Meine ganze Umgebung, Meine Mutter, Mein Nährvater und Johannes jungfräulich sein mußten. So verhält es sich jetzt mit dem Werk.

Zur Zeit, wo die Kirche nicht so sehr bedrängt und die Welt gläubiger ist, ist es auch nicht nötig, daß Ich außergewöhnliche Mittel anwende. Da haben die Menschen, Meine treuen Kinder, ganz andere Wege gehen können. Hingegen müssen jetzt, wo die Welt so ungläubig geworden ist, ganz andere Wege eingeschlagen werden. Weil Pater Ludwig der Hintergrund ist von dem ganzen Werk, da mußte er ganz vernichtet werden, damit er um so herrlicher und siegreicher hervorgeht und vom Grabe aufersteht. Es kommt noch die Zeit, wo Ich der Welt beweisen werde, daß das Werk ein göttliches war, wo du mit Pater Ludwig Mir Danksagungen darbringen wirst.“

Barbara: Ich durfte auch Schwester N. sehen. Die ist so herrlich und schön gekleidet gewesen, ihr Gewand hat gefunkelt von lauter Edelsteinen, und eine Krone hatte sie auf wie vom feinsten Gold.

Jesus: „Siehst du die feingeschliffene Krone, die sie trägt? Weißt du, warum Ich sie dir zeige? Heute feiert die Seminarkirche hier das Fest der Verkündigung Meiner Mutter, und weil sie so viel zur Verehrung Meiner Mutter beigetragen hat und Ihr so viele Kinder zugeführt, deswegen hat sie eine so herrliche Belohnung erhalten, wenn sie auch nicht von den Menschen anerkannt wird. Ihr sollt nicht irre werden, wenn ihr hört, daß einige von der Welt geehrt und geachtet werden und bei anderen ist beim Tode alles erlöscht mit Stumpf und Stiel wie bei Schwester N. Während man dort darauf dringt, die Seligsprechung zu beschleunigen, wird hier ein Schleier darübergezogen, damit in einigen Jahren das Gedächtnis ganz verwischt ist.

Bei Mir ist das nicht so. Das ist auch der Beweis der Echtheit von dem ganzen Werk, weil es einen so tiefgehenden Charakter trägt, weil so viel davon abhängt: Die Umkehr der Menschheit zu Christus. Da müssen alle diejenigen, die mitbeteiligt sind, vernichtet werden, damit viel verdient wird, wie auch Ich am Kreuze sterben mußte, den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit. Am Kreuze mußte Ich Mein Werk aufrichten. Jetzt aber ist die Menschheit so, daß es scheint, die Kirche müsse vernichtet werden. Das Werk ist ein Vorbild und Sinnbild der Kirche. Da muß nicht allein das Werk begraben werden, sondern alle, die dabei beteiligt und dazu auserwählt sind. Ihr ganzes Leben und Streben muß erst eine Zeitlang begraben werden und dann feiert es seine Auferstehung in solcher Glorie. Wenn auch auf der Welt alle Schmach und Verachtung darauf gelegt wird, so hat das nichts zu sagen.

Sage Meiner Luise, daß sie all ihren Geschwistern sage, daß sie sich alle Mühe geben, um jedes Keimchen, was nach Weltgeist riecht und alles eitle Streben, wie es die Welt macht, abzuschneiden. So wie Schwester N. das erste Blümchen ist, so müßt ihr als Krone gesammelt werden; Pater Ludwig in der Mitte und die fünf anderen darum, damit Ich dies Blümchen einst vorführen kann am Jüngsten Tag. Wenn auch alles begraben bleibt, dort am Jüngsten Tag will Ich die Rose bringen in ihrer vollen Blüte, und die Mutter soll Ihre volle Freude genießen an Ihren Kindern. Pater Ludwig wird wieder gesund.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

818 Am 9. April 1907

„Es darf der größte Sünder sein, hat er eine gute Beichte abgelegt und ernstlichen Willen, daß er sich bessern will, so kann er Mich alle Tage empfangen.“

Barbara hatte ihr Leiden nachts, von zwölf bis drei Uhr.

Barbara: Nachdem ich mich lange gesträubt hatte, sagte ich zu dem Herrn: „Ich übergebe mich Dir, ich sehe, daß Du es bist, und daß meine Ideen alle nichts sind.“ Vorher hatte der Herr mir zugerufen: „Wehre dich nur, Ich bin es!“

Meine Schwägerin und ihre Tochter, die sehr ängstlich waren, in dem neu bewohnten Haus möchten die Einwohner von dem lauten Reden und Singen etwas erfahren, hielten mir Tücher vor den Mund, um den Schall zu dämpfen. Nur einiges weiß ich noch. Der Herr sagte:

Jesus: „Betet recht für die Kirche in Frankreich, daß die Uneinigkeiten ein Ende nehmen, weil die Katholiken unter sich so uneinig sind. Das ist viel härter als alles, was die Feinde ihnen zufügen. Das betrübt Mich am meisten. Ich komme, um das Wort des Predigers (welcher über den Nutzen der öfteren Kommunion sprach) zu bestätigen, daß Ich wirklich die Welt retten will durch die heilige Kommunion und durch Hebung des jungfräulichen Standes.

Nicht mehr soll es heißen, wie früher gepredigt wurde, daß Ich nur eingehen könne in heilige Seelen, daß man, um Mich zu empfangen, ein ganz heiliges Leben, ganz rein von Sünden, führen müßte. Es darf der größte Sünder sein, hat er eine gute Beichte abgelegt und ernstlichen Willen, daß er sich bessern will, so kann er Mich alle Tage empfangen. Ich habe das Sakrament eingesetzt, um den Menschen zu Hilfe zu kommen, nicht um sie zu belohnen für ein tugendhaftes Leben, auch nicht um Gott zu verherrlichen, sondern um den armen Menschen zu Hilfe zu kommen. So wahr wie die Lehre vom Heiligsten Sakrament ist, so wahr ist jedes Wort, das Ich mit dir rede.

Leistet Mir doch Sühne für die getrennten Gemüter der Kirche in Frankreich. Was Ich von Euch verlange, ist nicht viel, aber alle Woche sollt ihr zweimal wallfahrten, solange es die Witterung gestattet, weil ihr da am meisten und innigsten betet, einzig für die Interessen der Kirche. Und wenn ihr dabei sterben müßtet, so wüßtet ihr, daß ihr Meinen Willen erfüllt habt. Wann ihr sterben werdet und wo, das ist eins. Die zeitlichen Interessen gehen euch nichts mehr an, da sollt ihr euch nicht darum kümmern. Gerade wenn du nicht daran denkst, werde Ich dich öfter überraschen, weil es einmal Meine Freude ist, Mich mit den Menschen zu unterhalten, wenn es auch dir und anderen ein Geheimnis ist, wie es zugeht.

So geheimnisvoll ist auch die Lehre vom Heiligsten Sakrament. Kann Ich nicht tun, wie Ich will? Hat Mir jemand zu befehlen? Du hast zwar verstanden und deinen Freundinnen erzählt und doch auch nicht, was Ich dir heute früh sagen wollte. Ich bin gekommen, um die Lüge der Hysterie zuschanden zu machen, damit du es siehst und die Nachwelt, daß das alles gelogen war mit der ‚Hysterie‘. Seid nicht so ängstlich um das Zeitliche, ihr sollt euch nicht mehr kümmern.“

Danach zeigte Sich der Herr meiner Seele in Seiner ganzen Liebenswürdigkeit. Ich genoß eine solche Glückseligkeit in der stillen Vereinigung mit Ihm wie im Himmel.

Inhaltsverzeichnis Band 6

819 Am 10. April 1907

Barbara: Ich war ängstlich, zur heiligen Kommunion zu gehen, weil es mich schmerzte, daß eine verstorbene Seele eine ganz entgegengesetzte Behandlung von seiten der geistlichen Obrigkeit erfahren hatte als ich und dachte, dies könne von Eifersucht herrühren. Der Herr aber erklärte mir, daß dies nicht der Fall sei, denn es sei ein großer Unterschied, wenn man sich gebe, wie man sei, und wenn man es aus Bosheit tue. Er nähme alles wie es wäre, und weil ich viel von Neid und Eifersucht anderer zu leiden hätte, so nehme Er mir das nicht übel. Man dürfe nur keine böse Absicht dabei haben. Der Herr beruhigte mich so, wie wenn man einen Schwamm nimmt und alles auswischt. Überhaupt wäre es wichtig zur Einführung der öfteren heiligen Kommunion, daß es die treuen Seelen wüßten, daß Er nicht haben wolle, daß man so ängstlich sei.

Jesus: „Sage Meiner treuen Dienerin N., daß sie sich keine Ängste machen solle wegen der heiligen Kommunion. Sie soll sich alle Mühe geben, Mir ein freudiges Herz entgegenzubringen, und ruhig ihren Weg weitergehen und sich die paar Tage, wo sie noch zu leben hat, nicht mit unnötigen Ängsten befassen. Sie soll mit Freuden Mir dienen und wissen, daß Ich mit ihrem zurückgelegten Leben zufrieden bin, und daß sie ihren Posten ausgefüllt hat. Ich habe sie in dieses Haus geführt, damit sie dort in Ruhe ihre Tage verlebe in Mir und nicht in Skrupeln und Ängsten. Diese sind vom bösen Feind.

Sage nur Meiner Tochter N. und den treuen Seelen dort, sie müßten Mütter werden, sie seien Mütter und alle, die sich mit euch vereinigen wollen, die treuen, eifrigen Seelen, Mütter sind sie. Wenn eine Hausfrau auch noch so guten Willen hat, Mir zu dienen und sich allem zu entschlagen, so kreuzen die Familienverhältnisse doch immer in ihr Seelenleben hinein. Denn weil sie Mutter ist, interessiert sie alles, was darin vorgeht. So müßt ihr Mütter sein. Ihr müßt euch für alles interessieren, was in Meinem Reiche vorgeht. Die Kirche ist Meine Braut, und Ich bin das Haupt der Familie. Die Kirche ist Meine Familie. Alle Jungfrauen in ihr müssen Mütter sein und darum sich allem Weltlichen entschlagen, sogar ihrer Familienangelegenheiten, um mehr für Meine Familie zu sorgen, alles, was diese betrifft, zur Hauptsache machen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

820 Am 14. und 16. April 1907

„Unter zwei Dingen soll er immer das Vollkommenere wählen und nicht das, was seiner Natur am meisten zusagt.“

Jesus: „Sage dem Priester N., sein Leben wäre in den Augen Gottes recht wohlgefällig. Wenn er Mir aber noch mehr Freude machen wolle, solle er von jetzt an immer das tun, was das Vollkommenere ist. Unter zwei Dingen soll er immer das Vollkommenere wählen und nicht das, was seiner Natur am meisten zusagt, und Ich verspreche ihm, daß er seine Belohnung um vieles erhöhen wird und in der Ewigkeit Mir danken wird für den guten Rat. Sage N., sie soll sich mehr bestreben, sich dem Willen Gottes gleichförmiger zu machen, ihren Willen ganz dem Willen Gottes zu unterwerfen.“

Jesus am 16. April 1907: „Das liebste ist Mir, wenn ihr euch Mir hingebt in den Tagen, wo ihr wallfahrten geht, um Mich zu trösten für diejenigen, die Mich hinausstoßen.“

Barbara: Ein Prediger sprach über das Glück, in der heiligmachenden Gnade zu leben. Danach sah ich, wie vom Herrn aus dem Tabernakel drei Strahlen ausgingen, zuerst auf mich, dann auf Lieschen, die hinter mir in der Kirche kniete, dann weit fort über die Kirche hinaus auf Luise. Bei der folgenden Wallfahrt wurde mir gesagt, daß eine große Schar von Engeln und Heiligen mit auszögen und daß die Fluren sehr geheiligt und entsündigt würden.

Als der hochwürdigste Pater G. von A. glaubte, Gott einen Dienst zu tun, wenn er einen neuen Sturm gegen den Liebesbund eröffne, sagte der Herr:

Jesus: „Wenn ein Ordensmann sich so beträgt, wie kann man dann etwas anderes von Sozis erwarten? Wie dem ungläubigen Geschlecht zu Meiner Zeit, so gebe Ich auch ihnen kein anderes Zeichen als das des Jonas im Walfisch.

Mit Frau Weigand und Barbara ist Mein Segen aus der Wirtschaft ausgezogen (so daß der Nachfolger auf dem Bankrottweg ist), und mit Pater Ludwig ist der Segen aus dem Kloster gezogen. Damit will Ich ihnen zeigen, daß Ich nur da besonders segne, wo man Mir auch huldigt! Schon seit zwei Jahren sagen sie, Pater Ludwig habe keinen Verstand mehr, und jetzt auf einmal sagen sie, er habe im Verstand geredet. Pater Ludwig ist jetzt wie ein unmündiges Kind und sagt nach, was man ihm vorsagt, und damit sie ihm nicht noch mehr vorsagen können, habe Ich ihm den Verstand ganz genommen.

Die Nachfolgerin in der Wirtschaft von Frau Weigand ist eine gerade so kluge Haushälterin gewesen, sorgsam und umsichtig wie Frau Weigand. Das hat sie bewiesen, indem sie sich in einem kleinen Branntweinlädchen in kurzer Zeit fünfundzwanzigtausend Mark erobert hat. Ich habe aber nur zeigen wollen, daß das nur ein Segen war, daß sie jetzt so im Überfluß leben können und von niemand abhängig zu sein brauchen, und damit die Priester nicht sagen können, Barbara mache es, um bei Luise sich gute Tage zu machen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

821 Am 22. und 25. April 1907

„Ich will ihnen aber nur beweisen, daß, wo man Mir nicht huldigt, Ich auch Meinen Segen nicht ausgieße.“

Bei der Wallfahrt am 22. April 1907, als wir die liebe Mutter Gottes um einen Strahl der Freude für alle Liebesbundmitglieder baten, sah Barbara, wie das Gebet Erhörung fand, indem nach allen Gegenden hin diese Strahlen ausgingen.

Jesus am 25. April 1907: „Die Hauptsache für euch ist die Selbstlosigkeit; euch selbstlos zu bringen und frei, daß ihr über all das Gespötte und was euch zur Last gelegt wird hinweggeht, nicht darüber grübelt und nachdenkt. Ihr müßt immer auf das Ziel zugehen, das ihr euch gesteckt: Mich zu suchen, zu kennen, Mir zu dienen und Mich über alles zu lieben, das muß eure Beruhigung sein, wo alles gegen euch geht, in der größten Verwirrung. Benutzet all die Reden, die gegen euch fallen, um euch selbstlos zu machen.“

Nach der heiligen Kommunion fand ich eine außergewöhnliche Freude, obwohl ich nicht geschlafen hatte. Der Herr sagte zwar nichts, aber ich war außergewöhnlich glücklich bei der heiligen Kommunion. Er ließ mich fühlen, daß Er nicht unzufrieden ist, obwohl ich mich so armselig finde, daß ich meine, es könne auf der Welt kein armseligeres Geschöpf geben, mit dem Er verkehren könne. Er nahm mir auf einmal alle Beängstigungen weg, und ich spürte die Liebe, die innige Vereinigung, wie ich sie in früheren Jahren hatte, wo Pater Alphons zu mir sagte: „Kind, du bist in einem beständigen Himmel.“

Später, als ich dann um neun Uhr in den Dom kam, um dem Bittamt beizuwohnen auf Markus, ließ mich der Herr Seine Nähe noch viel deutlicher fühlen als bei der heiligen Kommunion. Er gab mir eine solche überströmende Freude, daß ich wieder wie früher manchmal so voll Begeisterung war, daß ich ganz allein hätte laut singen können. Als die heilige Wandlung kam, war ich nicht mehr auf der Welt, denn ich hatte das unaussprechliche Glück, Ihn mit den Augen meiner Seele leibhaftig zu schauen, so wie Er ist. Ich fühlte mich ungemein gedemütigt wegen meiner großen Armseligkeit über eine so große Herablassung und Güte Gottes, daß ich sie mir nicht mehr ausreden konnte. Ich sagte:

Barbara: „O Herr, ist es denn wirklich wahr, daß Du so unendlich gut bist, daß Du mit einem Wesen verkehren willst, das von der ganzen Welt hinausgestoßen wird als närrische, hysterische Person, von ihren Vorgesetzten verkannt und deswegen von der ganzen Welt verachtet wird?“

Da war es, wie wenn die Sonne aus einer dunklen Wolke hervorbricht, so öffnete sich Sein Herz und die Gnadensonne Seiner göttlichen Liebe eröffnete sich mir, wie ich es nicht auszusprechen vermag. Er gab mir ein Zeichen, näher zu kommen und einzutreten in diese Wohnung. Ich tat es und war so überaus beglückt, daß ich nicht mehr singen und beten hörte. Ich wußte nicht mehr, ob heilige Messe ist, denn ich war im Himmel auf Erden. Ich redete kein Wort mehr, aber die unendliche Güte sprach zu mir:

Jesus: „Hier schöpfe, soviel du brauchst an Trost, und teile ihn auch anderen mit. Wisse, heute sind es dreiundzwanzig Jahre her, wo Ich dich in deinen Beruf eingeführt habe und heute habe Ich Mich mit dir vermählt, zum ersten Mal.“

Barbara: Ich erinnere mich, daß ich damals von einem Priester die Erlaubnis bekam, täglich zu kommunizieren.

Als ich dann meine Leiden vortrug, und all die lieben Seelen, die meinem Herzen teuer sind, dem Herrn empfahl, und auch nachforschte, warum, da Er doch jahrelang so überzeugend mit mir gewesen ist, doch alles so vernichtet werde, als hätte es den Anschein, daß die ganze Belehrung niemand nützen könnte, da sagte der Herr:

Jesus: „Als Ich noch auf Erden wandelte, standen die Pharisäer und Schriftgelehrten Mir gegenüber, wie dir deine Vorgesetzten gegenüberstehen. Sie sahen die Wunder, die Ich aus Eigener Macht wirkte, und doch glaubten sie nicht und verlangten Wunder nach ihrer Art und Begriff, denn sie sagten: ,Wirke uns Zeichen und Wunder, dann werden wir glauben!’ Wie Ich ihnen aber sagte, ihr sollt kein anderes Zeichen haben als das des Jonas, so will Ich auch hier Wunder wirken zum Zeugnis, daß Ich es bin, aber die Vorgesetzten sehen sie nicht und wollen sie nicht sehen, weil du ihnen nicht die passende Person scheinst, wie auch Ich den Juden nicht der Messias sein konnte, weil Ich nicht nach ihren Begriffen war.

Aber Ich habe dich deswegen mitten aus der Welt herausgenommen und in eine Wirtschaft gestellt, um hier das Wunder der Gnade und der göttlichen Liebe über dich auszugießen, und Ich habe euch so gesegnet, um zu beweisen, daß, wo Ich Mir eine Seele erwähle, man sich nicht zu schämen braucht, seinen Glauben zu betätigen. Denn vor euch brachte es in dieser Wirtschaft keiner zu etwas und nach deiner Schwägerin ist der Wirt wieder auf dem Bankrottweg, obwohl die Frau so tüchtig war. Daß es nicht an den Einwohnern gelegen ist, beweist, daß die Eheleute, ehe sie in die Wirtschaft eingezogen sind, sich in kurzer Zeit in einem kleinen Lädchen fünfundzwanzigtausend Mark erspart. Das beweist, daß sie eine tüchtige, sparsame Ehefrau gewesen sein muß. Aber gerade da will Ich beweisen, daß man sich nicht zu schämen braucht, wenn Ich mit jemand verkehren will, wie gerade hier gesündigt wird dadurch, daß sie sich schämen, und es deshalb nicht annehmen, als könnte dies ein Nachteil sein für unsere Religion.

So habe Ich dir zum Seelenführer einen Ordensmann gegeben, weil Ich auch dort ein Wunder wirken wollte. Das sollen sie jetzt sehen und anerkennen, daß, solange Pater Ludwig dein Seelenführer war, kein Mangel zu verzeichnen ist in A. Und jetzt, wo Ich ihn aus ihrer Mitte herausgerissen, schreit man nach Brot. Ich will ihnen aber nur beweisen, daß, wo man Mir nicht huldigt, Ich auch Meinen Segen nicht ausgieße. Ihr aber, legt alle Ängste ab, denkt an das Ziel, das ihr euch gesteckt und schaut darauf und nicht auf das, was die Menschen sagen. Opfert Mir all eure Ängste auf. Ich habe der Gräfin Droste-Vischering dasselbe Leiden gegeben wie dir. Bei einigen lasse Ich es zu, daß alles glatt durchgeht, andere wie dich führe Ich auf dem Wege der Verachtung. Erstere habe Ich durch Krankheit vollendet.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

822 Am 27. und 30. April 1907

Bei der Wallfahrt am 27. April 1907, als wir auf den Weg nach Marienthal kamen, sah Barbara, wie eine große Schar uns begleitete. Je nässer und schmutziger die Wege waren, desto gnädiger war der Himmel. Als wir die liebe Mutter Gottes baten, Sie möge einen Strahl der Freude über alle Liebesbundmitglieder senden, da wurde Sie wie eine Sonne und von Ihr gingen Strahlen aus nach allen Richtungen. Als wir ein Ave Maria beteten zur Sühne für die Lästerungen, die Ihr in dem Geheimnis Ihrer Unbefleckten Empfängnis zugefügt werden, da sagte Sie, wie sehr Ihr das wohlgefiele. Wir möchten es von nun an immer tun.

Als wir am 30. April 1907 baten, daß alle Liebesbundmitglieder teilnehmen dürften an der Wallfahrt, wurde Barbara gezeigt, wie sie alle daran teilnehmen und wie die liebe Mutter Gottes wie eine Sonne Ihre Strahlen aussandte, aber von einigen prallten die Strahlen zurück, weil das Herz zu sehr in das Irdische versenkt sei und nichts hineinließe.

Inhaltsverzeichnis Band 6

823 Am 1. Mai 1907

„Sie glauben, der Kirche nur dann zu nützen, wenn sie auch Ehre und Achtung genießen und großartig vor der Welt dastehen und nicht auf demütigem Weg, auf welchem Ich die Welt erlösen wollte.“

Jesus: „Der Bischof hat in Rom beim Heiligen Vater nichts gesagt. Er verteidigt sich damit in seinem Gewissen, daß es nicht seine Pflicht sei, die Urteile seiner Vorgänger vor dem Volk zu verbessern. Sage jetzt nichts mehr bei ihm und gehe ruhig deine Wege weiter. Pater Ludwig muß leiden für die Kirche, weil alle ihre Diener zwar wirken wollen, aber in Ehre und Achtung vor der Welt ihren Glorienschein verdienen wollten. Das ist die Zeitrichtung. Dieser Schaden muß ausgemerzt werden aus der Kirche. Sie glauben, der Kirche nur dann zu nützen, wenn sie auch Ehre und Achtung genießen und großartig vor der Welt dastehen und nicht auf demütigem Weg, auf welchem Ich die Welt erlösen wollte. Pater Ludwig wird aber seinerzeit auch siegen. Die Antwort auf eure Schriften bekommt ihr von Rom durch die Dekrete des Heiligen Vaters. Damit müßt ihr euch trösten.

Sage N., er ist ein Priester nach Meinem Herzen. Ich habe seine Wirksamkeit gesegnet. Er möge fortfahren, die heilige Kommunion und den jungfräulichen Stand zu befördern.“

Barbara: Als ein Grubenunglück in Schippach vorkam, hätte es meinem Neffen das Leben gekostet, wenn er nicht in jener Stunde zu einer Gesangsprobe zu Ehren des heiligen Josef wäre gerufen worden. Darauf erschien Barbara der verstorbene Neffe Josef und sagte:

Josef (†): „Ich habe es erfleht, daß mein Bruder gerade nicht in der Grube war, sonst wäre er gestorben statt seines Kameraden.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

824 Kreuzauffindung am 3. Mai 1907

„Denn obgleich Ich ein Gott bin, so bin Ich aber auch Mensch wie ihr und euer Freund, euer Bruder, und geteilter Schmerz ist halber Schmerz.“

Herz-Jesu-Freitag. Nach der heiligen Kommunion zog der Herr mich so in Sich hinein, daß ich stundenlang mich nicht bewegen konnte. Was in solchen Stunden zwischen dem Herrn und der gläubigen Seele vorgeht, habe ich schon zur Genüge erklärt auf jeder Seite meiner Schriften, welches die Kritiker als erdichtet hinstellen wollen. Die Freude und Wonne aber, die diese Vereinigung mit dem Herrn in meiner Seele zurückläßt, und die nicht stunden-, sondern tagelang andauern, kann mir der spitzfindigste Kritiker nicht rauben, aber auch nicht geben, denn nach dem Zeugnis und den Erfahrungen gelehrter Männer ist dies das Zeichen, daß der Geist Gottes allein dies bewirken kann.

Ich befragte den Herrn in kindlich-einfältiger Weise wie immer um verschiedene Dinge, die nur meine Person angehen, und bin unendlich glücklich, daß der Herr mir ein so einfältig, gläubiges Herz gegeben hat, denn das Glück, welches ich darin genieße, kann nur ein Ausfluß der ewigen Glückseligkeit des Himmels sein. Nur eines will ich erwähnen, nämlich: Ich ängstige mich immer, daß ich mehr Strengheiten üben solle als Buße für meine Sünden und Unvollkommenheiten.

Jesus: „Meine Tochter! Treue Beobachtung der Gebote Gottes und der Kirche, tieflebendiger Glaube und ganz besondere Aufmerksamkeit auf Meine Stimme sollen deine Bußübungen sein, die Ich jetzt noch von dir verlange. Heute aber erlaube Ich dir nicht, mit deinen Freundinnen ein unnützes Gespräch zu führen. Bringe die Zeit, die dir erübrigt, vor Meinem Tabernakel zu. Du kannst Mir keine größere Freude machen, als wenn du Mir dein Herz überläßt als Ruhestätte, um Mein von den undankbaren Menschen so sehr verkanntes Herz zu trösten. Ich liebe die Menschen mit unbegrenzter Liebe und suche Seelen, mit denen Ich Meine Liebe austauschen kann. Denn obgleich Ich ein Gott bin, so bin Ich aber auch Mensch wie ihr und euer Freund, euer Bruder, und geteilter Schmerz ist halber Schmerz. Und wo zwei Herzen in Liebe zusammen schlagen, ist die Liebe doppelt heiß und innig. Und wehe dem, der es wagen will, diese innige Gemeinschaft mit Meinen treuen Kindern abzusprechen. Mein Vater hat beschlossen, in diesem Jahre Mißernten und allerlei Strafen zu schicken. Aber Ich werde, mit euch vereinigt, Ihn bitten, Sein Volk zu schonen um der Gerechten willen. Darum werdet nicht müde zu tun, was ich von euch verlange. Die Schäden in Meiner Kirche müssen beseitigt werden, nämlich, man fürchtet zu viel von der gottlosen Welt eine spöttische Bemerkung zu hören und will lieber in einer gläubigen Seele alles vernichten, was Ich in ihr wirke, als ein wenig Spott ertragen.“

Ich legte dem Herrn auch viele empfohlene Bitten vor, besonders auch die kranke Frau N.

Jesus: „Sage ihr, sie möge doch ohne Säumen ihre Ostern halten und nicht warten, bis sie die Kirche benutzen kann und solle dann öfters kommunizieren.

Dem R. sage, er möge sich freuen auf sein letztes Stündlein. Dort an der Goldenen Pforte werde Ich ihn empfangen und seinem Staunen wird er nicht genug Ausdruck geben können. Solche Verheißungen setzen aber voraus, daß der Empfänger Mir im Leben ähnlich werden muß. Schauet auf Pater Ludwig!“

Barbara: Als ich dann bat für verstorbene Liebesbundmitglieder, sagte der Herr:

Jesus: „Ich verbiete unter euch die ketzerische Einbildung, man brauche nur Mitglied eines Vereins oder Bundes zu sein und könne tun, was man will. Diese täuschen sich sehr. Große Verheißungen gab Ich seinerzeit dem heiligen Franziskus für seine Brüder, und doch gibt es genug solche, denen weder das Kleid noch die Klostermauern diese Verheißungen zugänglich machen. So auch der Liebesbund. Wenn Ich dir aber die schenken will, für die du bittest, müßt ihr morgen früh eine Wallfahrt nach Marienborn machen, nicht scheuend die Witterung.“

Barbara: Ich versprach es und erhielt, um was ich schon so oft flehte; beide Seelen wurden erlöst. O wie gut ist der Herr gegen die, die Ihm mit kindlichem Vertrauen anhangen. Der Herr gab mir auch zu verstehen, wie notwendig ein Seelenführer sei und bezeichnete einen Priester. Doch überläßt Er es meinem Willen. Es kommt noch der Tag, wo mein seitheriger Seelenführer mit mir Gott loben und ein Te Deum anstimmen wird.

Um halb neun Uhr ging ich in den Dom und dann nach St. Quintin in ein Engelamt und dachte nicht daran, daß in St. Christophorus das Kreuzfest gefeiert wurde. Als ich dann mit großem Schmerz mich beklagte über meine Vergeßlichkeit, sagte der Herr:

Jesus: „Meine Tochter! Habe Ich dir nicht Selbst gepredigt? Ich habe dies zugelassen, damit du Meine Predigt nicht vergessen sollst.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

825 Am 5. Mai 1907

„Wie gut wäre es, wenn alle Priester deine Schriften lesen und den Geist, der aus ihnen spricht, in sich aufnehmen und für die Gläubigen zu verwerten verständen, dann wäre der Sieg der Kirche nicht mehr weit entfernt.“

Barbara: Als ein verstorbener Priester mir erschien, fragte ich ihn: „Soll ich mich an einen anderen Seelenführer wenden oder warten auf Pater Ludwig?“

Priester (†): „Warte noch einige Wochen, und dann wird es sich dir von selbst aufklären. Danke doch N., daß er mich eingeweiht. Wie hat mir das genützt. Wenn das die Priester wüßten, wie es einem belohnt wird, wenn man seine Kinder öfter zum Tisch des Herrn führt, täten sie sich alle miteinander anschließen und befolgen. O könnte ich es doch allen meinen Pfarrkindern zu wissen tun, wie ich jetzt so glücklich bin, und daß sie sich bestreben, das Gute, was ich in ihnen angefangen, fortzusetzen, damit ich einmal recht viele um mich versammelt sehe, daß sie alle Anteil nehmen an der Glorie, die mir zuteil geworden ist wegen dem tiefgläubigen Leben, weil ich mir Mühe gegeben habe, das Volk dem lieben Heiland zuzuführen und das tiefgläubige Leben zu fördern.

Ob man schnell hinstirbt oder nicht, ist ganz gleich, wenn man sich bemüht hat, den Willen Gottes zu erfüllen. Ob man unerwartet oder auf dem Krankenbette gestorben, bleibt sich gleich. In dem ungläubigen Geist, der die ganze Welt durchweht, liegt der Hase im Pfeffer. Weil niemand mehr an das Übernatürliche glauben will und das Glaubensleben so erloschen ist, darum wäre es das Wichtigste, wenn die Schriften verbreitet würden und die innige Vereinigung mit Jesus im Allerheiligsten Sakrament wieder mit den Menschen zum Durchbruch käme im Glauben.“

Barbara: Er hatte eine große Glorie. Ich sah ihn in golddurchwirktem Gewand, grün schimmernd, ungefähr wie N.N. Die Seele teilte mir noch mit:

Priester (†): „Du brauchst dich nicht zu beunruhigen, ob die Sicherheit und der innere Friede auch von Gott kommen, oder nicht. Vielmehr, wie jene sagen, deine Freundin und dein geistlicher Führer hätten schwer gesündigt; man hätte dich nur benutzt, um sich hervorzutun und zu prahlen. Wisse: Wenn ein Mensch seine ganze Fähigkeit darauf richtete, um seine Mitmenschen hier auf Erden glücklich zu machen durch seine Talente und durch seine Arbeiten, so hätte dies doch nur einen endlichen Wert, während ein anderer, der aber sich zur Lebensaufgabe macht, mehr mit Gott sich zu beschäftigen, wenn er auch der Mitwelt nichts zu nützen scheint, doch weit besser seine Aufgabe erfüllt, denn seine Beschäftigung hat einen unendlichen Wert.

Darum ängstigt euch nicht, wie man euch auch beurteilen mag. Von Hochmut kann keine Rede sein, wo eine Seele eindringt in diese Wissenschaft, welche die Heiligen alle angestrebt haben, und wie gut wäre es, wenn alle Priester deine Schriften lesen und den Geist, der aus ihnen spricht, in sich aufnehmen und für die Gläubigen zu verwerten verständen, dann wäre der Sieg der Kirche nicht mehr weit entfernt. Und wenn ihr den Frieden in euch befestigen wollt, dann höre auf die Stimme, die in dir spricht und befolget, was der Herr von euch verlangt.

Deine Freundin soll nur mit Ruhe und Gelassenheit die Ölbergstunden mit ihren übrigen Geschwistern durchkosten in der festen Überzeugung, daß sie nur kurze Zeit dauern, und daß auch für diese Familie der herrliche Ostermorgen anbricht, wo alles Leid in lauter Trost und Süßigkeit verwandelt wird.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

826 Am 6. Mai 1907

„Machet euch einen Begriff, was Ich für eine Angst gehabt haben muß, als das Blut zu den Poren herauskam.“

Jesus: „Welch große Freude habe Ich an der Familie der N.N. Welch großer Segen strömt aus auf die ganze Verwandtschaft. Wie werde Ich es ihnen belohnen! Jeder, der sich an dem Werk beteiligt, bekommt es belohnt. Diese Familie macht Mir aber ohnedies viele Freude, weil sie die Jungfräulichkeit bewahrt haben und ein so gutes Beispiel geben durch ihr jungfräulich, sittenreines Leben. Das strömt aus von der Familie. Wo ein Mitglied hinkommt, strömt Segen aus. Der Familie von N. kann Ich keine Leiden ersparen wegen der hohen Seligkeit, zu der sie berufen sind. Sehet doch, wie ging der himmlische Vater mit Mir um? Darum erwartet keine Erleichterung.“

Barbara: Ich sah die liebe Mutter Gottes in einem herrlichen Schmuck. Sie sagte:

Maria: „Das bedeutet nicht Meine Würde als Mutter Gottes, die Mir umsonst gegeben wurde, sondern nur, daß Ich die Jungfrauschaft bewahrte und die Tugenden, die Ich darin übte. Glückselig bist du, daß du geglaubt hast. Wie glücklich seid ihr! Bleibet nur recht einig!“

Jesus: „Was ist das für ein Schmerz gewesen am Ölberg! Wenn du solche Beängstigungen hast, erinnere dich, was Ich ausgehalten habe. Ihr habt noch nicht Blut geschwitzt. Machet euch einen Begriff, was Ich für eine Angst gehabt haben muß, als das Blut zu den Poren herauskam. In diesen Ängsten könnt ihr sehen, wie es Mir gewesen ist. Ich mußte noch sehen, wie die Liebsten und Treuesten, die Ich mitgenommen auf Tabor, noch auf- und davongelaufen sind. Das war ein Schmerz. Das könnt ihr auch daran sehen, daß Ich Blut schwitzte. Und wenn ihr eure Beängstigungen dem himmlischen Vater aufopfert in Vereinigung mit Meiner Angst am Ölberg, kann Ich euch keine Bitte abschlagen und muß euch alles gewähren.

Sage N., er soll die feste Zuversicht haben, daß er in Meinem Dienst noch vieles wirken wird. Er soll Meiner Mutter versprechen, daß er nach seiner Genesung eine Danksagungswallfahrt nach Lourdes machen wird. An der Lunge ist er nicht krank. Er hat nur unreine Säfte im Körper stecken und muß sich vor Erkältung hüten, weil er sich das aus Erkältung zugezogen und bedenken, daß man aus Leib und Seele besteht.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

827 Am 11. Mai 1907

„Einer Seele, die Mich fortwährend bestürmt, kann Ich nichts abschlagen, wenn es gut für das Seelenheil ist.“

Die liebe Mutter Gottes zeigte sich Barbara wie eine Jungfrau. Als wir Sie baten, Sie möge die Ströme der Gnaden hinaussenden zu allen Liebesbundmitgliedern, da wurde Ihr Herz wie ein murmelnder Quell. Auf einmal brachen Strahlen hervor und gingen in alle Welt hinaus, auf alle treuen Seelen nieder.

Als wir Sie für N. baten, ging aus Ihrem Herzen ein Bächlein in das Herz von Frl. N. hinein. Bei der geistigen Kommunion kam der Schutzengel von einer jeden von uns und reichte uns die heilige Kommunion.

Jesus: „Sage N., sie soll im jungfräulichen Stand verharren und bei all den ihr vom bösen Feind bereiteten Versuchungen gleich denken: ,Das ist nicht von Deinem Geist, mein Jesus, sondern von Satan‘, und gleich darüber weggehen. Sie soll sich keine Ängste machen, denn Ich habe sie zum jungfräulichen Stand ausersehen. Alles, was ihr vorkommt, all ihr Leiden soll sie in Vereinigung mit Meinem Willen Mir täglich darbringen. Sie hat Einfluß auf all die anderen Geschwister. Sie soll fest glauben, daß der Junge noch ein Priester werden kann. Das kann sie erbitten. Einer Seele, die Mich fortwährend bestürmt, kann Ich nichts abschlagen, wenn es gut für das Seelenheil ist. Auch wenn manches nicht so ist von den Familienmitgliedern, wie sie es wünscht, so soll sie nur ruhig abwarten. Keines geht verloren.

N. soll sich mehr beeinflussen lassen von der Kindlichkeit von N. und sich nicht so den Ängsten hingeben, sondern Mir mehr danken für die großen Gnaden, daß Ich einige ihrer Kinder ganz für Mich genommen habe. Auf die anderen kann sie mehr Einfluß ausüben, wenn sie ihre Sorge mehr auf Mich wirft. In ihrer letzten Stunde kann sie viel auf die Söhne einwirken, wenn sie nur die paar Worte sagte: „Liebe Kinder, vergeßt eure sterbende Mutter nicht und bedenkt ihre letzten Worte. Bestrebt euch und lebt so, daß wir uns in der Ewigkeit wiedersehen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

828 Am 17. Mai 1907

„Die Welt soll die Augen auftun und sehen, daß Ich überall eingreife mit Strafgerichten, um die Vergnügungssucht zu bestrafen.“

Jesus: „Sage N., sie soll sich alle Mühe geben, das kindlich, freudige Herz Mir immer so zu bewahren. Damit kann sie sehr viel bewirken, sowohl den Brüdern als dem Adelstand gegenüber, weil Mir gerade vom Adelstand und den besseren Ständen so wenig gedient wird, wo Ich ihnen doch so großen Überfluß gegeben und sie so vielen Menschen gegenüber die Erstlinge der Schöpfung sind im guten Leben. Ich halte Meinen strafenden Arm immer noch zurück, weil Ich so bestürmt werde von vielen guten Christen, aber die Welt soll die Augen auftun und sehen, daß Ich überall eingreife mit Strafgerichten, um die Vergnügungssucht zu bestrafen. Leset nur in den Blättern. Ich strafe die Armen, die keine Religion mehr haben, nur um sie aufzuschrecken und ihnen zu zeigen, daß Ich anerkannt sein will. Alles nützt nichts. Nur das Gebet der treuen Seelen hält Meinen Arm noch zurück und weil Ich immer aus dem Mund treuer Kinder rufen höre: ,Verschone Dein Volk’, ist Mein Zorn immer wieder abgekühlt.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

829 Vigil von Pfingsten am 18. Mai 1907

Barbara: Bei der Wallfahrt hatte ich nach der heiligen Kommunion eine innige Vereinigung mit dem Herrn, so eine Überzeugung, daß Er es ist, und ich verstand, daß wir den Weg machen sollten trotz des Pfingstamtes. Als wir gegen M. kamen, hatte ich eine solche Freude, und es war, wie wenn der Himmel aufgeht, und eine Prozession von Heiligen holten uns ab und in ihrer Mitte gingen wir, so daß wir ganz eingereiht waren in die Heiligen und in die himmlische Herrlichkeit. Vorher schon sah ich, wie der Herr Sich in unsere Mitte flüchtete (weil Er durch die Pfingstvergnügen überall verdrängt werde).

Ich sah den Heiligen Geist in Gestalt von einem Mann, aber eine Majestät voller Feuerflammen, wie wenn man in eine Sonne hineinsieht. In der Sonne sah ich die Gestalt noch viel feuriger, und die ganze Herrlichkeit strömte auf die liebe Mutter Gottes.

Jesus: „Ich will dir heute die Vorfeier zeigen vom morgigen Fest.“

Barbara: Als wir sangen „Großer Gott“, hat sich der Himmel mit uns vereinigt und alle haben mitgesungen, und ich hörte Instrumentalmusik mit dabei, die nicht zu beschreiben ist. Ich sah viele Priester, die sich dem Liebesbund angeschlossen. Sie hatten Palmen in der Hand, das bedeutet die große Wirksamkeit, und daß sie in ihrer Gemeinde den Sieg über den Unglauben davontragen.

Bei „Alles, was dich preisen kann, Cherubim und Seraphim“ hat sich die Engelwelt aufgetan, und sie kamen hervor, stimmten mit ein und vereinigten sich mit uns, mit der streitenden Kirche. Hinter dem Kreis der streitenden Kirche war ein anderer Kreis und da waren wir darunter wie hineingezwängt.

Bei „Heilig, Herr der Himmelsheere, starker Helfer“ öffnete sich das Fegefeuer und alles stimmte mit uns ein, und die ganze Schar der Engel flog hin und her und löschten die Flammen aus. Sie fühlten alle die Gnade mit, aber nicht alle sind erlöst worden, viele aber, die mir empfohlen, waren darunter. Ich sah in dem Flammenmeer, wie sie alle die Hände emporstreckten, um Hilfe flehend. Als wir das „Magnificat“ sangen und die Schar der Erlösten einzog, trat ein Mann vor mich hin, und ich erkannte ihn als Herrn N. Er zog jubelnd mit ein und eine ganze Schar nach.

Herr N. (†): „Sage meiner Frau, sie soll sich fest anschließen und ihr Leben einrichten nach Gottes Wohlgefallen.“

Barbara bat für eine Seele und der liebe Heiland sagte:

Jesus: „Sie möge sich ganz zurückziehen, und Ich verspreche ihr, daß sie mehr Vergnügen von jetzt an in Gott haben soll, aber anderer Art als die Kinder der Welt haben können. Ich will es ihr reichlich ersetzen, was sie sich entzieht, indem sie sich von der Welt zurückzieht.“

Als wir für Pater Ludwig baten, sagte der Herr:

Jesus: „Saget doch Dank, ihr habt die Gnade schon erlangt!“

Maria: „Heute werden euch alle Bitten gewährt, die mit dem Willen Meines Sohnes übereinstimmen.“

Die liebe Mutter Gottes brachte das liebe Jesuskind und sagte:

Maria: „Bereite sie vor! Ich will jedem Mein göttliches Kind geben. Ich will, daß ihr auch denjenigen Heiligen Ehre gebet, denen auf der Erde keine öffentliche Ehre erwiesen wird; denn es gibt viele heilige Klosterfrauen in den Zellen, heilige Missionare, die hinausziehen, und viele verborgene Seelen in der Welt, deren Tugenden nicht anerkannt werden, und diese will Ich von euch geehrt wissen, damit auch die Menschen sich trösten und sehen, daß sie im Himmel eine um so größere Ehre erlangen, je verborgener sie gewesen sind. Ihr habt teilgenommen am Spottmantel Meines Sohnes, so sollt ihr auch teilnehmen am Mantel der Glorie, den Wir heute tragen. So wie heute, so werdet ihr dereinst an der Goldenen Pforte von den Engeln und Heiligen abgeholt werden. O freuet euch!“

Barbara: Ich sah einen Saal, aber eine unermeßliche Weite darin. Es war die Stadt Gottes, und in dem Glanz, wo ich die Sonne gesehen, die alles in sich vereinigt hatte, war der Heilige Geist. Ich sah Ihn in Seiner Natur als Gott, und wie vernichtet war selbst die liebe Mutter Gottes vor Ihm, und die ganze Schönheit ergoß sich über Sie hinein. Das war die Vermählung mit der lieben Mutter Gottes.

Inhaltsverzeichnis Band 6

830 Am 21. Mai 1907

„Zwischen diesen beiden Klassen Menschen muß eine Klasse stehen, die in allem ihren Willen unter Meinen göttlichen Willen beugt.“

Jesus: „Sage den Schwestern in N., sie sollten mehr danach streben, sich Meinem Willen zu unterwerfen, denn die ganze Welt geht gegen Meinen Willen. Man arbeitet gegen alle Meine Anordnungen. Die Reichen, die Besitzenden dieser Welt, sie wollen die Religion raus haben, weil sie der Meinung sind, ihren Willen durchzusetzen. Die katholische Kirche lehrt die Unterwerfung unter den Willen Gottes und setzt ihren Launen Schranken. Auch die Armen, die Unterdrückten, wollen sich nicht mehr beugen unter die Lehre der Kirche. Sie wollen die Kirche draußen haben und nicht mehr glauben, weil sie der Meinung sind, wenn die Religion sie nicht mehr binde, könnten sie über alles herfallen.

Zwischen diesen beiden Klassen Menschen muß eine Klasse stehen, die in allem ihren Willen unter Meinen göttlichen Willen beugt, denen es einerlei ist, wie Ich es mache, die alle vorkommenden Ereignisse annehmen als von Mir geschickt. Dadurch muß die Welt ausgesöhnt werden mit der erzürnten Gottheit. Das will niemand begreifen, auch die Allerfrömmsten nicht, auch diejenigen nicht, die Ich Mir erwählt habe. Jeder will sein Kreuz abschütteln.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

831 Am 22. Mai 1907

„Niemand kann eine Seele zum Gebet zwingen, zum Guten fördern, wenn die Seele nicht selbst will.“

Jesus: „Beunruhige dich nicht wegen dem Mann (als könnte ein Weltmann nicht vor der Zeit erlöst werden). Meine Güte und Barmherzigkeit, als Ich in der tiefsten Erniedrigung zu dem reumütigen Schächer sagte: ‚heute noch wirst du bei Mir im Paradiese sein‘, ist dieselbe damals wie jetzt, wenn Ich eine Seele vor der Zeit aus dem Fegefeuer befreien will.

Jener war ein Verbrecher und Räuber und hatte kein Verdienst, und hier, wenn eine Seele Mir Meine Verdienste und Leiden vorhält und die Meiner Mutter und der ganzen Kirche, wie du es machst, und wenn eine Verwandte dabeisteht, wo Ich voraussehe, daß sie es gut macht, was noch fehlt, und wenn sie Mein kostbares Blut heraus- und in jene Seele hinüberleitet, wo wäre da zu zweifeln? Dazu gehört nur ein felsenfester Glaube!“

Barbara: Die liebe Mutter Gottes sagte, jetzt müsse gearbeitet und geschafft werden, auf daß die Kirche in ein anderes Geleise gebracht werde. Die Wallfahrtsgänge täten Ihr so viele Freude machen und so viele Verherrlichung Ihrem Sohne bringen, daß wir es erst in der Ewigkeit sähen, weil das Herz so geläutert und frei wäre und das Gebet so innig.

Maria: „Ihr bekommt die Gänge, die ihr hier macht, gut belohnt. Tut nur eure Augen auf und schauet, ob nicht alles erfüllt ist in der Kirche, was dir vorausgesagt worden ist.“

Barbara: „Aber man will doch kein Wasser in einem Sieb tragen. Was einst mit der Kirche verbunden und von ihr gutgeheißen ist, hat keinen Wert. Das sind nur Privatandachten, und wir haben keinen Priester, der uns beglaubigt.“

Maria: „Du irrst dich, Meine Tochter! Privatandachten sind alle Andachten, die je von einem Geschöpf verrichtet werden. Niemand kann eine Seele zum Gebet zwingen, zum Guten fördern, wenn die Seele nicht selbst will. Darin ist Gewissensfreiheit.

Und wie die Welt in materieller Beziehung sagt: Freiheit, Gleichheit ... Das ist die Weltsprache, aber sie wollen es nur in materieller Beziehung ausnützen für ihre irdischen Verhältnisse. Diese sind aber zu nichts nützlich als nur für den Augenblick des Daseins, des irdischen Lebens.

Die Freiheit der Kinder Gottes jedoch reicht über dieses irdische Leben hinaus und dazu gehören die Privatandachten, welche jede Seele aus Frömmigkeit, indem sie den guten Anregungen folgt, vollzieht, mag es sein ein Werk der Barmherzigkeit oder ein anderes gutes Werk, öftere Kommunion, so auch die Wallfahrtsgänge, es ist eine Anregung von seiten Gottes. Tuet es, solange euch Gott das Leben schenkt.

War es nicht auch eine Privatanregung, daß die Einsiedler hinauszogen in die Welt? Viele von ihnen sind zu keinem Priester gegangen, haben stillschweigend die Welt verlassen, sie haben keinen Priester gefragt, sonst wären sie nicht dazugekommen. Und rechne nur die Jungfrau von königlicher Abstammung, wie du gelesen, die sich vierzehn Jahre in eine Höhle verkrochen, ohne jemand zu sagen wohin, und sie hatte in derselben nichts getan als nur gebetet. Das sind lauter Privatübungen gewesen, so auch diese. Aber ihr tut es im Bereich der Kirche, und ihr braucht auch keine Beglaubigung von einem Priester. Fürchte dich nicht! Um was ihr innig anhaltet, was nicht gegen den Willen Gottes ist, das bekommt ihr. Ihr tut keine Bitten umsonst!“

Inhaltsverzeichnis Band 6

832 Am 23. und 28. Mai 1907

Jesus am 23. Mai 1907: „Sage N., sie sollten mit aller Entschiedenheit dahintergehen, denn ein Brief mache keinen Eindruck, wandere in den Papierkorb und es wäre abgemacht. Sie sollen sagen: ‚Du willst uns was vormachen, wisse, daß du uns nicht täuschen kannst. Du erfüllst deine religiösen Pflichten nicht, und wo glaubst du hinzukommen mit deiner Gesellschaft?‘ Werden diese für dich vor Gericht gehen? Wer nicht glaubt, ist schon gerichtet und verdammt in diesem Leben. Alle deine Geschwister sind auf gutem Weg. Du willst allein ins Verderben gehen? Jetzt haben sie ihn unter den Augen. Sie sollen die Gelegenheit benützen. Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Sie sollen nichts danach fragen, wenn es Verdruß gibt. Ihre Pflichten müßten sie tun.“

Jesus am 28. Mai 1907: „Sage den Schwestern zu ihrem Jubiläum, sie könnten Mir keine größere Freude machen, als daß sie fortführen, sich so mit den treuen Kindern in der Welt zu vereinigen, denn ihr Orden wäre ja der Heiligen Familie geweiht, und Ich wollte ja gerade durch die Jungfrauen die entarteten Familien in der Welt wieder emporbringen. Sie möchte doch alle ihre Untergebenen anleiten, über alle Ängstlichkeiten wegzugehen, denn sie könnten gar nicht glauben, was das vereinigte Gebet der Klosterfrauen mit Meinen treuen Kindern in der Welt für eine Macht hat über das Herz Gottes. Dem ist es zuzuschreiben, daß Mein Zorn noch nicht losgebrochen ist und nicht losbrechen kann. Sie sollen so fortfahren. Schon viele ihrer Schwestern sind vor Mein Angesicht gelangt, und Ich gebe der N.N. das Versprechen, daß sie also bald vor Mein Angesicht gelangt, sobald sie die Hülle abgelegt hat. Sie soll sich freuen auf ihren Heimgang.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

833 Am 29. Mai 1907

„Ich zähle nicht, Ich wäge nicht, Ich verzeihe, und die Güte Meines Herzens ist so groß, Ich rechne nur mit der Liebe.“

Barbara: Als ich von der Kommunionbank zurückkam, war ich von der achttägigen Krankheit so matt und schwach, aber noch ehe ich niederkniete, sprach der Herr schon so überzeugend, daß ich denken mußte, es ist der Herr:

Jesus: „Ängstige dich nicht wegen deiner sonderbaren Krankheit, die vergeht wieder, wie die Zeit vorüber ist, denn du sollst wissen, daß du mitfühlen mußt, und ihr alle, daß ihr mitfühlen müßt die Leiden Meines mystischen Leibes, denn die Kirche feiert in dieser Zeit das Fest Meines heiligen Fronleichnams, das ist das Fest Meines Fleisches und Blutes, und das wird von Millionen von Menschen zertreten. Da muß es Glieder Meines Leibes geben, die das mitfühlen. Daß du dein Blut in beständiger Wallung fühlst, das ist nur das Mitgefühl von Meinen Leiden.“

Barbara: „O Herr, ist es denn möglich, daß Du, der große Gott Himmels und der Erde, zufrieden sein kannst mit solchen Geschöpfen, wie wir sind, mit all den Unvollkommenheiten, die wir an uns haben?“

Darauf sagte der Herr so beruhigend und lieb:

Jesus: „Recht hast du schon, erwecke nur einen Akt der vollkommenen Reue. Es ist wahr, Ich habe vieles an euch zu rügen, aber wo soll Ich Mich hinwenden? Ich zähle nicht, Ich wäge nicht, Ich verzeihe, und die Güte Meines Herzens ist so groß, Ich rechne nur mit der Liebe. Die Liebe hat euch Menschen in das Dasein gerufen, und um geliebt zu werden, habe Ich euch erschaffen. So sind alle Menschen, wie ihr seid. Wo soll Ich Mich also hinwenden? Ich verlange von euch eine tiefe Demut, daß ihr euch immer recht verdemütigt.

Und jetzt glaube, was Ich dir sage: Sage es allen Meinen Dienern und Dienerinnen, die mit euch in Verbindung stehen, daß das, was Ich dir gestern abend in der Mai-Andacht gezeigt habe, Ich dir heute abend wieder sage, daß dies der Damm ist, den Ich bilden will mit dem Menschengeschlecht. Seid nicht so engherzig und so kleingläubig. Erweitert eure Herzen, wenn ihr auch nichts erfahrt und die Sicherheit von keinem Priester kommt. Ihr erfahrt es von der Kanzel und vom Heiligen Vater, daß die ganze Christenheit zum Gebet aufgefordert wird. Das muß euch genügen.

Es ist mit dem Gebet der Gerechten, wie Ich dir gestern abend gezeigt habe, wie wenn ein Haus in Flammen steht und die Feuerwehr stellt sich ringsherum und gießt Wasser in die Flammen. Ist das Haus auch nicht zu retten, so dämmen sie doch das Feuer ein, und es bricht in seinem Herd zusammen. So ist es, wenn viele gerechte Seelen den Zorn Gottes zu beschwichtigen suchen. Lassen diejenigen, die den Zorn Gottes heraufbeschworen, sich auch nicht mehr retten, so werden doch wenigstens diejenigen gerettet, die sich noch retten lassen wollen, und das Feuer der Leidenschaft kann nicht mehr weiter um sich greifen, um auch andere Seelen zu verführen.

So ist es mit dem Werk. Wer sich anschließt und auf Meine Stimme achtet, der läßt sich von dem Feuer der Leidenschaft, welches Satan angeblasen hat, nicht ergreifen; er bleibt unberührt davon. Auch diejenigen, welche dasselbe anstreben wie ihr, sind unbewußt dabei. Nur diejenigen, die hartnäckig sagen: ‚Ich glaube an übernatürliche Dinge nicht, ich lebe fromm und mache es, wie ich will‘, die rechne Ich nicht zu dem Werk, weil ein Akt des Glaubens dabei sein muß, der Glaube, daß Ich es angegeben, daß das Heiligste Sakrament verherrlicht werden und dadurch die Menschheit gerettet werden soll.

Das habe Ich durch euch angeregt, und wer sich aus Eigensinn und Bosheit entzieht, ist nicht mit einbegriffen und hat die Gnade nicht. Seid nicht ängstlich, wenn auch Pater Ludwig nicht dabei ist. Ihr seid im Rahmen der Kirche und befolgt das, was die Kirche befolgen soll, um das Feuer der Leidenschaft zurückzudämmen, welches die Hölle angeblasen hat und wozu sie all ihre Helfershelfer Tag und Nacht anstachelt. Durch das Gebet wird es zurückgedämmt, wie bei einem großen Brand, wenn sich die Feuerwehr darumstellt und fortwährend Wasser hineingießt. Wenn auch die Gegenstände vernichtet werden, das Feuer kann nicht fortschreiten. So ist es mit dem fortwährenden Gebet der Gerechten. Sie dämpfen fortwährend die Bosheit der Hölle und der Leidenschaften ein; sie können nicht, wie sie wollen, sie sind gehalten. Daher sind sie nicht so kühn wie in früheren Zeiten.

Schreibt den Klosterfrauen, wer noch nicht dabei ist, soll sich dazu tun. O könnte Ich alle Ordensleute und Priester sammeln bis hinauf zum Stuhl Petri und herab zur letzten Ehefrau oder Jungfrau in der Welt, die Mich noch zu lieben suchen im Liebesbund, damit durch die ganze Welt, bis hinauf zum Throne Meines Vaters, nur eine Stimme erschalle: ‚Verschone, o Herr, Dein Volk‘, und ‚O Herz Jesu, wir wollen Dich trösten und lieben für alle, die Dich betrüben und nicht lieben!‘

Sage Meiner Tochter, sie möge sich umsehen nach einer klugen, demütigen Nachfolgerin, die es verstehe, den Frieden und die Einigkeit zu wahren unter den Schwestern, denn Ich werde sie bald abrufen und an der Goldenen Pforte ihr entgegenkommen mit all den jubelnden Schwestern, die ihr vorausgeeilt und Mich schauen, wie Ich bin. Sie brauche nicht ängstlich zu sein. Durch das vereinigte Gebet wird Mir immer Ersatz und Sühne geleistet. Die Katholiken scharen sich zusammen, mag der Feind toben und wüten, er kann nichts machen. Ich habe schon oft bei dir Zeugnis gegeben, was die Macht des Gebetes und eines Löwenmutes vermag bei deinen Vorgesetzten, wie Ich dich an der Hand genommen und aus ihrer Mitte herausgenommen und vogelfrei hingestellt, und wenn es nicht anders ist, nehme Ich sie hinweg. Siehe, wie sie alle geschlagen sind, wenn du ein entschiedenes Wort redest. Das ist für die ganze Kirche ein Zeichen, wie sie es machen sollen. Wenn die treuen Katholiken mit Mut und Entschlossenheit den Glauben bekennen und hinausziehen unter die gottlose Welt, mögen sie auch noch so sehr schreien, kein Mensch kann darüber hinaus. Niemand kann über Meine Macht, und ihr habt unter euch die höchste Macht. Ihr habt Mich Selbst. All die ängstlichen Seelen, die so kleinlich sind und nicht über sich hinwegkommen, sollen beherzigen, was Ich gesagt. Ich bin mit allen zufrieden, die nur einigermaßen guten Willen haben.

Schauet auf diese Meine Dienerinnen; sie sind so unvollkommene Menschen, wie alle unvollkommene Geschöpfe sind, und doch freue Ich Mich, in eurer Mitte zu sein. Dasselbe gilt für all die Seelen, wo sie stehen, für alle Meine Bräute und alle treuen, gottliebenden Seelen, die Mir noch dienen wollen. Sie sollen jetzt auf Meine Worte hören und nicht sich selbst suchen und ihre eigene Befriedigung, sondern sie sollen sich alle erfreuen in Meinem göttlichen Willen, wie Ich ihn auch heute wieder kundtue.

Das Gebet ist auch die Ursache, daß das Wort Gottes feuriger verkündet wird, und daß sie alles aufbieten, das Volk herbeizuziehen. Ihr Wort allein brächte nichts fertig, wenn es nicht unterstützt, betaut und begossen wird mit dem Gebet der Gerechten. Das Wort zündet, aber das Gebet erlangt die Gnade des Verständnisses und der Erkenntnis in den Seelen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

834 Fronleichnamsfest am 30. Mai 1907

„Die Menschen müssen erst geprüft und geläutert werden, denn Ich will Meine Wohltaten nicht an Undankbare verschwenden.“

Barbara: Der Herr sagte unter der Prozession, wir sollten alle drei die Freunde besuchen, die es so sehr wünschten. Wir sollten ihnen aber schreiben, Er Selbst verböte allen, uns anders zu bewirten als alltäglich, alles Übertriebene solle vermieden werden, denn wir dürften nicht kommen, um Leute zu belästigen, sondern uns in Ihm zu erfreuen, um gegenseitig unsere Liebe zu Ihm zu entfachen und zu begeistern, weil Er nichts sehnlicher wünsche, als daß alle frommen Seelen sich von dem Feuer mit fortreißen lassen. Denn alle, die sich gläubig beteiligen am Liebesbund, bleiben unberührt von dem Gifthauch, der die ganze Welt durchströmt: Unglaube und Vergnügungssucht.

Jesus: „Fürchtet euch nicht vor den Strapazen der Reise. Ihr sollt euch ganz Meinem Willen überlassen. Ich erfülle eure Wünsche, aber zuerst will Ich eine vollkommene Vereinigung mit Meinem Willen sehen. Solange man an etwas hängt, erlangt man es nicht. Die Menschen müssen erst geprüft und geläutert werden, denn Ich will Meine Wohltaten nicht an Undankbare verschwenden. Ebenso auch mit N. Erst muß Ich die Schlacken reinigen und dann, wenn sie sich ganz gebeugt unter Meinen Willen, führe Ich ihnen N. wieder zu. Ihr sollt alle Herzen mit fortreißen und von Meiner Liebe sprechen. Die Liebesbundmitglieder sollen nur auf euch sehen, ob Ich euch was erspare.“

Barbara sah in der Prozession, wie wir in einen Nebel der Gnade ein Stockwerk hoch hinaufgezogen waren. Barbara sah auch die Angehörigen von uns, die in Mainz gelebt, auch N. und Schw. Aug., und wie alle sich freuten und beim Segen sich so tief verneigten und anbeteten, während sie die Verwandten, die außerhalb gewohnt, sich an deren Prozession beteiligen sah in ihrer Heimat.

Inhaltsverzeichnis Band 6

835 Brief Barbara an Ihren Bischof v. 30. Mai 1907

Der Herr diktierte Barbara einen Brief an den hochwürdigsten Herrn Bischof und sagte: „Das ist die Ursache, daß ihr nicht fortdurftet.“

„Hochwürdiger Herr Bischof!

Ich erlaube mir, Ihnen folgende Mitteilung zu senden, bitte aber um Ihre gütige Erlaubnis dazu, denn ich halte es für einen großen Undank, den überfließenden Erguß der göttlichen Liebe zu verschweigen, womit der Herr vielfach in letzter Zeit wieder meine arme, sündige Seele überschüttet. In Abgang eines Seelenführers muß ich mich an Sie wenden, denn die heilige Theresia sagte, es sei ein sicheres Zeichen, daß eine Seele vom Geiste Gottes geleitet werde, wenn sie sich angetrieben fühle, sich auszusprechen. Im Gegensatz zu dem, was ich Ihnen voriges Jahr zum Fronleichnamsfest berichten mußte, nämlich, daß der Herr Sich sehr beklagte über die Unandächtigkeit der gläubigen Christen bei der Prozession 1906, hat es sich nach den Mitteilungen aber, die ich heute 1907 hatte, im letzten Jahre um vieles gebessert. Und zu meiner Freude hörte ich von meinen Angehörigen, daß man zu Tränen gerührt gewesen sei, wenn man die innige Andacht, die jeder Teilnehmer an der Prozession an den Tag gelegt, gesehen hätte.

Bei dem Engelamt in der Pfarrkirche St. Ignatius hatte ich das große Glück, mit den Augen meiner Seele, anstatt der Monstranz auf dem Altare, den Herrn leibhaftig gegenwärtig zu sehen. O meine Hand ist zu ungeübt und meine Sprache zu arm, um die Gefühle auszudrücken, die mein Herz erfüllten. Mit der heiligen Theresia möchte ich auf die höchsten Berge steigen, ja die ganze Welt möchte ich durchlaufen und alle frommen Seelen auffordern, mit mir Den zu lieben, Der allein alle unsere Liebe verdient. So voller Zärtlichkeit überschaute Sein Auge die dichtgefüllte Kirche, als wollte Er sagen: So ist es recht, Meine Kinder!

Als der zweite Segen gegeben wurde, breitete Er die Arme aus, und jede Hand wurde zu einer Sonne, deren Strahlen über die ganze Welt dahinflossen. Der Herr ließ mich erkennen, was dieses Gesicht zu bedeuten habe:

Jesus: ‚Siehe, wie an finsteren, nebligen Tagen, sobald die Sonne ihre Strahlen über die Fluren sendet, der Nebel und die finsteren Schatten weichen müssen und sich in ihrem Nichts verlieren, so wird Meine Kirche siegen über alle ihre Feinde. Darum sage deinem Bischof, er möge dafür sorgen, daß die Worte, welche Ich dir diktiere und in deinen Schriften niedergelegt sind, eine weite Verbreitung finden, so wie ihr alle seht, daß keiner wagt zu spotten bei einem entschiedenen freien Bekenntnis seines Glaubens, und wie alle, wenn auch wutschnaubend, zittern vor der übernatürlichen Gewalt, die ausgegossen ist und nur ausgegossen ist in Meiner heiligen, katholischen Kirche, weil Ich in eurer Mitte wohne. Sage ihm, wenn er mit dem heiligen Bonifatius siegen wolle über den Un- und Irrglauben, der immer frecher in dieser Stadt sein Haupt erhebt, wie Ich früher bei einer Fronleichnamsprozession gezeigt, dann müsse nur fortgesetzt werden, den gläubigen Christen zu sagen, ihrer Liebe und dem Zuge der Gnade zu folgen. Wie oft habe Ich dir gesagt, Meine Diener, die Priester, sollen das Kreuz übergolden, das heißt, sie müssen den Gläubigen das Leben aus dem Glauben auch lieblich und angenehm zu machen sich bemühen, nicht nur die Fronleichnamsprozession, sondern auch die von frommen Personen und Vorfahren geübten Wallfahrten nach Marienborn, Gonsenheim usw. zu fördern suchen.‘

Diese zu befördern sei für das gläubige Volk von großem Nutzen. Es sei für Leib und Seele eine Erholung und ein Damm auch für die von guten Christen immer mehr überhandnehmenden Ausschweifungen und Vergnügen, und welchen Eindruck hinterlasse das gute Beispiel bei dem armen Landvolk. Es sei eine große Schmach für Ihn, den Herrn, daß man zugebe, daß Sein heiliges Kreuz in einem Sack versteckt durch die Straßen der Stadt Mainz getragen werde an solchen Wallfahrtstagen und weiter nichts als eine große Feigheit der Katholiken. Was läge daran, wenn einige spotten. Eine einzige Seele, die Sein Bildnis mit gläubigem Herzen betend begleite, erfreue Sein Herz mehr als alle ungläubigen Spötter Ihm Schmach antun könnten. Für diese sei die Ewigkeit, dort hörten sie schon auf, Sein Erlöserbild zu verspotten. Je inniger und enger im Glauben verbunden wir uns an Ihn anschlössen, desto kleinlauter müßten unsere Feinde werden.

Jesus: ‚Denn Ich werde das kleine Häuflein beschützen und den Feinden Meine Macht zeigen. Ja, Ich werde Meiner Kirche zu Hilfe kommen, wie Ich dir zu Hilfe kam in dem dir aufgetragenen Werk, und wenn Ich alle hinwegnehmen müßte. Habe Ich nicht, um dich der Gewalt deiner Vorgesetzten zu entziehen, dich auf Meinen Händen gleichsam hinweggetragen und sie hinweggenommen, weil sie Meinen Willen, den Ich durch dich ihnen zu erkennen gab, doch nicht annehmen wollten?

Ich habe deinen Seelenführer nur deshalb in diesen Schwächezustand versetzt, weil Mein Werk jetzt durchgeführt werden soll. Nicht wahr, die Ärzte sagten: ‚Er kann nach gewöhnlichem Verlauf nicht mehr leben, er muß jeden Augenblick sterben.‘ Und er stirbt nicht, weil Ich es nicht will. Weil man Wunder verlangt, sollen sie Wunder haben. Ich habe ihm nur den Verstand genommen, damit du genötigt bist, Meine Worte hier in Mainz, wo du bist, deinem Beichtvater mitzuteilen; denn die Kirche von Mainz soll Meine Wunder bestätigen. Durch die Erlaubnis eurer früheren Vorgesetzten sind Meine Worte bis zu den höchsten Kreisen der gläubigen Seelen vorgedrungen. Die Missionsgesellschaft der Deutschen Frauen und Jungfrauen verdankt ihren Ursprung dieser Quelle, und alle frommen, gottliebenden Seelen, die davon schon Kunde erhielten, warten nur noch auf ein Wort von der Mainzer Kirche, und die Begeisterung und ein Umschwung zum freudigen Bekenntnis des christlichen Glaubens steht bevor.

Vor Jahren habe Ich dir gesagt: Im Jahre 1908 sollt ihr euren zweiten Pilgerzug nach Lourdes machen. Es werden viele sich anschließen und Meiner heiligen Mutter ihre Danksagung darbringen für die zu siegen beginnende Kirche.‘

Bei der Prozession sah ich wieder die triumphierende Kirche sich vereinigen mit uns, aber immer geschieht das erst, wenn der Dom auszieht. Ich kann nicht anders denken, als daß die Engel und Heiligen uns nur beweisen wollen, daß wir armen Menschen hier auf Erden dasselbe Glück haben, was sie im Himmel so glücklich macht. Ich fordere Sie auf, aus Dankbarkeit gegen den im Allerheiligsten Sakrament wohnenden Gott mit mir das Magnificat zu sprechen. Ja, meine Wonne ist so groß, daß ich alle Menschen dazu auffordern möchte. Wer kann uns denn diese Herzensfreude geben? Wer aber auch kann sie uns nehmen? Keine Macht der Welt! Fort also mit der Menschenfurcht! Verzeihen Sie, wenn ich rede wie mit meinesgleichen. Es geht mir wie dem heiligen Paulus, als er vor dem heidnischen Kaiser stand und jener ihm zurief: ‚Paulus, du bist von Sinnen!‘

In tiefster Ehrfurcht

gez. Barbara Weigand“

Inhaltsverzeichnis Band 6

836 Am 31. Mai 1907

Jesus: „Die Prozessionen sollten gefördert werden. Die Menschen in den Städten brauchten hie und da eine Erholung für Leib und Seele, und das wäre die beste, wenn die Christen sich öffentlich vereinigen, ihren Glauben zu bekennen.

Ihr sollt direkt nach Aachen reisen und Luise soll mit Mut an die Pforte gehen und fragen um die Erlaubnis, Pater Ludwig als seine Schwester zu sehen. Sie soll allein hingehen und den anderen Geschwistern berichten, wie sie Pater Ludwig gefunden hat und anderen Tages abreisen. Ich will, daß ihr zu dritt reist, weil Ich in eurer Mitte sein will, und die Freude wäre nicht vollkommen, wenn eine fehlte. Ich will auf dem ganzen Weg euch begleiten.

Dort, wo ihr hinkommt, sollt ihr Freude hinbringen und andere sollen sich mit euch freuen in Mir. Alle eure Gespräche sollen auf Mich gerichtet sein, auf Meine göttliche Liebe, denn Ich will die treuen Seelen nur zusammenführen, um Mich in ihnen zu erfreuen und Mir einige Genugtuung zu verschaffen für den Schmerz über den großen Undank der Menschen, die Meine göttliche Natur wegleugnen wollen. Sobald euer Gespräch ablenkt, soll eine von euch ein Zeichen geben und sagen: ‚Der Herr ist da!‘ Sage N., solange die Mutter noch lebt und das Band der Familie so eng geknüpft ist, soll sie sich allem unterwerfen, bis sie auf eigenen Füßen steht. Dann könne sie Mir dienen nach Herzenslust.“

Barbara: „Ist dieser Gottlose gerettet?“

Jesus: „Es soll sich kein Gottloser darauf berufen und sagen, am Ende geht es mir doch noch gut. Ihr sollt im ungewissen bleiben. Seine Frau soll sich ernstlich abwenden von dem bösen Leben und sich bekehren. Wer einmal Meiner Gerechtigkeit anheimgefallen ist, der kann auch büßen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

837 Am 1. und 2. Juni 1907

Barbara: Nach der heiligen Wandlung kam der Herr auf mich zu und hatte ein Kreuz in der Hand, das einen halben Meter lang und seitwärts mit einem Dornenkranz umflochten war.

Jesus: „Dieses Kreuz wirst du tragen dein ganzes Leben lang; es ist das dir aufgetragene Werk. Der Dornenkranz sind die vielen Widersprüche und Verdemütigungen, die du für Mich erduldet hast.“

Barbara: Zuerst war ich allein, dann sah ich meine zwei Freundinnen. Sie hatten dasselbe Kreuz, und alle, die sich anschlossen, hatten ein Kreuz in der Hand.

Jesus: „Hier umschlingt das Kreuz ein Dornenkranz, aber drüben wird er sich in Rosen umwandeln und alle Himmelsbürger können es sehen.“

Barbara am 2. Juni 1907: „O Herr, aller Welt ist man zum Spott. Hier heiße ich so, dort so, und dort in meiner Heimat, was werden sie da sagen?“

Jesus: „Komm, Ich will dich entschädigen!“

Barbara: Er zeigte Sich mir unendlich liebenswürdig und lud mich ein, in Sein Herz einzutreten.

Jesus: „Komme und entschädige dich, hier bist du nicht verstoßen. Setze dich hier und sieh dich um.“

Barbara: Es war ein so prächtiger Saal, daß nichts damit verglichen werden kann. Alles, was ich sah, war über alle Beschreibung. Ich selbst sah mich so umkleidet wie in ein Goldgewand. Und der Herr sagte:

Jesus: „Schau dich um, was du noch siehst.“

Barbara: Da sah ich auf goldenem Grund mit weißen Buchstaben unsere drei Namen stehen und dahinter die Braut Meines Herzens.

Jesus: „Seid ihr da nicht entschädigt?“

Inhaltsverzeichnis Band 6

838 Am 4. Juni 1907

„An dem Weg des Kreuzes, den sie gehen, können die Un- und Irrgläubigen sehen, daß dies die wahre Religion ist.“

Jesus: „Als Ich ans Kreuz gestiegen bin, war die Kirche klein und unscheinbar, die Christen mußten sich in Katakomben flüchten und viele ihr Leben hingeben, um durch ihre Leiden dem Glauben Eingang zu verschaffen. Als sie sich aber ermannten und frei und offen ihren Glauben bekannten, hörte die Verfolgung auf, und Meine Kirche konnte sich allenthalben ausbreiten. Jetzt ist für Meine Kirche wieder die Katakombenzeit, die Kirche muß sich flüchten, wenn auch nicht überall, aber in vielen Gegenden, wo das neue Heidentum sich die Oberherrschaft errungen. Das lasse Ich zu, um sie zu läutern und zu sieben und die Guten auszuscheiden. Wie früher durch das Blut der Märtyrer die Kirche neue Seelen erobern und zum Sieg geführt werden mußte, weil Mein Leiden immer ersetzt werden muß, da Ich Selbst nicht mehr leiden kann, so muß durch die Leiden und Verfolgungen der einzelnen Guten Meine Kirche zum Sieg geführt werden und die anderen Seelen gerettet werden. Werdet darum nicht irr, wenn Ich euch das Kreuz nicht abnehme.

Saget all den vielen Ordensleuten, sie sollten ihr Anliegen all zusammen in Mein Herz verschließen und großmütig handeln, damit sich Meine Kirche wieder aus den Katakomben herausarbeiten und auf den Glanzpunkt gestellt werden kann, von dem die Leidenschaft der Menschen sie herabgezogen hat. Es gibt noch Länder, wo die Leidenschaft noch nicht so tief eingedrungen wie in Frankreich, wo der Unglaube die Oberhand gewonnen. Da will Ich die guten Christen um Mich zusammenscharen und durch Mich und mit Mir im Heiligsten Sakrament soll der Sieg beschleunigt werden.

Eure Kreuze sind nur Kleinigkeiten gegenüber dem überschwenglichen Lohn, den ihr damit verdient. Denn Ich habe die Engel wie die Menschen Mir ähnlich erschaffen, daß sie teilnehmen sollen an Meiner Herrlichkeit. Den Engel habe Ich wegen seiner Untreue sofort furchtbar gestraft, dem Menschen aber die ganze Lebenszeit Bedenkzeit gegeben. Da muß nun Meine Gerechtigkeit sich ausgleichen. Satan muß sehen, wie Ich es zulasse, daß die ganze Lebenszeit des Menschen er sich abplagen muß, und daß sein ganzes Leben eine Prüfungszeit ist. Er muß sich schämen, wenn er sieht, wie der Mensch die lange Prüfung übersteht, während er, der hohe, mächtige Geist gegenüber dem armen Menschen, eine kleine Prüfung nicht bestanden hat.

Tröstet euch mit der unendlichen Herrlichkeit, die Ich euch versprach. Kein Irr- und Ungläubiger soll und kann Mir einen Vorwurf machen, als habe er es nicht verstanden und die Gnade nicht gehabt, wie ihr Katholiken. Denn die Katholiken bekommen im Himmel eine Belohnung, worüber die anderen staunen, daß sie so vorgezogen sind. Das müßten die Katholiken aber dadurch verdienen, daß sie die einzigen sind, die wegen ihres Glaubens so hart geprüft werden, damit kein Irr- und Ungläubiger in der Ewigkeit sagen kann: „Ich habe es nicht gewußt, daß das die wahre Religion ist!“ Deshalb führe Ich die Katholiken den Weg, den Ich gegangen. An dem Weg des Kreuzes, den sie gehen, können die Un- und Irrgläubigen sehen, daß dies die wahre Religion ist. Das ist aber auch das Geheimnis, warum ich eure Bitten nicht sogleich erhöre!“

Inhaltsverzeichnis Band 6

839 Am 6. Juni 1907

„Daß nur diejenigen gerettet werden, die sich flüchten unter den Schutzmantel Meiner Mutter.“

Jesus: „Ich bin wie ein Gefangener in eurer Mitte. Die Fesseln, die Mir angelegt werden, das ist die Liebe, die aufrichtige Liebe Meiner Kinder, die Mein Herz umstricken und die es nicht loslassen. Die Liebe, die Liebe zieht Mich herab. Ich habe es geschworen, in eurer Mitte zu sein, und Ich will der Menschheit beweisen, was der Glaube und die Liebe vermag. Da, wo gläubige Seelen Mir noch dienen, da strömt der Segen herab auf die sündige Welt. Gläubige Seelen sind es, die den Zorn Meines himmlischen Vaters immer wieder besänftigen, und wenn Ich auch teilweise die Welt strafen muß, wird Mein Zorn immer wieder besänftigt durch die Liebe Meiner Kinder, und Ich muß ihn zurückhalten.

Meine Kirche ist das neue Israel. Um ihretwillen verschone Ich die Welt, und alles, um was ihr in Meinem Namen bitten werdet, das wird Mein Vater euch geben. Eine gläubige Seele hat Mein Herz verwundet mit einem ihrer Haare, das heißt, was sie tut, wenn es auch noch so gering ist, so armselig, Ich kann ihr nicht widerstehen, denn Ich bin ein Gott der Liebe. Die Liebe ersetzt alles, was Meinen armseligen Geschöpfen abgeht an Tugend und Vollkommenheit.

Darum seid nicht ängstlich, ertragt die Leiden, die Ich euch zusende. Denn seht, Mein Herz ist bedrängt, weil so viele Mich hinausstoßen. Ich nehme Meine Zuflucht zu euch, da will Ich Mich trösten. Ich habe Meine Kinder zu euch geführt, damit Ich Mich in euch tröste und ihr euch tröstet in Mir, denn in eurer Mitte will Ich wohnen. Ihr werdet wohl nicht alles verstehen, was Ich euch zusende, es kommt aber die Zeit, wo ihr Mich preisen werdet, wo ihr dann seht, in welcher Ordnung Ich alles angeordnet habe zu eurem Besten. Und wie ein milder Regen strömen die Gnaden vom Himmel auf die Bewohner dieses Hauses.“

Barbara: Bitte für den Sünder ... O ein ganzer Kreis ist um ihn, die Engel kämpfen um seine Seele, wo sollen sie ankommen ...

Jesus: „Sie ist gerettet! (Kranke in Operation) Nur Geduld, Meine Kinder, sie wird nicht sterben. H.N. habe Ich nicht umsonst in dieses Haus geführt, weil Mein Auge mit Wohlgefallen auf ihm ruht. Er wird noch eine große Wirksamkeit entfalten und Mir viele Seelen zuführen.

O wie viel Gutes wirkt ein gläubiger Priester (Pater N.). Sie sind Meine rechte Hand und je mehr der Glaube schwindet unter den Völkern, desto inniger und gläubiger müssen die Meinigen sich scharen um Mich, denn nur der Glaube und die Liebe wird siegen, und wie Ich in Meinem sterblichen Leben der Menschheit gezeigt habe, daß Ich nur da Meine Gnade ausgegossen, wo Ich gläubige Herzen gefunden, so wird, solange die Welt steht, nur der Glaube die Liebe bestätigen.

Fürchte dich nicht, du kleine Herde. Ich habe dir gezeigt im Jahre 1900 in der Weihnachtsnacht, daß eine Zeit kommt, wo das gläubige Christenvolk sehr zusammengeschmolzen ist, und die Zeit ist jetzt gekommen, und daß nur diejenigen gerettet werden, die sich flüchten unter den Schutzmantel Meiner Mutter. Du hast die Christen gesehen unter der Gestalt eines Kindleins, das heißt, so klein wird das Häuflein der Christen werden wie das kleine Kind, das sich in den Armen Meiner Mutter verbarg, und daß diejenigen, die noch wahre Christen sind, es nur sind, weil sie sich flüchteten unter den Schutz Meiner Mutter. Aber dieses kleine Häuflein wird siegen.

Die Eisdecke des Unglaubens, die Ich dir gezeigt, die sich ausgespannt hat über Meine ganze Schöpfung, die soll zerschmelzen durch die Liebe Meiner Kinder. Meine triumphierende Kirche wird sich mit der streitenden Kirche vereinigen und die Eisdecke zerschmelzen. Wie im Frühjahr die Sonne die Eisrinde schmilzt und die Blumen hervorlockt, so werden durch den Eifer Meiner treuen Kinder die Blümlein der Tugenden die ganze Welt übersäen und ein neues Leben wird entstehen und Meine Kirche wird hinaufgerückt werden auf den Glanzpunkt, von dem sie hinweggerückt ist zu jener Zeit, wo Meine Kirche reich war und zu viel mit der Welt liebäugelte. Ich habe sie geläutert, denn jetzt steht sie tief gedemütigt, weil alle Völker glauben, sie verachten zu dürfen, denn die Hölle hat viele, viele Helfershelfer gefunden; aber sie sollen verschwinden wie der Nebel vor dem Sonnenlicht.

Ich will Meine treuen Kinder zusammenführen. Ich will einen Freundschaftsbund schließen, wie Ich ihn geschlossen habe nach der Sündflut. Ich will mit zwölf armen Fischern die Welt retten, die Ich hinaussandte in die Welt, denen Ich versprochen habe, daß die ganze Welt unter ihren Schritten soll bekehrt werden. Arme und ungelehrte Fischer habe Ich Mir erwählt. Arme und ungelehrte Werkzeuge werde Ich Mir erwählen, damit niemand sich rühmen kann. Ich bin es, Ich, der Herr, euer Gott, und Ich werde Mein Wort halten, was Ich versprochen. Ich werde Meine Kirche zum Sieg führen. Obwohl es scheint, als sei alles verloren, wird alles gerettet sein.

Darum freuet euch mit Mir und feiert dies Fest mit großer Freude, denn der ganze Himmel wird sich mit euch freuen. Große Freude wird sein in diesem Haus, große Freude wird einziehen, wo Ich euch hinführe. Denn nach tiefer Erniedrigung und Verachtung, die Ich euch zukommen ließ, will Ich euch auch hinführen unter gläubige Kinder, damit ihr euch freuen könnt in Mir und Ich in euch.

Darum werdet nicht irre, wenn Ich gerade in die Familie hinein große Leiden sende, die Mir treu dient; denn nur mit tiefen Leiden, nur dadurch können viele Seelen gerettet werden. Nur das ist der Weg, der zum Himmel führt, den die Welt nicht verstehen will. Darum freuet euch und tragt euer Kreuz gerne ... Ja, wahrhaftig, Ich bin gut!“

Barbara: „O es ist zuviel, ich kann das Glück nicht fassen. O mein Jesus, habe Erbarmen. Wir sind alle in Seinem Herzen eingeschrieben. Wir sind alle hineingesenkt in Sein heiligstes Herz, in diese Wohnung, in diese glückselige Wohnung. O ihr alle, dankt doch meinem Jesus. Wie unendlich gut bist Du!“

Jesus: „Ja, weil Ich Meine Freude habe an den Menschenkindern! N. – Ich segne ihn, er bekommt noch eine große Wirksamkeit hier, und durch die gläubigen Priester hier entfaltet sich ein großer Segen, der bis zum Ende der Welt bestehen wird, weil ihr Geist sich fortpflanzt.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

840 Herz-Jesu-Fest am 7. Juni 1907

„Meine Kirche muß aus den Katakomben des neuen Heidentums herausgearbeitet werden und auf den Glanzpunkt gestellt werden.“

Barbara: In N. sah ich während dem Gesang der Schwestern, wie Sein Segen sich ausbreitete über ein Haus, wo gute Vorgesetzte sind. Wie Er die Menschen segnet mit zeitlichen Gütern, so eine Ordensgemeinschaft mit zeitlichen und geistlichen Gütern zugleich, wenn die Vorgesetzten die Untergebenen nach Seinem Willen leiten. Der Herr zeigte mir eine goldene Treppe, da stand ein Priester darauf und hatte drei Stäbe in der Hand. Er ging voraus, dann die Oberin und alle Schwestern Schritt für Schritt hinauf.

Jesus: „Den guten Priester gab Ich ihnen ins Haus, um ihnen damit eine Gnade zu erweisen und eine Belohnung für ihren frommen Sinn. Siehe, wenn gute Vorgesetzte zusammenwirken, führen sie Schritt für Schritt die Seelen, die mit ihnen verbunden sind, voran. Die drei Stäbe sind die evangelischen Räte, an denen er die Seelen vorwärtsbringt, und es schließen sich viele Weltleute an. Durch das gute Beispiel der Schwestern fühlen sich andere angezogen, Mich zu lieben. Dies ist das Geheimnis Meiner Liebe.“

Barbara: Und ich sehe einen milden Regen sich ausbreiten über die ganze Stadt und das ganze Land.

Jesus: „Die Eisdecke muß wieder durchbrochen werden, Meine Kirche muß aus den Katakomben des neuen Heidentums herausgearbeitet werden und auf den Glanzpunkt gestellt werden, von dem sie hinweggerückt ist. Darum keine Menschenfurcht, keine Ängstlichkeit. Das sind lauter Fäden, welche die Seele an sich hat, womit der böse Feind anbinden kann und die Seele rückwärts zieht.“

Barbara: Und der Herr zeigte mir eine Seele, die aussah wie eine Feuerkugel. Und Er sagte:

Jesus: „Siehe, das ist eine Seele, die keinem Glaubenszweifel und keinen Skrupeln Einlaß verschafft, die alles gleich abschneidet mit ihrem tieflebendigen Glauben und ihrer allumfassenden Liebe zu Mir; Satan alle Eckchen abschneidet und abschließt. Ihre Seele ist rund wie eine Feuerkugel und nirgends kann Satan Eingang finden.“

Am Herz-Jesu-Fest durfte Barbara sehen, wie die Namen sämtlicher Bewohner des Hauses im Herzen Jesu eingeschrieben waren.

Jesus: „Die Menschen sind wie eigensinnige Kinder. Wenn ein solches Kind eine Frucht sieht, die mit Gift gefüllt ist, so schreit es danach und will sie haben. Aber die Mutter, die weiß, daß es nicht gut für das Kind ist, läßt es schreien und gibt sie ihm nicht. So mache Ich es mit euch. Ihr meint oftmals, daß euch etwas gut ist, und es ist Gift für euch. Deshalb gebe Ich es euch nicht. Ist es denn ein größeres Wunder, daß Ich in einem Tabernakel aus Holz oder Stein Mich aufhalte, als daß Ich in eine Seele hinabsteige, die doch Mein Ebenbild in sich trägt? Als Ich Mein dreijähriges Lehramt antrat, da besuchte Ich nochmals alle Meine lieben Freunde und sprach zu ihnen von Meiner Sendung. So sollt ihr euch freuen in Mir und Ich in euch, in all den gläubigen Seelen, zu denen Ich euch führe.

Ich segne Herrn N., er wird noch eine große Wirksamkeit hier entfalten. Durch gläubige Priester hier wird sich ein solcher Segen entfalten, daß er bis zum Ende der Welt bestehen bleibt, weil ihr Geist sich fortpflanzt.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

841 Tag vor Herz-Jesu-Weihefest am 8. Juni 1907

„Der Mensch, der noch das Ave betet, ruft Mich an zu seiner Todesstunde, der kann nicht verlorengehen, und wenn es der größte Sünder ist.“

Jesus: „Morgen, morgen wird Meinem Herzen die ganze Welt aufgebunden. Für die undankbaren Sünder sollst du sühnen.“

Der Herr tauschte mit Barbara Sein Herz, und sie fühlte einen großen Schmerz, wie wenn es wirklich so wäre.

Barbara: „Ja, ich habe nichts, ich habe nichts als meine Armseligkeit und Sündhaftigkeit. Ich weiß wohl, ich bin der undankbarste Mensch, den die Erde trägt, weil Du mir schon so viele Beweise Deiner Liebe gegeben, und wenn Du aufhörst und Dich zurückziehst, bin ich die alte, arme Sünderin. Deshalb habe ich ein so großes Mitleid mit den Sündern. O mein Jesus, Barmherzigkeit! O Herz Jesu, gib uns Seelen.“ Es folgen lange Aufopferungen.

Jesus: „Ja, ja, Meine Kinder! Aufgebunden ist Mir die ganze Welt, all die armseligen Geschöpfe, die nur Spott und Hohn für Meine Liebe haben, ihnen soll Ich Meine Wohltaten spenden, sie soll Ich dulden auf Meinem Herzen. Helfet Mir, den Undank sühnen, Meine Kinder!“

Barbara: „Nimm hin all die unschuldigen Seelen der ganzen Welt, die alle Kämpfe durchfechten, ihre Reinheit zu bewahren, all die Priester und Ordensleute, die ein reines heiliges Leben führen.“

Jesus: „Ja, aber nicht alle!“

Barbara: „Aber doch die meisten, Herr!“

Jesus: „Es gibt auch solche, die Mich behandeln als ...“

Barbara: „Es gibt aber auch viele tiefgläubige, heiligmäßige Seelen, die Dir ersetzen, o Herr. Was soll ich denn machen, o Herr? Ich bin ja nur eine arme Sünderin, ich umfasse die ganze Welt mit den Armen des Gebetes, daß, wenn es möglich wäre, ich alle retten und sie auf meinen Händen Dir zuführen würde. Es ist aber nicht möglich, weil Du dem Menschen den freien Willen gegeben hast. Ich bedauere es sehr, daß dies, Dein edelstes Geschenk, so mißbraucht wird. Du wolltest Deine Liebe vervielfältigen und Deine Liebe wird mit Füßen getreten. O wie lieb, wie gut bist Du!“

Lied: Hochpreiset meine Seele ...

Barbara sah den Herrn beständig in Seiner heiligen Menschheit. Glückseliger Tag für uns, ein Ozean voll Liebe tut sich auf und darin soll die ganze Welt verborgen sein.

Jesus: „Leistet Mir Abbitte und Sühne! Dafür kannst du auch den Spott ertragen, den du erdulden mußt. Du armes Würmchen, du willst dich krümmen, wenn andere Würmer dich verspotten und verachten. Siehe hier die Majestät eines Gottes, der Sich gewürdigt hat, auch ein armes Würmchen zu werden. Siehe, wie Er Sich muß verspotten lassen, und du willst dich krümmen, du armes Würmchen?“

Barbara: „Nein, o Herr, komm nur, ich will den Spott nicht achten.“

Jesus: „Ja, so sprichst du heute. Morgen, wenn Ich Mich zurückziehe, da schmilzt du wieder in dein Nichts zusammen, um dich beeinflussen zu lassen. Vor allem, Meine Tochter, muß dein Herz eine Feuerkugel werden.“

Barbara: „Ja, Herr, wenn Du mich heimsuchst, dann kann ich alles ertragen, dann möchte ich mich unter die Füße aller Menschen legen. Siehe, ich erinnere Dich an die drei Stunden am Ölberg, wo Du alles an Deinem Geist vorüberziehen ließest, was der Undank Dir zu leiden machte, wo Du vor Angst Blut geschwitzt hast. Ich aber bin nur eine arme Sünderin und da kommt noch der Einfluß von Satan dazu und mein eigenes Fleisch, meine nichtsnutzige Natur; kein Wunder, wenn ich da wieder zweifle. Ja, Herr, Du mußt Geduld haben. Siehe, was ich versäume, müssen andere ersetzen. Ich danke Dir, daß Du Wort gehalten hast. Diesmal hast Du mich nicht getäuscht. Verzeihe mir, wenn ich manchmal schwarzsehe. Ich habe Dir nicht getraut! O ich danke Dir im Namen aller Einwohner, ich bringe Dir all ihre Herzen. Die ganze Nacht will ich sie Dir aufopfern für all die undankbaren Menschen, da wollen wir uns vereinigen, und wenn beide Herzen zusammenschlagen, geht es leichter. Nimm hin mein Herz, gib mir das Deine. Laß beide Herzen ein Herz sein. O Herz Jesu, wir wollen Dich trösten und lieben für alle, die Dich betrüben und nicht lieben.“

Barbara sieht die triumphierende Kirche.

Barbara: „Ich danke Dir, o Herr! Ja, diese sind reine Geister, und ich freue mich mit Dir. Das ist die triumphierende Kirche, der dritte Teil der ganzen Kirche, denn Du hast Deine Kirche in drei Teile geteilt: die streitende, leidende und triumphierende Kirche. Darum, o ihr heiligen Engel, ihr Cherubim und Seraphim, entflammt unsere Herzen.“

Die himmlischen Geister bedauerten Jesus, daß Ihm die Last der ganzen Welt aufgebunden, und vereinigten sich mit uns, dem Herzen Jesu Ehrfurcht, Liebe und Sühne zu erweisen.

Jesus: „Ja, siehe Meine Tochter! Das ist der Austausch Meiner Liebe! Wärest du stolz gewesen heute abend, als Ich dich rief, dann hättest du diese Gnade nicht. (Barbara, die in der ersten Bank der Kapelle kniete, eilte auf ein Zeichen des Herrn hin mit Blitzesschnelle vor den Tabernakel und kniete dicht bei den Stufen.) Freilich ist es eine Verdemütigung für dich, wenn du dich den neugierigen Blicken preisgeben mußt, aber dann mußt du nicht irre werden, wenn eine zweifelt. Da ist die Kugel noch nicht rund. Daran mußt du dich nicht stoßen.

Dich habe Ich schon lange vorbereitet. Du mußt sein wie eine gehorsame Klosterfrau; wenn das Glöcklein ruft, läßt sie alles stehen und folgt. Wenn Ich dich rufe, mußt du alle Menschenfurcht beiseite lassen und alles, was unheilig ist in dir, muß zurücktreten. Ob man so spricht oder so muß dir alles gleich sein. Kann Ich dir nicht alles ersetzen? Genüge Ich dir nicht?“

Barbara: „Ja Herr, Du genügst mir! Ich stehe aber mitten in der Welt, nicht einmal in einem Kloster, und bin deshalb viel mehr dem Zweifel und der Kritik ausgesetzt. Du weißt, was ich erduldet von der Kanzel herab! Weshalb hast Du denn so wenige Liebhaber? Weil niemand sich verdemütigen lassen will!“

Jesus: „Bin Ich nicht um deinetwillen ein Narr geworden, vor den Mächtigen und Großen als ein Narr verspottet und von einem Richterstuhl zum anderen geschleppt worden? Für wen? Für dich, für alle Menschen! Wo will Ich Mich hinflüchten? Ist es vielleicht ein Märchen, daß Ich Mich eingeschlossen in den hölzernen Tabernakel? Bin Ich da nicht nur für euch? Darum hinweg mit den Zweifeln! Warum ist Meine Kirche so zertreten? Warum ist die ganze Welt zu einem Bund verschworen, Meine Kirche zu vernichten? Weil die Glieder Meiner Kirche zu lau geworden sind, gleichgültig, weil das Glaubensleben leidet. Ich will aber, was man in der ersten Christenheit, im Mittelalter geglaubt, auch jetzt noch zeigen, daß Ich es wirklich bin, Der unter euch wohnt.

Meine Mutter, als Sie Mich als kleines Kindlein vor Sich liegen sah, mußte glauben. Als Sie Mir nachfolgte auf den Kalvarienberg, wo Sie sehen mußte, daß Ich ans Kreuz geschlagen wurde: Obwohl Ich die Welt erlösen sollte, Mich preisgab den niederträchtigen Menschen und Mich behandeln ließ wie der gemeinste Mensch, hat Sie geglaubt. Nur einige Seelen haben geglaubt, nicht viele. Die meisten, wie Meine Jünger – auch Petrus, den Ich zum Fels gemacht –, sind geflohen, auch sie haben der Kritik nachgegeben. Sie wollten nicht Anhänger sein von einem, der ans Kreuz geschlagen wurde, nicht an einen Gott glauben, der Sich ans Kreuz schlagen ließ; sie wollten nicht so töricht sein.

Die Welt soll gerettet werden, und Ich habe Mir ein auserwähltes Volk geschaffen, das ist Meine heilige Kirche. Durch diese soll die Welt gerettet werden. Da muß es auch törichte Menschen geben, die sich als Narr erklären lassen. Mit ihnen will Ich aber verkehren, und um ihretwillen will Ich andere herbeiziehen und durch die tiefgläubigen Seelen, die glauben, daß Ich mit Menschen verkehre und zu ihnen rede; denn Ich habe Mich immer der Menschen bedient und durch sie Mich kundgetan.“

Barbara: „Ja, mein Jesus, wir glauben, wer könnte einem das Glück geben? O wie bedauere ich die Menschen, die nicht glauben können, und ich habe zu viele Beweise an den Sterbebetten meiner Lieben. Welch ein Gegensatz im Sterben zwischen einem gläubigen Christen und einem gottlosen Menschen, in dem Du nicht wohnst. Ich verspreche Dir, o Herr, daß ich mich preisgebe dem Gespötte aller Menschen, wenn ich nur Dir gefalle. Ich will, wenn es Dir so gefällt, die Nacht opfern. O Herr, Du mußt doch ein großes Wohlgefallen an den Bewohnern dieses Hauses haben, denn ich habe Dich nicht herbeigezogen und für mich bist Du nicht gekommen.“

Jesus: „Du hast Mich herbeigezogen, Ich bin für dich gekommen und auch, um die Meinigen zu trösten. Meine Kinder, fraget die Kritiker, warum sie es nicht begreifen können. Ei, weil es fehlt am kindlichen, demütigen Glauben!“

Barbara: „O Herz Jesu, wir wollen Dich trösten und lieben für alle, die Dich betrüben und nicht lieben! Unaussprechlich ist das Glück meiner Seele, o Jesu!“

Jesus: „Ja, was hast du jetzt noch zu wünschen?“

Barbara: „Nichts mehr, als daß allen Menschen das Glück zuteil werde. Ich möchte mein Herz in so viele Teile zerteilen, als es Menschenherzen gibt, um Dir alle zu bringen. Das ist der Himmel, das ist der Himmel! Eine endlose Glückseligkeit! Es ist zwar wenig, was ich tue und so unvollkommen, aber doch in Vereinigung mit Deinen Verdiensten wertvoll. Du willst es ja so, Du bist ja zufrieden mit Deinen armen Würmchen. O welch eine Glückseligkeit! Das ist der Austausch der Liebe!“

Jesus: „Ja, das ist so! Die Flammen schlagen zusammen und entzünden sich gegenseitig. Darum ist der Segen, der sich ausbreitet, was Ich versprochen habe durch Meine kleine Dienerin. Diejenigen, durch die Ich spreche, dürfen nicht denken, was werden diese und jene sagen; sie müssen klein sein. So war Meine Dienerin, der Ich Mein Herz zeigte. Ich will geliebt werden, Ich bin ein eifersüchtiger Gott, denn die Liebe hat euch erschaffen, die Liebe hat sich vervielfältigt in euch, und weil viele, viele Mich nicht lieben, darum verlange Ich eine feurige Liebe von euch, Meinen liebsten Kindern.

Deshalb bin Ich gekommen, Mich euch mitzuteilen, und nun bete nur weiter. (Barbara betete dann wieder weiter im Rosenkranz und nach jedem Gesetz sprach der Herr wieder.) Erinnere dich an die Verheißungen, die Ich durch Meine Dienerin, Margareta Maria Alacoque, gegeben: Sie werden die härtesten Herzen rühren, unauslöschlich werden sie in Meinem Herzen eingeschrieben sein. Vergeßt nicht den Abend, den Ich bei euch in eurer Mitte zugebracht. Erinnert euch an die Liebe eures Gottes; denn nur ein paar Jährchen, und alles wird sich erfüllen, was Ich dieser gezeigt. O eine unaussprechliche Glückseligkeit. Fragt sie, ob sie noch einen Wunsch hegt. Sie wird euch antworten: Nein, keinen anderen, als Mich so zu besitzen durch die ganze Ewigkeit. Ja, das ist ein Vorgeschmack von dem Glück, das Ich euch allen bereiten will. Glückselig bist du, weil du geglaubt hast!“

Barbara: „O Herr, gib doch allen einen Strahl des Lichtes und der Gnade, die in diesem Hause wohnen, ja allen Priestern der ganzen Welt, allen Ordensleuten, allen keuschen, reinen Seelen, die im Strudel der Welt stehen. Denn siehe, Herr, die kleinen unschuldigen Kinder, mit ihnen wollen wir uns vereinigen, sie bringe ich Dir dar, sie sollen Dir Ersatz und Sühne leisten für die undankbare Menschheit. Klein, verschwindend klein ist die Zahl derjenigen, die Dich wahrhaft lieben, ohne Zweifel und Hinterhäkchen lieben, ohne Eigennutz. Uneigennützig muß die Liebe sein; man muß sich nicht selbst suchen. Ja, das hast Du mir gezeigt. Ich lege Dir zu Füßen die Herzen aller Menschen in der Welt, besonders die Herzen der treuen Seelen, die an Dich glauben und hoffen und mit mir Dich von ganzem Herzen zu lieben suchen. Sie alle sollen Dir Ersatz und Sühne leisten für diejenigen, die Dich nicht kennen und aus der Welt und den Herzen hinausschaffen möchten.“

Dann kam die liebe Mutter Gottes.

„Liebe Mutter! Es ist heute Samstag. O nur eine Bitte. Mache doch, daß die Herzen all derjenigen, in deren Mitte Du uns geführt, vereinigt mit unseren Herzen, dem liebenden Herzen Deines Sohnes entgegenschlagen. Ein Austausch von Liebe soll bestehen, eine Gemeinschaft, ein Herz und eine Seele, wie vormals die Christen in den Katakomben.“

Maria: „Die Kirche ist in Fesseln geschlagen. Das neue Heidentum will Meine Kirche in die Katakomben schlagen. Ihr, Meine Kinder, müßt durch eure Liebe die Eisdecke durchbrechen, daß sie wieder aufblühen und sich ausbreiten kann über all den Unglauben und die Gottlosigkeit der Welt.“

Barbara: „O liebe Mutter! Welches ist Dir der schönste Titel, der angenehmste? Wie können wir Dein Herz am meisten erfreuen?“

Maria: „Ich will es euch sagen, Meine Kinder: Begrüßt Mich mit dem Gruße, mit welchem Mich der himmlische Vater, Mein geliebter Sohn und Mein allerreinster Bräutigam, der Heilige Geist, Mich begrüßen ließ durch einen Seiner höchsten Geister: ‚Gegrüßet seist du, Maria!‘ Das ist der einfachste Gruß, der Mir am meisten gefällt.

Und was dein Bischof dir gesagt hat, das sage Ich dir: Wer mich begrüßt durch das Ave – und sage es allen Priestern, daß sie es verkünden –, der Mensch, der noch das Ave betet, ruft Mich an zu seiner Todesstunde, der kann nicht verlorengehen, und wenn es der größte Sünder ist. Ich werde ihm, und wenn es im letzten Augenblick des Todes ist, zu Hilfe kommen, eine Reue in sein Herz einflößen und seine Seele retten. Dieses hat mir Mein Sohn versprochen, weil ich Seine Mutter bin, weil Ich so vieles mit Ihm gelitten habe.“

Barbara: „Die Liebe, die Liebe, ich bin berauscht von Deiner Liebe!“

Barbara sieht das heiligste Herz Jesu gleich einer Sonne. Die Sonne breitet sich aus, ihre Strahlen nach allen Richtungen hin. O welch glückselige Stunde. Um ein paar Seelchen willen, denn klein ist die Zahl derjenigen, die Ihn noch wahrhaft lieben, und um ihretwillen vergißt Er den Undank aller Menschen, den Undank aller Welt.

Inhaltsverzeichnis Band 6

842 Herz-Jesu-Weihefest am 9. Juni 1907

„Nach Meiner Auferstehung war Meine Mutter die Einzige, die das Glaubensleben aufrecht hielt.“

Barbara sah, wie der Heilige Vater und die ganze katholische Geistlichkeit dem Herzen Jesu Seine Herde gebracht, und Sein Herz wurde so weit wie die ganze Welt. Wir alle waren darunter, aber auch, die nicht glauben und Ihn mit Füßen treten. Und ein Kampf entstand in Seinem Herzen, aber die Liebe der Gläubigen siegte, und zuletzt waren sie wie vernichtet.

Jesus: „Wie war es zu Meinen Lebzeiten? Ihr alle, die Ich dazu führe, müßt das Leben Meiner heiligen Mutter jetzt verwirklichen. Ihr müßt in den tieflebendigen Glauben eingehen, den Meine Mutter haben mußte von Anfang bis zum Ende. Als Ich geboren war, was mußte Sie für einen Glauben entfalten, daß Ich Gott sei, als armseliges Geschöpf. Und als Ich nach Ägypten flüchten mußte, hätte Sie denken können, ja, soviel Gewalt muß doch Gott haben, daß Er Sich schützen kann vor einem armseligen Menschen. Und als Sie Mir nachfolgte auf den Kalvarienberg, erlebte Sie nichts als Spott und Hohn. Wo waren denn die gläubigen Seelen? Wo waren Meine Jünger? Nach Meiner Auferstehung war Meine Mutter die Einzige, die das Glaubensleben aufrecht hielt. Darum sollt ihr nicht irre werden, wenn alles abfällt und nicht glauben will. Bei Meiner Lebzeit sagte jeder, es wäre eine Macht von Mir ausgegangen, und doch habe Ich nichts fertiggebracht.“

Vor dem Gnadenbild in St. Kilian sah Barbara zwischen acht und neun Uhr morgens Pater Ludwig wie auf dem Leichenbett liegen. Wir aber redeten es Luise aus und sagten, das käme nur daher, daß ich nach dem Besuch bei ihm immer wiederholte, er sei wie ein armes Kruzifixbild.

Inhaltsverzeichnis Band 6

843 Am 13. Juni 1907

Morgens in der Wallfahrtskirche zu B. sagte Barbara zum Herrn:

Barbara: „O Herr, bin ich denn nicht getäuscht, da andere sagen, daß sie meinen Beruf nicht haben wollten?“

Jesus: „Warte bis zur Predigt, da wirst du erfahren, daß du nicht getäuscht bist und wirst Überzeugung gewinnen.“

Wirklich war die ganze Predigt über den Unglauben der Zeit, der an alles religiöse Leben das Messer der Kritik ansetzen will, daß Gott von Anfang der Welt mit Menschen geredet, mit Adam, Noe, Abraham, Isaak und Jakob, mit Gedeon, Samuel usw., dann über die Wahrheit, daß der heilige Antonius mit dem Jesuskind verkehrt.

Jesus: „Das ist jetzt eure Aufgabe, daß ihr andere in der Liebe Gottes befestigt.“

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844 Begräbnistag Pater Ludwig am 14. Juni 1907

Pater Ludwig ist am 12. Juni 1907 gestorben. Abends in der Herz- Jesu-Andacht nach dem Segen sah Barbara ein Zittern in der Luft, und es war ihr, wie wenn jemand um sie herumflattere. Wiewohl sie Pater Ludwig nicht sah, hörte sie seine Stimme, die zu ihr sprach:

P. Ludwig (†): „Du brauchst nicht mehr zu beten für meine Seelenruhe. O wie danke ich Gott, und wie preise ich den Tag, wo ich dich kennengelernt habe; denn durch die vielen Leiden und Verdemütigungen, die ich von jener Zeit an zu erdulden hatte, habe ich mir mehr Verdienste gesammelt als dadurch, daß ich Priester und Ordensmann geworden bin.“

Barbara sah noch ein leises Zittern in der Luft, und er entschwand.

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845 Am 15. Juni 1907

Jesus: „Man verlangt ein eklatantes Wunder. Alles soll im Glanze vor sich gehen. Würde Ich an dieser reichen Familie ein Wunder wirken, da zöge sich der Glanz über den Reichtum auch im Übernatürlichen hin. Ich will aber die Familie retten. Die Menschen müssen immer in der Demut gehalten sein. Ich kann das doch auf andere Weise tun, was sie durch ein Wunder erwarten, indem sie meinen, es gäbe einen großen Umschwung in der Familie. Es gibt so viele arme, unglückliche Familien, wo die Mutter so nötig ist. Dort Wunder zu wirken, wäre weit angebrachter. Ich weiß schon, wie Ich es zu machen habe. Diejenigen, welche dich wegen ihrer verstorbenen Verwandten fragen und eine günstige Antwort erhalten, tun darum doch aus Dankbarkeit viele gute Werke.“

Barbara: Der Herr sagte auch: Frau N. werde Er trotz des kindlichen Vertrauens, das sie auf Seine Hilfe setzte, die Gesundheit des Leibes nicht geben, da Er auf diesem Wege (nicht aber wie wir meinten) die Seelen in den Himmel führen wolle. Wir alle seien Seine Kinder und müßten Seine Oberherrschaft anerkennen. Mache Er Frau N. plötzlich gesund, so verbreite dies in der Stadt ein Staunen, und man sagt sich: „Ja, die sind reich und angesehen, und der Himmel nimmt ihnen auch noch die Leiden weg. Er gibt ihnen auf Erden viele Freuden und will sie auch noch im Himmel ewig belohnen. Wie geht es aber uns, den Armen?“

Jesus: „Ich bin aber ein gerechter Gott, Arme und Reiche sind Meine Kinder, und Ich reiße oftmals eine Mutter hinweg, wo die Kinder das Sterbelager umstehen. Frau N. soll sich freuen und Mir danken, daß Ich ihr dies Leiden auferlegte, denn dadurch wurde sie Mitglied des Liebesbundes, und sie und ihr Mann sollen dadurch gerettet werden für den Himmel.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

846 Sonntag am 16. Juni 1907

„Wenn ihr aber ohne Wunder glaubt, habt ihr viel größeres Verdienst.“

Barbara: Die letzten Tage haderte ich mit Gott, weil Er mich in meiner Hoffnung, die Gesundheit von Pater Ludwig erflehen zu können, getäuscht hat, und den Unglauben der Kritiker, die nur auf ein augenscheinliches Wunder hin glauben wollen, zu bestätigen schien. Doch am heutigen Sonntag bemächtigte sich meiner eine große Sehnsucht nach dem Himmel. Ich brauchte nur vor das Allerheiligste Sakrament zu kommen, und meine Seele zerfloß in Tränen.

Jesus: „Ich habe euch hingeschickt und getan, was Ich euch gesagt, daß ihr euch gegenseitig austauschet, um eure Liebe gegenseitig in Mir zu entflammen. Laßt euch nicht irre machen. Wenn Ich euch wieder einen Besuch ansage, wo Ich euch hinschicken will, dann geht nur, denn Ich suche liebende Herzen. Die Hauptaufgabe ist nicht, daß ihr Wunder von Mir verlangt. Ich suche nur liebende Menschenherzen. Im Glauben müßt ihr wandeln, in der Liebe euch begründen und nur dort auf des Himmels Lohn hoffen. Weil der Glaube so sinkt, so ist es das größte Verdienst, wenn man im Glauben wandelt und um Meinetwillen leidet. Zum Schauen gelangt ihr dann drüben, dort erfahrt ihr die Überzeugung. Wenn ihr aber ohne Wunder glaubt, habt ihr viel größeres Verdienst.“

Jesus: „Alles, was dir gestern und heute mitgeteilt wurde, sollen alle wissen, die euch gesehen und zu denen Ich euch geschickt habe auf dieser Reise. Besonders sollen es die guten gläubigen Priester wissen. An ihnen habe Ich großes Wohlgefallen, und Ich will sie benützen, die Ich in Meine Geheimnisse einweihen ließ, daß in jener Stadt das eucharistische Leben wieder neu emporblühe.

N. soll Frau N. als sein Pfarrkind recht vertraut machen mit dem eucharistischen Gott und ihr das Glück schildern, das ihrer oben wartet. Frau N. soll alle Ängste und Unruhen beiseite legen und Gott danken, daß Er sie so eng an Sich ziehen will. Und diese Freudigkeit und die Geduld, mit der sie ihre Leiden ertragen wird, bringt ihren Mann, der zwar leichtsinnig in seinem Glauben geworden, aber ein gutes Herz in sich birgt, zum Nachdenken, und weil er seine Gattin liebt, wird er gewonnen werden für seine Religion. Auf so einem demütigen Weg soll in N. das Leben aus dem Glauben wieder zurückerobert werden. Dazu habe Ich euch hingeführt und Mich dort in dir niedergelassen zum Troste aller, die guten Willens sind.

Ich wartete erst bis zum letzten Besuch, wo Ich euch hingeschickt habe. Dann erst nahm Ich Pater Ludwig zu Mir, um euch allen zu zeigen, was Ich dir in deinen Schriften längst mitgeteilt, daß die Liebesbundmitglieder sich nicht im irdischen Glück und Wohlergehen erfreuen sollen, sondern den geheimnisvollen Kreuzweg hier auf Erden wandeln müssen. Dies sollen alle wissen. Frl. N. muß diesen Kampf durchfechten, denn wenn sie sieht, daß ihr kindliches Vertrauen doch keine Erhörung findet, wird sie in ihrem inneren Glaubensleben sehr erschüttert. Aber gerade in diesem Kampf wird ihre Seele erstarken und Mir noch einen weiten Umkreis von Seelen zuführen.“

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847 Am 19. Juni 1907

„Das alles soll euch zur vollkommenen Vernichtung und Selbstentäußerung führen, daß ihr von allem Irdischen los, nur Gott allein anhängt.

Barbara: Bei der Wallfahrt in der Gnadenkirche durfte ich Pater Ludwig schauen. Ich wohnte abends dem Rosenkranz vor ausgesetztem Höchstem Gut bei und meine Seele flüchtete sich nah an den Tabernakel. Dort weinte sich meine Seele aus, während ich laut mitbetete. Auf einmal war es, wie wenn jemand mich anstößt, und ich sah Pater Ludwig. Ich sah ihn wie durch einen Schleier oder wie im Halbdunkel. Er war nicht wie ein Ordensmann gekleidet, sondern wie ein Kirchenfürst und saß auf einem kostbaren Thron.

P. Ludwig (†): „Das ist der Weg der Vernichtung. Weine nicht mehr über den Verlust deines Seelenführers und gräme dich nicht über die Enttäuschung, denn sie birgt für meine Geschwister und für alle, die glauben, daß der Herr dich erwählte, die Liebe zu dem eucharistischen Gott zu entflammen und neu zu beleben, eine große Lehre in sich, nämlich die, daß Er Sich dir nicht mitteile, um die Kinder der Kirche anzulocken, daß sie Wunder von Ihm verlangen; denn Kranke gesund zu machen, trage Gott, dem Herrn, nicht so viel Ehre ein, als Seelen heranzubilden, die mit Ihm den eucharistischen Kreuzweg gehen, also Seelen, die mit Ihm leiden. Was hat mir mein Leiden eingebracht?

Vernichtet mußte ich werden, wie mein Erlöser vernichtet wurde am Kreuz. Diese Vernichtung hat zwar eine Erschütterung unter all den treuen Seelen hervorgerufen, aber der Herr wollte dies, um alle Schlacken und Anhängsel abzustreifen an den Mitgliedern des Liebesbundes und um ihnen zu zeigen, daß ihr Weg ein geheimnisvoller, eucharistischer Kreuzweg sei.

Die Vision an Weihnachten, wo der Herr dir zeigte, daß ich zwar sterben, aber vom Himmel herab euch beistehen werde, war die richtige. Weil du aber fortwährend den Herrn um meine Gesundheit anflehtest, und der Herr dir versprach, alle deine Bitten zu erhören und du es nur nach deinen Begriffen deutetest, ließ der Herr dich in deinem guten Glauben, weil du durch diese Enttäuschung für dich und andere viel verdienen solltest. Ich danke dir, daß du mich zu deinem Seelenführer gewählt; denn ich werde, wenn auch nicht, wie du gewünscht hast, noch einmal das Te Deum als Danksagung für erlangte Gesundheit, sondern das Te Deum als Danksagung für die überaus herrliche, himmlische Glorie mit euch singen. Denn für all die erlittene Schmach und Verachtung, die ich auf Erden zu erdulden hatte, weil ich dein Seelenführer war, gab mir der Herr die Macht, vom Himmel aus dein Seelenführer zu bleiben. Rufe mich in deinen Bedrängnissen um Hilfe an, und ich werde dir immer mit gutem Rat zu Hilfe kommen.

Und nun grüße alle meine zurückgebliebenen Geschwister und sage ihnen, sie sollen sich nur freuen auf ihren Heimgang. An der Goldenen Pforte werde ich sie, eine nach der anderen, abholen. Die ganze Familie habe ich schon gesehen, nur unseren Bruder noch nicht, der verheiratet gewesen. Sage ihnen, es sei zwar hart gewesen, den Kampf zum guten Sieg zu führen, aber unser aller Vorgänger hätte den Weg uns allen vorausgehen wollen. Es ginge einmal nicht anders. Haltet euch nicht auf an Kleinigkeiten. Die Hauptsache ist, daß die Liebe Gottes unter den Menschen gesteigert und gefördert wird, und daß ihr euch gegenseitig immer ermuntert, alle irdischen Dinge zu vergessen und nach dem Himmlischen zu streben. Übersteht nur all die Prüfungen und horchet nicht auf das, was andere sagen, als ob der Herr nicht Wort gehalten. Der Herr hat euch hingeschickt, um euch die Freude zu machen und euch und die anderen zu stärken und zu befestigen. Jetzt schreibt ihnen, sie sollten sich nicht irremachen lassen, sondern sie und ihr sollt über alles das hinweggehen.

Diese Zusammenkunft sollte euch und allen nur eine Belehrung sein, wie ich euch jetzt belehre, daß das nicht das Wichtigste ist, daß der Herr euch befreie von zeitlichen Übeln und euch alles nach Wunsch und Willen erfüllt, sondern daß ihr immer auf das Ziel schauen sollt, das der Herr euch gesteckt, mit Ihm den eucharistischen Kreuzweg zu gehen, und daß ihr hoch in den Himmel kommen wollt. Über alles andere sollt ihr hinweggehen.

Deshalb hat Er euch herumgeschickt und all die guten, treuen Seelen bestärkt und in der Liebe befestigt, damit sie sehen, wie einfach ihr seid, ohne etwas anderes zu suchen als Gott, und zum Schluß hat Er euch den Streich gespielt, mich hinwegzunehmen, wo ihr doch alles damit bekräftigt habt, daß ich wieder gesund würde. Damit wollte der liebe Gott euch nur zeigen, wie all die Zwischenfälle, die ihr anders erwartet habt, euch nur zum Nutzen und Besten sind, indem ihr über alles weggeht und auf nichts anderes schaut als auf das Ziel. Gehet ruhig weiter, ich werde dir öfters Aufschluß geben.“

Barbara: „Werde ich denn nicht zu viel glauben, daß mir das in der Ewigkeit bestraft wird?“

Jesus: „Niemals wird eine Seele gestraft wegen solcher Dinge, weil sie zu viel von Gott hofft, als sie eigentlich erlangt. Das liegt schon in dem kindlichen Vertrauen, welches man zu Gott haben soll, wenn auch manches nicht zutrifft, weil man das Verdienst nicht dazu hat. Weil viele im Glauben so erschüttert worden sind in der ganzen Welt, weil das so anders geworden ist, deshalb gibt euch der liebe Gott heute große und viele Gnaden. Bitte nur!“

Barbara: „So gib uns alle verstorbenen Liebesbundmitglieder, o Herr, und alle die Verstorbenen, welche die Liebesbundmitglieder wünschen, befreit zu sehen, wegen der großen Verachtungen und Verdemütigungen, daß wir vor der ganzen Welt als Narren hingestellt werden.“

Jesus: „Ich schenke euch alle, und wenn sie auch noch so lange zu leiden haben würden, so groß ist das Verdienst, wenn man sich ganz vernichten läßt.“

Morgens bei der heiligen Kommunion sagte der Herr:

Jesus: „Das alles soll euch zur vollkommenen Vernichtung und Selbstentäußerung führen, daß ihr von allem Irdischen los, nur Gott allein anhängt. Ihr Menschen suchet die Vernichtung nicht, sondern ihr wollt glänzen und die Genesung von Frau N. wäre ein glänzender Sieg gewesen, der mehr zum Stolz führte als zur Verherrlichung Gottes. Ich habe Pater Ludwig, als er noch in seinem guten Glauben war, den Verstand genommen, damit er nicht später durch die vielen Leiden, die er zu ertragen hatte und durch die Einflüsterungen seiner Umgebung wankend würde in seinem Glauben und so sein Verdienst voll und ganz bliebe.“

Barbara: Unter der Litanei der Abendandacht merkte ich, daß der Herr was sagen wolle. Ich überließ mich Ihm. Der Herr sagte:

Jesus: „Ich habe dir Meine liebsten Kinder zugeführt, damit sie sich in Mir trösten.“

Barbara: Wie Er dieses sagte, sah ich anstatt der Monstranz Jesus Selbst und es schossen Strahlen aus Seinem Herzen, wie die Sonne deren aussendet, und Er sagte:

Jesus: „Sage Meiner Dienerin, sie soll der Versuchung nicht nachgeben, daß sie sich zurückziehen will. Sie soll doch bleiben. O Ich wollte alle Meine Kinder sammeln in der ganzen Welt. O könnte Ich alle die Obern, die andere zu leiten haben, herbeiführen, damit sie teilnehmen an Meiner Liebe. Denn Ich will die guten, treuen Seelen zusammenscharen zur Sühne und zum Ersatz für die Undankbarkeit der Menschen, die Mich leugnen. Mit ihnen will Ich einen Freundschaftsbund schließen, und Ich verspreche all den Obern, die es glauben können, daß Ich so gut bin und durch so ein armseliges Werkzeug, wie du bist, zu ihnen rede, daß keines ihrer Mitglieder auf Abwege kommt und so schwere Versuchungen zu leiden bekommt, daß es dadurch auf Abwege kommt. Nur diejenigen können keinen Anteil haben, die eigensinnig sich Meinem Wort verschließen, aber wer einigermaßen guten Willen hat, den führt die Gnade ein und hält ihn, und Ich will sie leiten, daß sich nichts Menschliches einschleicht, weil sie sich immer fürchten, Mich zu beleidigen. Dadurch wird die Einigkeit und der Friede bewahrt, wenn der Obere sich recht Mühe gibt, die Seelen nach Meinem Geist zu leiten, und wenn etwas vorkommt, so kommt die Seele wieder schneller zur Einsicht.

Fürchte dich nicht, ihnen Meine Worte zu hinterbringen, denn es ist nicht für dich gesagt, sondern für alle Meine Kinder. Bittet Mich aber nicht, daß Ich euch das Kreuz abnehme, denn damit müßt ihr verdienen, aber Ich will euch Mut zum Kreuztragen machen. (Der Herr zeigte mir Sein Herz als eine große Wohnung, darin waren viele Ordensgenossenschaften.) Sage du Meinen Dienerinnen, sie sollten nicht bange sein vor der Zukunft, vor der neuen Oberin, die gewählt wird; denn alle sind unter einer Oberin gut geborgen, die sich von Meinem Geist leiten läßt. Wo es nötig ist, wo sie strafen muß, muß sie auch strafen, besonders wo Eigensinn ist, das muß gestraft werden, aber alles mit Liebe. Eine solche Oberin leitet die ganze Genossenschaft mit Liebe.

Durch solche geeinigten Genossenschaften wird über Meine Kirche viel Glanz verbreitet. Daher kommt es, daß die Geistlichkeit manchmal ganz irre wird, weil sie sieht, daß keine Zufriedenheit herrscht und der Geist Gottes nicht recht ausgeübt wird; da ist die Obrigkeit der Klöster schuld. So schwindet der Respekt, und die Anhänglichkeit und die Liebe zum Orden leidet, wenn die Oberin die eine hebt und die andere fallen läßt. Durch den Zeitgeist ist das Priestertum sehr eingeschüchtert, und deshalb ist die Menschenfurcht so groß.

Sie wollen es mit der Welt nicht verderben, weil sie aus guten Gründen meinen, in der Güte könnten sie die Kirche halten und zu Ansehen bringen. Das geht aber nicht. Das Laienvolk muß einstehen, damit die Priester sehen, daß das Volk vom Heiligen Geist geleitet ist, und daß nichts dazwischen steht, was der Kirche zum Nachteil gereichen kann. So muß und wird sich das durchdrücken; der Feind wird zurückgeschleudert und eingedämmt durch den Mut der Gläubigen und deren Entschlossenheit. Es mißfällt Mir sehr, daß man in N. so handelt und sich zurückzieht. Gerade dadurch, daß man sich nicht scheut und offen und frei seinen Glauben bekennt, wie ihr es hier gemacht, und überall, wo der Geist hindringt, weichen die Gegner zurück. Gerade die religiösen Genossenschaften, die es glauben können, das sind auch die, welche ihre Regel gut halten. Die haben nichts zu fürchten, da kann niemand schaden, weil niemand sagen kann, daß sie von der Regel abweichen, denn der Geist führt zur Erhaltung der Regel.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

848 Am 24. Juni 1907

„Prüfet die Geister, und was gut ist, behaltet.“

Jesus: „Der Tod von Pater Ludwig, Meinem treuen Diener, ist eine Warnung für alle, die Priester und Beichtväter zu leiten haben. Der Unglaube ist bis zum Altare vorgedrungen. Die Krankheit und der allzu frühe Tod von Pater Ludwig ist die Folge einer maßlosen Kritik und fortgesetzter Spott- und Schmähreden, welche er, weil er von Mainz auf keinen seiner Proteste eine Antwort erhielt, im Stillschweigen hinnehmen mußte, und die seinen Geist förmlich erdrückt haben. Das muß aus Meiner Kirche wieder ausgeschieden werden, daß jeder Unberechtigte sich die Freiheit erlauben darf, einen Seelenführer zu quälen wegen seiner Berufspflichten. Es muß von den Bischöfen das Wort des heiligen Paulus wieder besser geübt und verstanden werden: ,Prüfet die Geister, und was gut ist, behaltet.’“

Abends sah Barbara Pater Ludwig, und er sagte:

P. Ludwig (†): „Das ist das Hauptverdienst der Christen, trotz aller scheinbaren Enttäuschungen, ruhig weiterzugehen und Gott zu dienen. Das ist der Kampf des Lebens.“

Jesus während des Segens: „Was mußte Ich nicht für Enttäuschungen durchmachen in Meinem öffentlichen Leben. Was bereitete Ich Mich so gut auf die Auswahl Meiner Apostel vor, und welche unvollkommenen Werkzeuge waren sie, die nur darauf aus waren, sich Stellungen zu verschaffen, und doch waren es unter allen noch die besten Menschen, die es gab. Man muß daher Geduld haben mit all den Unvollkommenheiten anderer.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

849 Am 25. Juni 1907

„Deshalb muß gerade das mystische Leben unter den Gläubigen gehoben und gepflegt werden.“

Jesus: „Beruhige dich über all das, was vorgekommen ist durch den plötzlichen unerwarteten Schlag, der euch versetzt wurde durch den Tod von Pater Ludwig. Schreibe Schwester N., nicht ein einziger Buchstabe sei Einbildung; alles beruhe auf Wahrheit, nur erfaßt ihr es nicht. In Meiner unendlichen Weisheit und Güte sage Ich etwas Allumfassendes und ihr deutet es zu menschlich aus.

Was Ich am Josefstag gesagt, daß Ich all eure Bitten erhöre, das ist wahr. Ihr werdet es noch erfahren, wie Ich euch in N. gesagt habe, wenn alles herum ist und ihr den Überblick über das Ganze habt. Ihr seid erhört, aber in dem Sinne, was euch nützlich und gut ist. Ich sandte euch hinaus, um das Reich Meiner Liebe zu erweitern. Um euch aber vor aller Selbstgefälligkeit zu bewahren, weil Ich als Gott nur zu sehr weiß, wie schwach der Mensch ist, und um euch alles Verdienst von der mühseligen Reise zu erhalten, habe Ich die Eigenliebe abgeschnitten. Wenn es so gegangen wäre, daß Pater Ludwig gesund geworden wäre, so hätte sich ein Glanz über euch ausgebreitet, und das wollte Ich verhüten.

Ich wollte zwar das Reich Meiner Liebe erweitern, aber dadurch nicht die Selbstgefälligkeit befördern. Das erste habe Ich getan, aber zum Schluß habe Ich euch den Streich gespielt und Pater Ludwig hinweggenommen. Es lag nie in Meiner Absicht, Pater Ludwig körperlich ganz gesund zu machen; Ich wollte nur seine Seele immer herrlicher und glänzender gestalten als die eines Kirchenfürsten. Das wollte Ich an ihm ausführen, und deshalb mußte Ich viel an ihm glätten und abschlagen. Jetzt aber gebe Ich ihn euch zurück, daß er euch immer mit Rat und Tat beistehe. Er soll euch immer begleiten als Bewohner des Himmels. An allem, was er euch jetzt mitteilt, da sind keine Schlacken mehr daran. Ich habe diese himmlische Gesundheit gemeint, ihr aber versteht alles fleischlich. Die Unannehmlichkeiten, die von dort herkommen, diese glätten sich noch.

Ich lasse etwas vorkommen, daß alle zur Einsicht kommen und ein großer Umschwung stattfindet. Die Ungläubigen werden noch glauben. (Barbara bekam eine große Beruhigung.) Mit all dem menschlichen Elend, das Ich den einzelnen auferlege, will Ich Mein Reich nicht zerstören, sondern fördern, denn die Welt kann nur durch Kreuz und Leiden gerettet werden. Wo soll Ich Mich hinwenden? Etwa an die, die abgefallen sind? Aber nur unter den gläubigen Christen ist etwas zu gewinnen, nur unter ihnen kann Ich das Kreuz aufrichten, das zerstört ist. Seid darum dankbar! Singet Mir ein freudiges Magnificat!

Denn dadurch, daß ihr die Enttäuschung mit solcher Ergebung ertragen habt, habt ihr mehr gewonnen, als wenn die ganze Genossenschaft, wo Ich euch hinsandte, mit gläubigem Herzen sich an euch angeschlossen hätte. Die bekomme Ich doch noch. Aber dadurch habt ihr im Himmel eine so große Freude gemacht, daß der ganze Himmel auf solche Seelen herabschaut, die, wenn sie eine scheinbare Enttäuschung von Gott erfahren, was sie mit so großem Vertrauen und inniger Liebe von Gott erwartet haben und Gott ihnen auch darum schuldet, sich dennoch fassen und darüber weggehen können. Das ist eine Großmut und ein Heroismus, worüber der ganze Himmel staunt, daß schwache Menschen das fertigbringen. Damit ist mehr gewonnen, als wenn es nach eurem Sinn gegangen, daß alle entflammt worden wären vom Feuer der Liebe. Ich bringe sie doch noch dazu. Eure Hauptaufgabe und Meine Absicht ist, daß die guten Seelen sich zusammenscharen, um den Undank derjenigen zu sühnen, die Meine Gottheit leugnen, und die Mich als bloßen Menschen hinstellen.“

Barbara: Pater Ludwig war ganz in meiner Nähe, ich sah ihn wie im Halbdunkel. Er war so väterlich besorgt, weit mehr als im Leben.

P. Ludwig (†): „Weil die Welt so darniederliegt, würde es gar nichts nutzen, daß ich noch lebte, weil gerade ich als Opfer sterben mußte, daß es wieder anders gemacht werden muß von den Oberhäuptern der Kirche, daß die Priester nicht so gebunden sind. Es muß ihnen mehr Freiheit eingeräumt werden. Solange nichts Sündhaftes, Anstoßerregendes vorkommt, hat kein Priester und Ordensobere das Recht, jemand in seinen Berufspflichten als Seelenführer zu tadeln. Und weil ich dafür das Leben lassen mußte, wollte Gott das so, damit es den Obern zu Gehör kommt, daß sie das ausscheiden müssen.“

Barbara: Der liebe Heiland, der auch zugegen war, redete abwechselnd mit Pater Ludwig und sagte:

Jesus: „Was Ich vor neunzehn Jahrhunderten gewirkt habe, das will Ich jetzt noch wirken, solange die Welt steht. Wann war es je nötiger als in eurer Zeit, wo man das mystische Leben zertreten will. Deshalb muß gerade das mystische Leben unter den Gläubigen gehoben und gepflegt werden, und weil sie Pater Ludwig so verfolgt haben mit dem mystischen Leben, habe Ich sie mit seinem Tode gestraft, damit sie sehen, was sie angerichtet haben. Das muß jetzt anders werden. Ich gab Pater Ludwig die ewige Glorie, und sie haben jetzt den Stachel in sich, daß sie nicht recht gehandelt haben, indem sie sich, ohne den Geist zu prüfen und ohne zu untersuchen, nur dem Geist widersetzt haben und die Werkzeuge, deren Ich Mich bediente, vernichtet haben. Das muß ausgeschieden werden. Die Vorgesetzten, Bischöfe, Äbte, Ordensobere sind dazu gesetzt, daß sie solche Sachen prüfen müssen. Erst müssen sie den Geist prüfen, ehe sie mit Strafen und Kritik kommen.

Alles, was vorkommt, all die Schläge müßt ihr ruhig hinnehmen. Fort mit all dem grübelnden Schmerz; das sind die Sachen nicht, die Ich will. Wenn es die Menschen verstünden, sich in den Geist einzuüben, könnten sie die Freude auch so haben. Deshalb habe Ich euch eine solche Seele gezeigt in Form einer Kugel, aber durch die Nachgiebigkeit gegen die Zweifel kommt man ins Gegenteil hinein.“

P. Ludwig (†): „Sage meinen Geschwistern, sie möchten mich doch nicht bedauern. Darin liegt nicht die Größe einer Familie, daß ein Glanz über sie ausgegossen ist durch einen glanzvollen Tod. Die Größe liegt darin, in der Verborgenheit ein gottinniges Leben zu führen. Das ist viel größer vor Gott als all das, wie sie es meinen, und sie sollten sich, anstatt sich zu grämen über meinen elenden Tod, wie sie es meinen, vielmehr freuen, denn dort am Weltgericht wird ein solches Leben ein Gegenstand der Bewunderung für alle, die es jetzt nicht verstehen. Diejenigen aber, die mitvereinigt waren, werden sich auch die ganze Ewigkeit miterfreuen. Die wahre Ehre, die ausstrahlt in der Familie, ist, ein verborgenes, gottinniges Leben zu führen. Am Weltgericht erst wird sich der Glanz über unsere Familie, ausbreiten. Was freue ich mich, daß ich mir meine Krone so verschönern und verherrlichen konnte. Danket mit mir dafür, denn ich habe eine viel größere Erleichterung, als wenn ich länger gelebt hätte und noch länger euer Seelenführer hätte sein können. Die Geistlichkeit hat es ganz gut verstanden, was du ihnen am Fronleichnamstag sagen mußtest.“

Jesus: „Von Mainz muß es ausgehen, das könnt ihr daraus sehen, daß Ich euch einen anderen Seelenführer gegeben.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

850 Am 27. Juni 1907

Barbara: Während des Rosenkranzgebetes nach der Andacht, als ich beim vierten Gesetz war, hörte ich die Stimme von Pater Ludwig, und er sagte:

P. Ludwig (†): „Höre auf, ich habe etwas mit dir zu reden! Sage meiner Schwester, daß sie ungesäumt einen Brief an N. und an N. schreibt, wie wenn nichts vorgekommen wäre, und auch einen an einen einflußreichen Mann in Aachen, daß er es in der Stadt herumsprechen soll, daß die Patres Not leiden, und sie sollten ein bißchen mehr für sie sorgen. Denn einer Genossenschaft vorzustehen und dieselbe darben sehen müssen, ist etwas sehr Hartes. Sei N. nicht böse und sage meinen Geschwistern, daß sie Gott danken sollen für den Tod und für all die Umstände, wie ich gestorben bin, wenn auch scheinbar ohne Ehre und ohne Ruhm.

Mit dem letzten Sprossen unserer Familie meiner vier Schwestern wäre ja doch aller Ruhm und alle Ehre begraben, wenn noch so großer Glanz um die Familie verbreitet wäre. Der Glanz aber, der uns drüben umgibt, wenn wir da leuchten wie die Sterne, so leuchten wir nicht eine Zeitlang, sondern die ganze, lange Ewigkeit. Erfasset doch, was ich sage, und freuet euch und bereitet euch vor auf den Heimgang. Freuet euch, daß solche Dinge vorkommen. Er läßt sie vorkommen, nur um uns loszuschälen und zu glätten. Ich danke Gott alle Tage, daß ich dich kennengelernt, weil ich damit so viel verdient habe. Die Klosterleute müssen sich immer fürchten, aus ihrem Besitz vertrieben zu werden, wenn etwas vorkommt, was ein schiefes Licht auf sie wirft. Seid ihnen deshalb nicht böse, denn sie stehen unter der Diözesan-Obrigkeit. Wenn die Mainzer anders gesprochen hätten, wären sie auch anders gewesen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

851 Wallfahrt nach Marienborn

Jesus 29. Juni 1907: „Das Fest der heiligen Apostel Petrus und Paulus ist für euch ein sehr wichtiges Fest. Eure Aufgabe ist, daß die Kirche durch euer Gebet, Opfer und Leiden unterstützt wird. Opfert Mir nur all den Spott und Hohn, der euch von allen Seiten zugeschleudert wird, im Geiste der Buße mit dem Wallfahrtsgang nach Marienborn für die Kirche. Wie Ich alles vergesse, so sollt auch ihr alles vergessen. Ich zeige dir, wie gut Ich bin. Ihr sollt euch für Meine Interessen aufopfern und mit freudigem Herzen den Gang machen.“

Gleich bei Beginn der Wallfahrt stellte sich Pater Ludwig ein und begleitete uns. Barbara durfte ihn den ganzen Tag in unserer Gesellschaft sehen. Er sagte: Früher, besonders die zwei letzten Jahre, hätte er sich, auch im Geiste, nicht beteiligen können. Als einmal die Krankheit angefangen, da hätte er innerlich viel gelitten, weil er sich nicht aussprechen konnte und weil ihn die Krankheit so niederdrückte und er nicht mehr teilnehmen konnte vor Weh und Leiden, denn die Natur sei zu niedergedrückt gewesen, und er hätte sich nicht mehr aufrichten können. Jetzt aber dürfe er uns auf allen Wallfahrten begleiten. Wenn wir einen Rat brauchten, sollten wir ihn nur immer um Hilfe bitten, denn er habe ein so großes Vorrecht im Himmel, daß er uns gleich beistehen dürfte.

Jesus: „Euer Leben ist das Leben der Kirche. Die blutigen Verfolgungen habt ihr jetzt überstanden. Danach mußte die Kirche im Innern mit den Sekten kämpfen, das sind die inneren Kämpfe im Liebesbund mit denen, die nicht recht glauben. Geht nur ruhig weiter. Ihr habt ja in der Predigt gehört, daß die Verfolgungen sogleich die Beglaubigungen der Kirche sind; das muß euch trösten. Und heute morgen hast du im Evangelium gehört: ,Das hat dir nicht Fleisch und Blut geoffenbart, sondern Mein Vater, Der im Himmel ist.’ Dasselbe gilt euch. Daß ihr das erkennt, daß die Leiden das Beste auf dieser Welt sind, diese Erkenntnis kann nur von Gott kommen. Also braucht ihr euch nicht zu ängstigen. Wer nicht glauben und austreten will, den lasset nur ruhig gehen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

852 Herz-Jesu-Freitag am 5. Juli 1907

„Ihr habt das beste Vorbild an Meinem Leben und am Leben Meiner heiligen Kirche, mußte doch auch Ich erst ganz vernichtet werden.“

Barbara: Es ist keine Kleinigkeit, das Klagen der vielen, bedrängten Menschenherzen fast täglich, ja stündlich hinnehmen zu müssen, für eine arme, sündige Seele, die ihr ganzes Leben mit sich selbst und ihren Armseligkeiten gerade so zu tun und zu kämpfen hat wie jedes andere Menschenkind. Aber Gott will es, und so trage ich mein Kreuz weiter wie seither. Ich hatte mir vorgenommen, mich um niemand mehr zu kümmern, zu arbeiten an meinem Seelenheil, um mich ruhiger auf meine Sterbestunde vorbereiten zu können. Aber der Herr gab mir heute ganz unerwartet einen Verweis darüber.

Jesus: „Ich habe in deinen Schriften gesagt, der Liebesbund soll sich ausbreiten über die ganze Erde, soweit katholische Christen wohnen, von der letzten Stallmagd bis hinauf zum Stuhle Petri. Die guten, treuen Kinder Meiner Kirche müssen sich zusammenscharen im Gebet, um den Gefahren der Zeit einen Damm entgegenzustellen.

Darum sage allen, die sich an dich wenden, um Abhilfe in irgendeiner Krankheit oder in einem sonstigen Kreuz zu erflehen, sie sollen dem ein ,Fiat’ entgegensetzen, das heißt, es geschehe so, wie es der heilige Wille Gottes ist.

Dies sage auch N. Sie möge doch endlich einmal anfangen, ihr Gemüt zu beruhigen, und sagen lernen: „Dein Wille geschehe!“

Der Missionsverein deutscher Frauen und Jungfrauen muß sich einigen, wenn er nicht zur Schmach und zum Gespötte der ganzen Welt werden soll. Ehrgeiz und Neid sind die Ursachen solcher Zersplitterung und deswegen rufe Ich allen zu: ‚Seid auf der Hut! Frage jede ihr Gewissen, was treibt mich zu Unruhen? Der Verein ist von Rom aus bestätigt. Darum macht ihm Ehre!‘ Hütet euch, ihr alle, die ihr etwas mitzusprechen habt, daß eure Vorgesetzten (die Priester und Bischöfe) sich sagen müssen: ‚Es war wieder ein Strohfeuer. Es ist halt das Frauengeschlecht.‘ Nie und nimmer werde Ich zugeben, daß der Verband in N. sich abtrenne vom Ganzen. Jede gebe sich zufrieden mit den zum Besten des Vereins gefaßten Vorschlägen. Eine kluge, besonnene Person als Leiterin aufzustellen ist gewiß die, welche das gute Werk ins Leben gerufen hat.

Frl. N. soll dem Priester, der sich wundern will, daß Verstorbene mit Lebenden noch in Mitteilungen verkehren, sagen, ob er denn wohl schon überlegt habe, was der Artikel im katholischen Glaubensbekenntnis aussage: „Ich glaube an eine Gemeinschaft der Heiligen.“ Er möge aber weiter beten: „Nachlaß der Sünden, Auferstehung des Fleisches ...“ Er werde finden, daß alles Geheimnisse sind, die wir glauben, weil Gott es gesagt hat.

Was verstehen die Menschen unter Gemeinschaft? Nicht wahr, ein Zusammenleben. Warum sollten also Seelen, die uns im Leben nahestanden, sich uns nicht mitteilen können, da doch die Kirche lehrt, daß Gott durch Seinen Geist Sich auch der Kirche und einzelnen Seelen mitteilt. Der sinnliche Mensch freilich, der nur auf der Oberfläche seines Glaubens stehen bleibt, kann solchen Verkehr mit den Seelen nicht verstehen und bezeichnet solchen geheimnisvollen Verkehr mit ‚Hysterie‘. Sage ihm, Ich ließe ihn bitten, er möge anstatt zu kritisieren, sich anschließen, und alle Priester, nicht nur in Aachen, sondern in der ganzen Welt auffordern, dasselbe zu tun. Denn der Liebesbund hält die Mitglieder an, gute Christen zu sein, gute Werke zu üben, besonders das Gebet recht zu pflegen.

Was kann in eurem Zeitgeist ein noch so gelehrter Priester fertigbringen mit seinen Predigten? Nichts, wenn es nicht befruchtet und betaut wird durch das Gebet frommer Seelen. Ein Zusammenschluß ist in heutiger Zeit unumgänglich notwendig.

Ihr aber, Meine Kinder, braucht euch nicht zu wundern, wenn ihr keine Hilfe von euren Vorgesetzten und keinen Fortgang des Werkes seht. Ihr habt das beste Vorbild an Meinem Leben und am Leben Meiner heiligen Kirche, mußte doch auch Ich erst ganz vernichtet werden und jetzt, wo Meine Kirche von der Erde verschwinden soll – denn so hat es die Hölle und ihre Helfershelfer geplant – da müssen die Meinigen, die den Sieg der Kirche wieder erringen sollen, auch an das Kreuz steigen, gleichsam vernichtet werden. Aber glaubet nicht, wenn es auch von allen Seiten so scheint, daß sie untergehen werde; sie wird nur geläutert und gesiebt. So auch ihr. Zu eurer Verdemütigung kommt manches, was euch freilich nicht gefällt. Aber jetzt seid ihr in der Zeit, wo ihr euch als nützliche und brauchbare Werkzeuge bewähren sollt.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

853 Tag des Großen Gebetes am 7. Juli 1907

Barbara: Am ersten Tag des Großen Gebetes bei der Elf-Uhr-Messe wurden mir die neuesten Heiligen gezeigt. Sie stellten sich im Halbkreis im Chor auf und hinter denselben war der ganze Chor erfüllt mit Heiligen, die sich in Mainz geheiligt hatten. Diese letzten sah ich nur im Halbdunkel, aber die anderen neuen Heiligen sah ich klar, es waren etwa sieben bis acht. Darunter war auf der linken Seite die vorderste Katharina Emmerich, auf der anderen Seite Pater Ludwig. Auch die ekstatische Dominikanerschwester und Gräfin von Droste-Vischering war dabei.

Pater Ludwig trug eine herrliche Krone und vorn hatte er noch eine besondere Verzierung an der Krone. Der liebe Heiland sagte mir, das sei deshalb, weil er alles hat opfern müssen, sogar seinen Verstand; das sei ihm so hoch angerechnet worden. Auch wurde mir gesagt, die Dominikanerin habe es erfleht, daß ihre Schwestern mit uns in Verbindung seien gesetzt worden. Als das Te Deum gesungen wurde, trat Pater Ludwig vor in den Chor und sang kräftig mit, weil er sich an allem beteiligen darf, des Werkes wegen, wo wir dabei sind.

Auf einmal trat ein Mann vor mich hin und sagte:

Schell (†): „Ich bin Professor Schell, der in Würzburg gestorben ist. Hätte ich es nur auch so gemacht wie du! Du hast deinen Geist in die Höhen der Gottheit geschwungen, und ich habe meinen Verstand gebraucht, um zu glänzen. Es war der Stolz, der mich veranlaßte, mich hervorzutun durch die Wissenschaften, die den Reichen schmeichelten. Du hast recht von mir gesagt in deinen Schriften!“

Inhaltsverzeichnis Band 6

854 Am 8. Juli 1907

„So soll jetzt durch ungelehrte, einfältige, aber tiefgläubige Seelen die Kirche hinaufgerückt werden auf den Glanzpunkt.“

Barbara: Beim Großen Gebet kam wieder Professor Schell (wohl, weil in Würzburg St.-Kilians-Fest gefeiert wird) und sagte:

Schell (†): „Deine Schriften kommen von Gott und führen zu Gott, die meinen kommen aus der Vernunft und führen zum Irdischen, und wer sie liest, nimmt Seichtes und Leichtes in sich auf. Sie enthalten viel irrige Lehren, und das Gift, welches durch dieselben ausgestreut ist unter den Gelehrten, ist nicht beseitigt, obgleich ich meinen Irrtum gutmachen wollte und reumütig gestorben bin. Darum tue mir den Gefallen, deinem Bischof mitzuteilen, er möge doch alle Bischöfe in ganz Deutschland auffordern, daß sie alle einstimmig dem Dekret des Heiligen Vaters an den Wiener Professor Commer zustimmen, denn der Papst hat die Ehre Gottes im Auge, die durch das Gift, das durch meine Schriften in die Herzen vieler Gelehrten eingedrungen ist, sehr geschmälert wird.

Die Ehrung, die mir durch Errichtung eines Denkmals zugedacht ist, gilt bei vielen mehr dem Geiste meiner Schriften, der ihnen in ihrem Leicht- und Unglauben zusagt, als meiner Person. Ich bin zwar gerettet, aber wie sehr wünschte ich gutzumachen, was ich gefehlt habe. Sage dem Bischof, er möge jenem Nachfolger von mir, der den Glanz und die Würde seines Vorgängers ins Licht stellen will vor dem Volk, sagen, er täte besser, zu schweigen und sich ruhig zu verhalten und sein Urteil dem des Heiligen Vaters in Rom zu unterwerfen; denn es wäre besser, das Gift herauszuarbeiten, welches viele Gelehrte in sich aufgenommen haben, wenn sie es auch nicht zur Schau tragen, denn alle die Geistlichen, die unter meiner Leitung gestanden, haben alle etwas Leichtes und Seichtes in sich aufgenommen.

Ich lasse ihnen sagen, es wäre besser, die Ehre Gottes zu befördern, die durch meine Schriften nicht gefördert ist, denn meine Bücher enthalten Irrtümer, welche ich in meiner Vernunft in meinem Geiste ausgearbeitet habe, weil ich mehr auf irdische Ehre zielte. Ich habe es gut gemeint, ich wollte alles vereinigen, aber ich habe einen großen Mißgriff getan, der aus einem gewissen Stolz herausgekommen. Es kam nicht aus Gott, daß ich solchen Mißgriff tat. Besser ist es, daß mein Name leidet unter der Verdemütigung, welche durch den Heiligen Vater über mich ergeht, als daß die Ehre Gottes geschmälert wird. Es muß jetzt darauf hingearbeitet werden, daß das Gift wieder beseitigt wird, was die Leser meiner Schriften in sich aufgenommen haben. Das ist die Hauptsache!“

Abends durfte Barbara lange am Herzen Jesu ruhen und mit Ihm sehr vertraulich sprechen.

Barbara: „Warum hast Du uns Pater Ludwig genommen?“

Jesus: „Ich kenne die Kraft jedes Menschen, des Leibes wie der Seele. Wenn die Kräfte aufgerieben sind, dann muß Ich den Menschen hinwegnehmen, wenn Ich nicht ein Wunder tun will, um ihm zu Hilfe zu kommen. Deshalb mußte Ich Pater Ludwig wegnehmen, weil alle seine Kräfte aufgesogen waren durch das Werk. Die Gottlosen überlasse Ich manchmal ihrer Willkür.“

Dann durfte Barbara Pater Ludwig wieder sehen und Schwester A. Sie kamen beim Te Deum in den Chor in ihren Ordenskleidern und waren überaus fröhlich vergnügt.

Jesus: „Bischof Brück und Pater Alphons und alle, die mitzusprechen gehabt haben, hätten sich ihre Glorie sehr verschönern können, aber weil sie es nicht benutzt, haben sie alle eine mindere Glorie als Pater Ludwig. Er hat den Grad der Seligkeit bekommen wie die heiligen Bekenner, die ein Bußleben geführt, und wie die Märtyrer, die Blut und Leben eingesetzt haben, und wie die heiligen Einsiedler, die sich Mühe gegeben haben, die Kirche zu erleuchten durch ihre Kenntnisse, welche sie sich in der Einsamkeit der Wüste gesammelt haben. Das alles hat Pater Ludwig dadurch errungen, daß er das Werk verteidigt, weil die Kirche so kindlichdemütige Priester braucht wie zu Zeiten der Apostel.

Dort mußte die Kirche ausgebreitet werden durch arme, ungelehrte Fischer, welche den Sieg des Kreuzes erobern mußten über das Heidentum und die ungläubige Welt. Durch sie mußte das Werk Gottes ausgebreitet und das Heidentum besiegt werden. So soll jetzt durch ungelehrte, einfältige, aber tiefgläubige Seelen die Kirche hinaufgerückt werden auf den Glanzpunkt, von dem sie durch die Untreue der Kinder weggerückt worden ist. Da muß man demütig-kindliche Seelen haben, durch welche das Glaubensleben wieder angefacht wird. Das war Pater Ludwig. Durch seinen kindlich-demütigen Glauben hat er sich die Krone verdient, wie die Priester der ersten Christenheit, die heiligen Märtyrer, weil er für das Werk nicht nur die Kräfte seines Leibes eingesetzt, sondern auch die Kräfte seiner Seele, die geistigen Kräfte.

Dadurch erlangte er einen Glanz und ist unter dem Chor der Seraphim. Und durch das verborgene, verachtete Leben, weil ihn niemand erkannt hat, und er nur Spott und Hohn dafür erntete, hat er sich die Glorie verdient wie die heiligen Einsiedler, die hinauszogen in die Wüste und ein vor der Welt unbekanntes Leben führten. Aber weil er, obwohl er nur Spott und Hohn geerntet, doch immer wieder unter seine Brüder getreten ist und die Freudigkeit seines Gemütes ausstrahlen ließ und getan hat, als ob er all den Spott und Hohn nicht verstände, und durch die heilige Freude, die er an Mir gezeigt, denn das war ja nur Mein Werk und hat mit heiterem Frohsinn alles über sich ergehen lassen, so hat er den Lohn erlangt wie die heiligen, unschuldigen, kindlichen Seelen, welche durch die Unschuld ihres Sinnes und Herzens Mich immer geliebt haben, und von denen man sagt, daß sie dem Lamme folgen.

Die Krone von allem hat ihm aufgesetzt, weil er doch von seinen Brüdern ganz verkannt, verachtet und verstoßen worden ist. Man hat ihn für einen einfältigen Menschen gehalten, unter dem der Orden nur Schande und Schmach zu erleiden hätte. Das hat all seinen Tugenden und Verdiensten die Krone aufgesetzt. Was man vom heiligen Aloysius sagt, das kann man von Pater Ludwig sagen: Er war ein unbekannter Märtyrer der Liebe. Ein anderer Priester, der im Leben seiner Würde nach weit über Pater Ludwig stand, und auch ein gläubiger Priester war, aber vor lauter Menschenfurcht nach außen hin es nicht merken lassen wollte, daß er an mystische Zustände glaube, steht weit, weit unter ihm. Er steht im Verhältnis zu Pater Ludwig, dem einfachen Ordensmann, wie im gewöhnlichen Leben der gewöhnliche Arbeiter, der seine Pflicht treu erfüllt hat, gegen einen gar hohen Herrn, einen Minister.

Dieser sein Vorgesetzter ist auch belohnt worden, weil er seine Pflichten treu erfüllt hat. Aber welch ein Unterschied zwischen einer Seele, die mehr tut, die Gott über alles liebt und die Menschenfurcht beiseite setzt. Je höher der Rang ist, den eine Person im Leben bekleidet, desto ausgiebiger ist auch der Einfluß über andere und desto größere Wirksamkeit entfaltet sie, wenn sie den kindlich-einfältigen Glauben des Herzens zur Schau trägt. Weil er aber den Rang und die Würde nicht benutzt hat, um ihn auszuüben, deshalb steht er im anderen Leben tief, tief unter jenem, der im irdischen Leben unter ihm stand, aber all seine Kräfte für Gott betätigte in reinster Liebe.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

855 Am 9. und 13. Juli 1907

Dienstag abends sah Barbara Pater Ludwig wieder in seiner himmlischen Glorie. Er sagte:

P. Ludwig (†): „Sage Luise, sie soll sich nicht grämen über das, was sie von mir sagen. Wer Schmutz suchen will, der soll es tun. O wie bin ich so glücklich. Sage Luise, sie soll sich freuen auf ihren Heimgang und ihre Glorie.“

Barbara durfte wieder Pater Ludwig und Schwester A. sehen im Ordenskleid, sich freuend wie Kinder.

Jesus: „Ihr habt Pater Ludwig am Leben erhalten wollen, weil ihr dachtet, das Werk bedürfe seiner zum Fortbestand. Deshalb habe Ich euch nach N. geführt und überall herum, um euch zu zeigen, daß der Tod von Pater Ludwig ihm nicht schadet. Sie mögen tun, was sie wollen. Je mehr sie es hindern wollen, desto mehr breiten sie es aus. Ich werde es trotz ihrer ausführen!“

Am 13. Juli 1907 abends in St. Quintin beim Te Deum kam eine Schar heiliger Jungfrauen, die in den letzten zwölf Jahren uns besucht hatten. Pater Ludwig war in ihrer Mitte. Er hatte heute eine unbeschreibliche Glorie. Er war ganz in Weiß, und alles schimmerte in Gold hindurch. Die heiligen Jungfrauen blieben im Chor. Pater Ludwig kam an den Platz, wo ich kniete und sagte:

P. Ludwig (†): „O kümmert euch nicht um das Gerede. Die fleischlichen Menschen fassen das nicht. Laßt sie nur sagen, was sie wollen. Seht doch meine unendliche Herrlichkeit. Erinnert euch immer daran, was ich jetzt für eine Herrlichkeit genieße und auch an die Glorie, die ihr bekommt. Siehe, all das, was du in deinem Körper gefühlt diese Woche, der den Sieg über den Geist davontrug, und deshalb dein Geist nicht hinwegkommen konnte über die Leiden, das habe ich die letzten zwei Jahre meines Lebens durchgemacht. Ich konnte nicht mehr teilnehmen und mich nicht mehr freuen am Leben vor lauter Elend des Körpers. Deshalb habe ich auch den Lohn der Märtyrer bekommen.“

Barbara: „War den jemand bei deinem Tode zugegen und wie erging es dir?“

P. Ludwig (†): „Niemand im Fleische war bei meinem Tode, aber ich hatte die schönste Gesellschaft. Der Herr Selbst war bei mir und diejenige, nach der ich so oft geseufzt hatte, wann kommt die liebe Mutter Gottes? Wie hat Sie mir jeden Seufzer in meiner Sterbestunde vergolten. Den Todeskampf hatte ich schon vorher durchgemacht, ehe meine Sterbestunde kam. Die liebe Mutter Gottes nahm mich und führte mich Ihrem Sohne zu.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

856 Brief Barbara an ihren Bischof v. 15. Juli 1907

An den Hochwürdigsten Herrn Bischof:

„Als ich gestern um fünf Uhr aus der Seminarkirche kam, stopfte mir ein Dienstmädchen beiliegendes Zeitungsblatt in die Hand, das es, weil es so interessant, mir zum Lesen geben wollte. Es war während einer Anbetungsstunde beim Großen Gebet im Dom. Ich hatte mich dem Herrn angeboten, Er möge mein Herz betrachten als ein unbeschriebenes Buch, auf dem Er alle Seine Wünsche und Interessen Seines heiligen Herzens niederschreiben und hineindiktieren möge. Ich wolle mit meinen Anliegen und Bedürfnissen zurücktreten. Ich betete und sang dann Stunde um Stunde fleißig laut mit. Nun bitte ich aber um Ihre gütige Erlaubnis, Sie, hochwürdigster Herr Bischof, mit solchen Mitteilungen belästigen zu dürfen.

Ich wandte mich, nachdem ich mir von meinem hochwürdigen Herrn Beichtvater dazu die Erlaubnis erbeten hatte, nach dem Tode meines seitherigen Seelenführers an einen geistlichen Herrn hier, erhielt aber den ängstlichen Bescheid, darüber wolle er sich eine Bedenkzeit vorbehalten und vielleicht später einmal antworten. Vor Beginn des Großen Gebetes wurde der Schwester von Pater Ludwig von einer ihrer Verwandten gesagt: ‚Ein weltlicher Gelehrter sagte zu dem Mann meiner Tochter: Pater Ludwig sei durch und durch hysterisch gewesen.‘

Gerne verschmerze ich es, daß ich als hysterische Person gebrandmarkt bin, aber daß auch die Priester als solche gestempelt werden sollen von den ungläubigen Gelehrten, ist ein niederdrückender Schmerz, und ich kann das Mitleid nicht ausdrücken, das ich mit so wahrhaft frommen Geschwistern des nun in Gott ruhenden Priesters und Ordensmannes Pater Ludwig habe. Ich weinte meinen Schmerz aus in das heiligste Herz Jesu und sagte sodann vertraulich zu Ihm: ‚Du bist nun verpflichtet, die Ehre Deines treuen Dieners wiederherzustellen. Dein Werk wird zerfallen, welches Du mir aufgetragen, um dessentwillen ich meinen guten Namen und Ehre geopfert und Dein treuer Diener Pater Ludwig in Unehre und Schmach und Schande sterben mußte. Was wird aus den Schriften werden, die im Bischöflichen Palais liegen, worin Deine Worte niedergeschrieben sind?‘

Da war es, wie wenn ich angestoßen würde. Ich schaute auf und eine Gestalt im Priestergewand gekleidet stand neben mir und sagte: ‚Gräme dich nicht! Der Inhalt deiner Schriften kommt von Gott und führt zu Gott. Ich bin Professor Schell, der in Würzburg gestorben ist. Meine Bücher aber, die ich hinterlassen, stammen aus der Vernunft.‘ (siehe Nr. 854) Das war sonntags und montags beim Großen Gebet im Dom. Mittwochs beim Großen Gebet in Christophorus: Ich bete viel für meine geistlichen Vorgesetzten und auch für die Seelen der verstorbenen Bischöfe, unter deren Regierung ich hier in Mainz gelebt. Von dem in Gott ruhenden Bischof Brück hatte ich aber noch nie eine Mitteilung. Aber diese Woche schaute ich ihn, wie ich alle Mitteilungen und Gesichte habe, mit den Augen der Seele zum ersten Mal. Es war beim Te Deum in der letzten Stunde.

Oben im Chor sah ich Pater Ludwig, wie in der Luft schwebend, überaus glückselig, und ich wandte mich an den im Allerheiligsten Sakrament wohnenden Gott und sagte sodann: ‚Mein Jesus, wer mag wohl jetzt bei Dir der Glücklichste sein? Pater Ludwig, der so viel verspottet und verachtet wurde, weil er glaubte, daß Du es bist, der Sich mir seit den langen Jahren mitgeteilt hat, oder Dein Diener, unser zuletzt verstorbener Bischof, der sein Urteil über Deinen Verkehr mit mir dem Urteil eines ungläubigen Arztes anschloß?‘

Da erschien der Verstorbene. Er war bekleidet mit den bischöflichen Gewändern und hatte in der Hand den Bischofsstab. Der Stab in seiner Hand brannte in hellen Flammen, und ich erfuhr, daß er noch so lange zu leiden habe, bis die Schmach gesühnt sei, die er Pater Ludwig angetan habe. Er sei schuld, weil er als Bischof den Geist zu prüfen gehabt hätte, der aus den Schriften rede, die ihm zur Prüfung seien vorgelegt worden. Anstatt dieses zu tun, habe er sich aber dem ungläubigen Arzt angeschlossen, und weil die Folgen davon so weittragend seien für die katholische Kirche, habe er so lange zu leiden, bis der Geist, der aus meinen Schriften rede, Anerkennung finde; denn der Geist sei derselbe, der das Oberhaupt der Kirche leite.

Das innere Leben werde immer mehr hinausgedrängt, und wo könne ein Beichtvater oder Seelenführer bestehen bei dieser heutigen Kritik? Dieses sei einer der Schäden, die Er mir schon jahrelang zu erkennen gegeben, daß sie aus Seiner Kirche wieder entfernt werden müßten. Indem ich mein Urteil ganz dem Urteil der Kirche unterwerfe, will ich nur meine Pflichten tun; denn wir haben an den Ungläubigen und an den Feinden der heiligen Kirche das beredeste Beispiel. Wenn diese keine Lüge und Verleumdung scheuen, ja, wie man aus diesem Blatt sehen kann, sich hinstellen, als meinten sie es sehr gut und als wollten sie unseren Oberhirten aus einer Verlegenheit helfen, alles aber nur, um der katholischen Kirche den Todesstoß zu versetzen, da heißt es, auch unter uns zusammenstehen, kein Gebet, kein Opfer scheuen, um unsere Priester zu unterstützen, damit sie diesen furchtbaren Geisteskampf gut zu Ende führen.

Darum sage ich wieder, was ich schon einmal geschrieben, ich möchte die ganze Welt durchlaufen und alle guten Gläubigen, seien es Ordensleute oder Weltleute, auffordern zum Gebet für unsere heilige katholische Kirche und ihre Priester, damit der Heilige Geist alle erleuchte, die gesetzt sind zu wachen.

gez. Barbara Weigand“

Inhaltsverzeichnis Band 6

857 Brief Barbara aus der Pfalz vom 19. Juli 1907

Barbara wurde von einer Freundin in ein kleines Städtchen in der Pfalz verlangt, und weil dort ein tiefgläubiger Priester und fromme Klosterfrauen schon viel von Barbara gehört und sehr nach ihr verlangten, so willfahrte der Herr ihrer Bitte und befahl Barbara, hinzugehen. Barbara schreibt am 19. Juli 1907 von dort aus:

„Heute hatte ich das Verlangen, morgen nach Mainz zurückzukehren, und ich wandte mich an den Herrn im Heiligsten Sakrament mit der Bitte, meine edlen Wohltäter zu bestimmen, daß sie mich nicht zurückhielten. Da hörte ich eine Stimme: ‚Sei unbekümmert, ich werde dich heute noch besuchen.‘ Ich wehrte aber ab und sagte: ‚O Herr, ich bin bereit, Deine Stimme jederzeit zu hören und will mir auch Mühe geben, alle Deine Wünsche zu erfüllen, aber verschone mich von einem Besuch nach außen hin. Ich will mich nicht wieder den Blicken anderer preisgeben wie in Holland.‘

Nach der heiligen Kommunion kam es aber anders. Seine Liebe und Sein Erbarmen gewannen in meiner Seele die Oberhand und rissen sie schonungslos mit Sich fort, so daß ich mich, wie immer bei solchen Ergüssen Seiner Liebe, in lauten Reden äußerte. Der Herr sagte:

Jesus: ‚Ich schicke dich nicht in die Welt hinaus unter Meine treuen Kinder, um etwa durch Meine Mitteilungen ihre Neugierde zu befriedigen, auch nicht, daß sie sich angenehm damit unterhalten, wie die Kinder der Welt sich unterhalten in den Tagesneuigkeiten, die sie aus den Zeitungsblättern herauslesen. Nein! Ich schicke dich und habe dich auch hierhergeschickt, um das Reich Meiner Liebe zu erneuern. Die Liebe ist erkaltet, und die Eisdecke liegt über der ganzen Menschheit, wie Ich dir schon vor vielen Jahren gezeigt habe.

Die Zeit ist jetzt gekommen, wie Ich dir gezeigt, wo Meine heilige Kirche ein schweres Kreuz schleppt, das sich durch die ganze Welt dahinzieht. Unter dieses Kreuz sich zu stellen, ist die Aufgabe aller treuen Kinder Meiner Kirche. Deshalb will Ich ein Band schlingen um die Menschheit, ein Liebesband, das Ich Selbst bin. Ich will Meine treuen Kinder in der ganzen Welt zusammenscharen unter dieses Kreuz. Auch hier in dieser Gemeinde habe Ich treue Seelen gefunden und Ich will, daß sie sich anschließen.

Das Glaubensleben in dieser Gemeinde ist zwar nicht erloschen, aber erkaltet und gleichgültig geworden sind gar viele. Deswegen rede Ich heute zu euch, Meinen treuen Kindern, und habe Meine Kleine zu euch geschickt. Ihr sollt auch unter diesem Kreuz stehen mit dem Glöcklein in der Hand, denn auch hier will Ich das Reich Meiner Liebe wieder erneuern. Euch allen gebe Ich ein Glöcklein in die Hand, wie Ich ihr vor Jahren einmal gezeigt. Dies Glöcklein soll sein das gute Beispiel, womit ihr auch die Lauen und die Mich verlassen haben wieder anziehet. Fürchtet euch nicht, wenn andere achselzuckend und spöttelnd auf euch herabsehen, denn auch Ich habe den Spottmantel getragen und mühsam das Kreuz auf den Kalvarienberg geschleppt, um in der größten Schmach und Verachtung daran zu sterben.

In der Stunde der Versuchung erinnert euch, was Ich am 19. Juli 1907 zu euch gesprochen, und schreibt es in euer Tagebuch ein.

gez. Barbara Weigand“

Inhaltsverzeichnis Band 6

858 Fest heilige Maria Magdalena am 22. Juli 1907

„Juden und Heiden habe sich verschworen, sie zu vernichten.“

Am Fest der heiligen Magdalena war der Gottesdienst erst um halb zehn Uhr. Die Waldluft tut mir sehr gut, so daß meine ganze Natur auflebt und ich die ganze Nacht so ruhig schlafe, was in Mainz doch eine Seltenheit ist. Herr N. ist so liebenswürdig und läßt meine Freundin K. mich begleiten, wenn ich in den Wald gehe. Nachmittags kommen die Klosterfrauen und andere frommen Seelen, wer halt Zeit dazu hat, und wir freuen uns des Genusses Gottes im Gespräch von Seiner unendlichen Güte im abwechselnden Gesang und Gebet.

Bedrängte und betrübte Mütter, die sich anschließen, vergessen ihr Elend, und eine heilige Ergebung in die Ratschlüsse Gottes erstrahlt auch auf diesen von Leid und Schmerz gefurchten Gesichtern. Aber gestern früh waren meine Freundin K. und ich allein. Wir schlossen uns an alle frommen Christen an und versetzten uns im Geiste an die Orte, wo Maria Magdalena gefeiert wird. Als wir aber längere Zeit so in dieser Einsamkeit knieten und den Rosenkranz beteten, erwachte in mir ein großes Verlangen nach jener glücklichen Zeit, wo diese große Liebhaberin des Heilandes uns überraschte und so schöne Belehrungen uns mitteilte. Meine Seele versetzte sich in jene glückliche Zeit zurück. Da plötzlich lüftete sich dieser geheimnisvolle Schleier, der dem Blick der schauenden Seele hie und da einmal gelüftet wird, und ich sah in der Höhe der schlanken Tannen die heilige Maria Magdalena sich herniederlassen in unsere Mitte. Sehr lieb redete sie uns an und sagte:

Magdalena: „Es geziemt sich nicht, daß ich euch, meine Schwestern, allein lasse. Ich will mich zu euch gesellen und mit euch beten, denn wo zwei im Namen Gottes versammelt sind, auch die dritte nicht fehlen darf, damit der Freundschaftsbund, den der Herr mit euch gemacht, auch geschlossen sei. Und als solche dritte begrüße ich euch, meine Schwestern. Fahret fort, das Reich der göttlichen Liebe auszubreiten, treue Seelen zusammenzuscharen, wo der Herr euch hinschicken wird. Wenn es auch bisweilen scheint, eure Mühe sei umsonst, etwas bleibt überall hängen. Das Glaubensleben soll und muß nach dem Ratschlusse Gottes wieder erneuert werden. Die guten, treuen Seelen müssen sich zusammenscharen und durch ihr gutes Beispiel und ein sündenfreies Leben den Himmel mit Gebet bestürmen, damit die Guten bestärkt, die Lauen wieder aufgerüttelt und die Sünder wieder zu Gott zurückgeführt werden.

Grämt euch nicht mehr über das, was ihr schon gelitten, und redet nicht so viel darüber, denn wisset, was der Herr mit euch vorhat, ist ein großes Werk. Ihr habt zu essen und zu trinken und findet überall gute Menschen, die euch aufnehmen. Wohl ist es wahr, daß ich ein Muster der Büßenden werden sollte, aber doch war mein Weg ein anderer. Ich wurde von dem Herrn durch Seine heiligen Engel in eine schreckliche Einsamkeit gebracht. Welch ein Bußleben in dieser Felsenhöhle! Von euch verlangt der Herr dieses nicht. Ihr müßt durch stilles Dulden und Ertragen all der Verachtungen und Verdemütigungen, die euch zustoßen, das ersetzen, was ich durch ein so strenges Bußleben verdienen mußte. Ich mußte ein ganz verborgenes Leben in stiller Einsamkeit führen, und der Herr freute Sich, Sich mir mitteilen zu können. Auch ich sollte Seelen gewinnen. Darum mußte ich erst das Muster der vollendetsten Buße werden. Das Werk aber, das euch aufgetragen ist, ist weit erhabener und umfaßt die ganze Welt.

Die ganze Kirche, die der Herr gestiftet, ist von ihrem Glanzpunkt weggerückt, weil ihre Kinder gottlos geworden sind. Juden und Heiden habe sich verschworen, sie zu vernichten. Überall ertönt der Ruf: ,Nieder mit dieser Infamen! Los von Rom! Los von Christus!’

Deswegen hat der Herr mit dir geredet. Freue dich, meine Tochter! Alle, die dich aufnehmen, sollen teilhaben an den Gnaden, die der Herr ausgießen will. Keines ihrer Familienmitglieder soll, wenn auch eines davon eine Zeitlang vom rechten Weg abgewichen sein sollte, verlorengehen. Sage dieser Familie einen herzlichen Gruß von der Büßerin Magdalena. Auch deinen beiden Mitschwestern in Mainz und deinen Angehörigen einen Gruß. Sie werden Tränen vergießen, wenn du ihnen erzählst, daß ich mit dir geredet habe.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

859 Am 23. Juli 1907

Jesus: „Sage N., er könne ganz sicher darauf rechnen, daß der Herr sein Wirken segnen werde. Er möge nur mit Entschiedenheit und Ausdauer ausführen, was der Herr von ihm verlange. Auch Herrn N. sage, er möge sich nicht grämen über den tiefen Fall seiner Gemeinde, sondern es als eine Strafe ansehen, die sein Vorgänger dadurch heraufbeschworen hat, weil er mehr nach seinem Willen gehandelt habe bei der B. Pf. (durch Verleihung der Wundmale), die der Herr erwählen wollte, die Menschen an Sein bitteres Leiden zu erinnern.

Und weil er in seiner Pfarrgemeinde so jungfräuliche Seelen vertrieben, führe der Satan den Geist der Unzucht und der Schamlosigkeit ein. (In dieser Gemeinde verführten ruchlose Männer die Kinder; ein Mann allein schon Dutzende.) Da müsse er nun wieder anfangen, in seiner Gemeinde den jungfräulichen Stand beliebt zu machen, mit den Ortsbehörden sich in Verbindung setzen, daß diese ihm beistehen, die Schule wieder der Leitung der Klosterfrauen zu vermitteln, überhaupt den Geist des Gebetes in Aufschwung zu bringen. O ihr Priester, in euren Händen liegt das Wohl und Wehe der Völker, denn mit Waffengewalt die Völker zu unterjochen, kann der wollüstigste Herrscher, aber die Seelen zu leiten, ist das Werk des Heiligen Geistes, und Der will herabgefleht sein durch inniges, anhaltendes Gebet.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

860 Am 24. Juli 1907

Barbara war mit den Schulschwestern in eine Nebengemeinde zu Freunden gegangen und besuchten auch den armen, kleinen Gebetssaal (Kirche genannt). Dort hatte sie große Gnaden, die sie dem Verwalter der Filiale mitteilt: Sooft Sie in E. das heilige Meßopfer darzubringen das Glück haben, erinnern Sie sich doch an die unendliche Liebe und Herablassung des Herrn in diesem für den Herrn Himmels und der Erde so wenig entsprechenden Aufenthaltsort. Und doch hatte ich gerade dort eine so große Gnade, die ich höher schätze als alle vorausgegangenen; denn wie viel Belehrendes für uns so aufgeblähte, stolze, selbstsüchtige Menschen liegt in dieser Offenbarung. Wir hatten lange gebetet, den Kreuzweg, den Rosenkranz, wir sangen ein Sakramentslied, und ich war sehr gesammelt, dachte aber an nichts weniger als an eine so außergewöhnliche Gnade.

Da plötzlich gewahrte ich mit den Augen meiner Seele ein ungewöhnliches Licht. Der Tabernakel war eine Altarnische, und darin erblickte ich den Herrn in majestätischer Gestalt. Mit freudiger Begeisterung und inniger Andacht sangen wir ein Sakramentslied. Da sah ich, wie Strahlen ausbrachen und besonders hell auf die da knienden Schwestern ins Herz sich einbohrten und von dort wieder zurück in Sein Herz. Dieses anbetungswürdige Herz aber sah ich offen und ganz bloßgelegt, so daß ich hineinschauen und stürmische Schläge darin bemerken konnte.

Da war es auch, wo Er mir mitteilte, wie sehr Sein Herz verlangt, daß Seine unendliche Liebe mehr erwidert werde, und daß Seine Demut Ihn aus Liebe zu Seinen Geschöpfen banne in diesen ärmlichen Raum wie in die prächtigste Kirche und Kathedrale. Nur fühle Er unter diesen Un- und Irrgläubigen Seine entsetzliche Einsamkeit doppelt schwer. Es sei für Ihn zwar auch recht schmerzlich in einer Gemeinde, wo lauter Katholiken wohnen, wenn sie kalt und gleichgültig gegen Ihn seien. Aber in einer Gemeinde wie hier, wo Seine Geschöpfe über alle Gnaden hinweggingen, die Er ausgießen wolle aus Seinem stillen Tabernakel unserer Kirche, und Sein Blut und Seine Gnaden, die Er anbiete, mit Füßen getreten würden, sei Ihm der Aufenthalt unerträglich.

Er verlange Seelen, die Ihn besuchen und durch diesen Besuch ihn trösten. Und weil die Strahlen, die aus Seinem Herzen hervorschossen, viel heller und feuriger auf die Klosterfrauen fielen, gab der Herr zu verstehen, daß reine, keusche Seelen Ihn am meisten trösten. Bei dem Te Deum ward der Herr wie eine Sonne, die nach allen Seiten ihre Strahlen sendet. Der Himmel vereinigte sich mit uns bei dem Lied: „Gegrüßet seist du, Königin“ und sang mit uns. Einer der heiligen Engel schlug mit freudiger Begeisterung den Takt dazu und Freude und Friede leuchteten aus allen hervor. Ich war vor Freude und Glückseligkeit wie vernichtet und sagte zum Herrn:

Barbara: „O mein Jesus, ich kann ja meine Glieder nicht heben, wie werde ich heimkommen diesen weiten Weg?“

Da gab der Herr ein Zeichen, und ein lieber, wunderschöner Engel trat hervor und sagte:

Engel: „Komm nur, ich werde dein Begleiter sein, und du sollst sehen, daß du gehen kannst!“ (Meine Begleiterinnen hatten abgesprochen, wir müßten mit der Post heimfahren.)

Barbara: Ich sah aber eine Lücke da, wo der Engel ausgetreten war und sich mir zur Begleitung angeboten hatte, und ich sagte zu dem Engel: „Wäre es nicht besser, du bliebest hier, denn da, wo du gestanden, ist eine Lücke?“

Engel beruhigend: „Komm nur, ein anderer wird gleich die Lücke ausfüllen.“

Barbara: Und so war es auch. Der Engel berührte meine Hand und ich hatte meine Kräfte und konnte aufstehen, als wenn nichts vorgefallen wäre. Dies ist die volle Wahrheit. Meine Begleiterinnen sind Zeugen. Der Herr ist unter uns, ihr Christen. Darum kommt, betet Ihn an. Und es wird nicht besser werden in der Welt, bis diese Wahrheit wieder die Christen begeistert, wie die ersten Christen es waren.

Inhaltsverzeichnis Band 6

861 Am 25. Juli 1907

„Meine Tochter, hast du vergessen, daß du nur ein Sprachrohr bist, durch welches Ich reden will.“

Barbara: Gestern zeigte mir der Herr wieder, wie unendlich groß Seine Liebe und Barmherzigkeit im Allerheiligsten Sakramente zu uns armen Sündern ist. Wir waren mit den Klosterfrauen in ein benachbartes Dorf gegangen und besuchten dort den Betsaal, wo in einem Zimmer im oberen Stock die Katholiken ihren Gottesdienst abhalten und das Allerheiligste dort eingesetzt ist. Wir beteten dort gemeinschaftlich den Kreuzweg und andere Gebete, die Schwestern beteten im stillen ihr Brevier, und ich kniete vor dem ärmlichen Altar, dessen einzige Zierde ein goldener Kranz um den Tabernakel war. Da auf einmal zeigte Sich der Herr sichtbar gegenwärtig.

Beim Singen eines Sakramentsliedes brachen die Strahlen aus Seinem Herzen hervor auf alle Anwesenden, besonders auf die Klosterfrauen. Er öffnete Sein Herz, und ich sah darin, wie wenn man auf die Uhr schaut und sieht den Perpendikel schlagen, oder besser gesagt, ich sah Sein heiligstes Herz Sich so heftig bewegen, daß ich ganz deutlich die Pulsschläge unterscheiden konnte. Zu gleicher Zeit traf ein Strahl Seiner Liebe mein armes Herz, und der Herr ließ mich die Ursache dieses stürmischen Schlages erkennen.

Jesus: „Siehe, Meine Tochter, hier in dieser armen Bretterwand weile Ich gerade so wie in der reich ausgestatteten Kathedrale. Aber wie einsam und verlassen von Meinen Kindern weile Ich hier. Wie selten kommt eine treue Seele hierhin, Mich zu trösten. Darum fordere Ich dich auf, ehe du diese Gegend verläßt, gehe zu Meinem Diener, der hier den Gläubigen den Gottesdienst abhält und sage ihm, er möge sich Mühe geben, wo er ein gutes Keimchen findet in einer gläubigen Seele, dieselbe herbeizuziehen, damit Mir auch hier Abbitte und Sühne geleistet werde!

Wenn Mir unter gläubigen Kindern Meiner Kirche der Aufenthalt im Tabernakel erschwert wird durch ihre immer mehr überhandnehmende Gleichgültigkeit, so wird Mir der Aufenthalt aber fast unerträglich an den Orten, wo so viele Un- und Irrgläubige wohnen, die Meine Gegenwart im Allerheiligsten Sakrament nur für ihren Spott benutzen, und das Opfer der heiligen Messe, woraus allein der Welt Tag für Tag noch Heil und Segen ausströmt, um den Zorn Meines Vaters zu besänftigen, für teuflische Ketzerei halten, und so Mein bitteres Leiden und Mein kostbares Blut mit Füßen treten.“

Barbara: „O Herr, man wird mir armen Sünderin nicht glauben, denn ich kann die Worte nicht so vorbringen, und da verfehlt es auch seine Wirkung.“

Jesus: „Meine Tochter, hast du vergessen, daß du nur ein Sprachrohr bist, durch welches Ich reden will, und der Briefträger, der sich nicht darum kümmert, ob die Nachrichten, die er zu überbringen hat, gut oder schlecht aufgenommen werden. Ich verspreche dem Priester, wenn er Meine Worte gut aufnimmt, daß Ich seine Wirksamkeit segnen werde, so daß durch das gute Beispiel der eifrigen Katholiken der Irrglaube sehr zurückgedrängt und die katholische Gemeinde in kurzer Zeit eine blühende werden soll. Ich verlange, daß er den ersten Freitag einführe, und Seelen zu gewinnen suche, die Mich zu trösten suchen in Meiner Einsamkeit und Mich oft in der heiligen Kommunion empfangen.

Der Familie, die dich aufgenommen, sage nur, daß sie viel Fleiß auf die Erziehung ihrer Kinder verwenden mögen, dann wird Mein Segen, als Belohnung für die Wohltaten, die du genossen, ganz gewiß auf alle ihre Kinder herabkommen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

862 Am 26. Juli 1907

„Alle treuen Seelen sollen Schlachtopfer der Liebe werden.“

Barbara: Gestern früh gab mir eine Ordensfrau einen Zettel in die Hand, worauf sie mir alle ihre Anliegen niedergeschrieben hatte, daß ich sie dem Herrn nach der heiligen Kommunion vortragen solle. Darin bat sie den Herrn, Er möge sie doch erkennen lassen, wo sie ansetzen solle, was sie abzulegen habe, um dem lieben Gott mehr Freude zu machen, und ob Er ihr Leben nicht annehmen wolle als Sühnopfer für die Gemeinde H. Es ist dies eine junge, in den blühendsten Jahren stehende Ordensfrau, und ich muß mir immer denken, wenn ich mit ihr umgehe, diese ist so, wie man sich Ordensleute vorstellt, und ich mußte so weinen über den Heldenmut der Schwester, daß ich mit Tränen an die Kommunionbank ging. Nach der heiligen Kommunion bat ich den Herrn, mir doch mitzuteilen, was die Klosterfrau wünsche.

Jesus: „Sage ihr, Ich sei zufrieden und darum könne auch sie zufrieden sein.“

Barbara: Diese Worte verstand ich nicht, wie ich sie auch überlegte, und wandte mich wieder zum Herrn, mir doch auch zu erklären, wie dies zu verstehen sei.

Jesus: „Eine Seele, die durch eine gute Beicht gereinigt und sich alle Mühe gibt, Mir zu dienen und Mir Freude zu machen, hat Meine volle Zufriedenheit gewonnen. Und wenn sie dann ruhig und ergeben bleibt auch da, wo es ihr scheint, daß ihre Liebe nicht erwidert wird und sie, trostlos und verlassen, nicht unterscheiden könne, ob sie bei Mir in Ungnade stehe oder nicht, darf sie sich nicht beunruhigen. Auf diese Seele schaut Mein Auge mit Wohlgefallen. Wenn sie aber wissen will, wie sie es anstellen soll, um dieses Mein Wohlgefallen immer an sich zu fesseln, dann möge sie sich alle Tage ihres Lebens vornehmen, nichts mehr zu wünschen, nichts mehr zu verlangen, als was Ich wünsche und verlange, das heißt in allem, was vorkommt, sei es uns angenehm oder nicht, den heiligen Willen Gottes erkennen und mit Gleichmut alles hinnehmen, was uns Tag für Tag Widerwärtiges begegnen mag.“

Barbara: „O Herr, willst du das großmütige Anerbieten der Schwester annehmen?“

Jesus: „Ja, nicht sie allein, sondern alle, alle treuen Seelen sollen Schlachtopfer der Liebe werden. Denn nur dann wird Meine Kirche wieder auf den Leuchter gerückt werden, daß ihr Glanz die ganze Welt erleuchten wird, wenn viele als Schlachtopfer sich einsetzen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

863 Am 27. und 31. Juli 1907

„Die hier auf Erden keine Ehre erfahren haben, werden dort vor allen anderen Heiligen ein weit größeres Licht in alle Ewigkeit verbreiten.“

Bei der Wallfahrt am 27. Juli 1907, als wir zu Ehren der verstorbenen verborgenen Heiligen beteten, derer niemand gedenkt, sah Barbara, wie wenn ein Schleier gelüftet werde, und unter all diesen entstand ein großer Jubel.

Jesus: „So geht es, wenn ihr einmal hinüberkommt. Diejenigen, die hier auf Erden keine Ehre erfahren haben, werden dort vor allen anderen Heiligen ein weit größeres Licht in alle Ewigkeit verbreiten. Sage N., es wäre Mein Wunsch, er möge sich nicht in eine Privatwohnung, sondern in ein Konvikt einmieten, wo er unter guten Händen sei, denn er soll das Licht werden, das aus seiner Familie hervorgehen soll. Er soll ein frommer Priester werden und viele Seelen zu Gott zurückführen.“

Jesus in H.: „Siehe, wie Ich die Bewohner dieses Dorfes so gesegnet und welche Üppigkeit du in den Häusern siehst und wie sie Mir aber nur mit Undank lohnen. Wäre es nicht besser, daß Ich ihnen die Gnaden entzöge, die ihnen zum Verderben gereichen?

Sage N., daß seine Mutter längst im Himmel ist, und daß ich seinen Vater in dem Augenblick erlöst, als er in Jerusalem Abschied genommen von den Heiligen Stätten.“ (Der Vater war schon 22 Jahre tot.)

Jesus am 31. Juli 1907: „Es ist Mein Wille, daß ihr mit diesem Orden N. verbunden seid; denn dieses Werk ist die Fortsetzung von dem, was Ich durch die selige Margareta Maria Alacoque angefangen. So wie Ich durch Margareta Maria Alacoque der Menschheit die Schätze der Liebe geöffnet, die in Meinem Herzen verborgen sind, so will Ich jetzt zeigen, wie diese Schätze der Menschheit zugewendet werden sollen.

Ich habe die beschaulichen Orden erwählt, daß diejenigen, die sich in denselben heiligen wollen, Schlachtopfer Meiner Liebe werden müssen, daher du in diesem Orden viele Kranke und Bresthafte findest. Das streng abgeschiedene Leben ist sehr aufreibend, weil das Blut zu wenig Zirkulation hat. Aber je mehr Ich von ihnen auf das Krankenbett hinstrecke, desto mehr Sühne wird Mir geleistet. Die Erneuerung Meiner Kirche muß mit vielen Tränen benetzt und mit den Schmerzensseufzern Meiner leidenden Kinder gefördert werden.

Die Kirche in N. soll geweiht werden zu Ehren des Heiligsten Sakramentes und als Schutzpatron den heiligen Antonius haben. N. wird die Einweihung noch erleben.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

864 Tag vor Portiuncula am 1. August 1907

Tagsüber läßt der Herr sagen:

Barbara: Das Fräulein, welches die Operation durchgemacht hat, könne, wenn sie auch nicht als Klosterfrau dem Herrn dienen könne, doch sich Gottes Wohlgefallen viel mehr erwerben, wenn sie im Anschluß an die Klosterfrauen, das heißt in ihrer Umgebung dem Herrn dienen wolle, als wenn sie unter Weltleuten, wo so vielfach die Seele wieder abgezogen wird vom Streben nach höherer Vollkommenheit, ein jungfräuliches Leben führen werde.

Frau N. läßt der Herr sagen: Er wünsche sehr, daß sie sich mehr Mühe gebe, Ihm ihre Dankbarkeit zu bezeigen, daß Er sie so hinstellt und mit zeitlichen Gütern so gesegnet habe, daß sie dem Herrn treuer dienen könne. Sie möge doch dem Zuge ihres Herzens folgen, worin Gott, der Herr, Sich hie und da zu erkennen gebe, ein eifriges Mitglied des Liebesbundes werden, denn Er verlange, daß auch in Holland wie in Deutschland das Reich Seiner Liebe sich erweitere.

Frl. N. soll nach Lourdes zur lieben Mutter Gottes gehen. Vielleicht, daß sie dort in den Bädern die Heilung erlangt oder bei der Sakramentsprozession. Ich mag bitten und wir alle mögen bitten, ja, was vermag ein sündiges Geschöpf? Wenn eine Seele aber mit solcher ausdauernden Geduld hofft auf den Herrn, dann muß Er Sich erweichen lassen. Wir wollen also zusammen den Himmel bestürmen, bitten, besonders auch die Herren Geistlichen, die davon wissen. Es ist mir heute zumute, als sei es dem Herrn unmöglich, daß Er eine Bitte abschlagen könne, aber ich sage mir jetzt schon: Dein Wille geschehe!

Am Portiuncula-Abend betete ich den Ablaß für Pater Ludwig. Aber kaum hatte ich begonnen, erschien er inmitten des Chores in unendlicher Glorie, so voller Jubel, daß es nicht zu beschreiben ist.

Barbara: „Wie kränke ich mich, daß Sie meinetwegen so viel gelitten, und jetzt stehe ich so allein da.“

P. Ludwig (†): „Ich will auch jetzt noch dein geistlicher Vater sein und bleiben. Daß meine Schwestern diese Meinung haben, das ist nun einmal nicht zu ändern. Gott auf ihre Weise dienen durch große Werke ist ja auch gut, doch verschlingt bei solchen Werken die Eigenliebe so viel, daß für Gott nicht mehr viel übrig bleibt. Etwas anderes ist es, Gott auf dem Weg der Verachtung dienen, wie ich Ihm dienen mußte. O wenn sie es doch begriffen, aber sie begreifen es jetzt noch nicht, was Großes es ist, Gott in Verachtung zu dienen, sie würden alle Tage auf den Knien Gott danken, wenn sie solche erführen.“

Barbara: Ich durfte dann einen Blick tun in die himmlische Herrlichkeit. Alles dort ist nicht zu beschreiben. Dort war auch die Mutter und Schwester Angelika von Pater Ludwig in der nächsten Nähe vom heiligen Franziskus.

Zwischen sieben und acht Uhr, wo ich den ganzen Nachmittag mit meinen beiden Freundinnen die Ablaßkirchen besucht hatte, sah ich eine ungewöhnliche Helle um den Hochaltar. Auf dem Altare ward der Herr sichtbar und neben Ihm die liebe Mutter Gottes. Und wie einen Kreis um den Herrn bildend, standen darum eine große Schar von Ordensleuten und alle stimmten das Magnificat an. Es war auch dabei Pater Alphons, P. Ambrosius und Pater Ludwig.

P. Ludwig (†): „Siehe, so feiert man im Himmel Portiuncula. Die Mitglieder des seraphischen Ordens sprechen da an den zwei Abenden, wo so viel gebetet wird in der streitenden Kirche und der Himmel mit so vielen Bewohnern geschmückt wird, mit der lieben Mutter Gottes ihren Dank aus in diesem der lieben Mutter Gottes so angenehmen Lobgesang.“

Barbara: Ich fragte nun Pater Ludwig, er möge mir doch einen guten Rat geben, das Aufschreiben betreffend. Ob er es nicht für besser halte, nichts mehr aufzuschreiben, da ich hierüber so wenig Bescheid wisse und mich nicht zu fragen getraute, weil ich sicher glaubte, daß es nicht mehr in seitherigen Kreisen gelesen werde.

Da gab mir Pater Ludwig die tröstliche Antwort:

P. Ludwig (†): „Darüber gräme dich nicht, daß einige meiner Schwestern nicht ganz zufrieden mit Luise sind und annehmen, ich sei ehrlos gestorben, weil ich dein Seelenführer lange Jahre hindurch war. Aber wie bedauere ich, daß sie nicht begreifen, wo das wahre Glück verborgen ist. Derjenige ist der Glücklichste, der auf Erden seinem Heiland am ähnlichsten geworden ist. Und weil ich dein Seelenführer gewesen bin, so mußte ich dem Herrn alles zum Opfer bringen. Mein Gedächtnis, meinen Verstand, meinen Willen, alles, alles und am Kreuze der Verachtung sterben. Aber nur so, auf diesem Wege, bin ich ähnlich geworden meinem Herrn und durfte in nächster Nähe Ihm folgen. Und nun befinde ich mich darum in der Gesellschaft des heiligen Franziskus.

Du aber fahre fort, wie ich dir angab, bis ein anderer kommt und dir befiehlt. Vor Gott sind alle gleich, wenn sie nur in der Einfalt des Herzens Ihm dienen. Sage meinen Schwestern, Luise stehe bei Gott gerade so hoch in ihrer Kleinheit und Erniedrigung wie ihre anderen Schwestern, die so große Leistungen der menschlichen Gesellschaft gegenüber vollbrächten. Jene hätten von Gott die Gnaden empfangen, große Dinge zu vollbringen, Luise und ich mußten den Weg der Verachtung gehen. Wir beide sind aber glücklich, denn in der Erniedrigung bleiben die guten Werke rein.

Dort aber, wo dem Menschen alles gelingt, auch im Ansehen vor den Menschen seinem Gott zu dienen, mischt sich gar oft der Stolz ein und zerfrißt alles. Möchten dies alle jene sich merken, die der liebe Gott erwählt, andere zu leiten oder große Werke zu vollbringen. O glückselige Verachtung, die mir eine solche Herrlichkeit verdiente. Wenn es die Menschen begriffen, was Großes es ist, in Verachtung Gott zu dienen, so würden sie alle Tage auf den Knien Gott danken, wenn ihnen solche zuteil würde, denn je näher man Jesus auf dem Kreuzweg ist, desto näher bei Ihm in der ewigen Glorie.

Ich mußte meine fünf Sinne zum Opfer bringen, und welche Wonne und Ergötzungen genieße ich jetzt, tagtäglich immer neue und schönere. Heute und morgen darfst du einmal hören, wie wir das Magnificat singen. Seid recht fleißig, und morgen wirst du viele Seelen einziehen sehen in den Himmel.“

Barbara: Ich lauschte, als Pater Ludwig verschwand, denn ich hörte einen entzückenden Gesang mit Instrumenten begleitet. So fein, so lieblich waren die Töne, daß ich vor Wonne hätte sterben mögen. Wundern wir uns nicht, daß Gott, der Herr, Sich außergewöhnlich freigiebig zeigt gegen Seine treuen Kinder.

Inhaltsverzeichnis Band 6

865 Portiuncula am 2. August 1907

„Der kann den Ablaß auch für die Verstorbenen gewinnen, sooft er sich Mühe gibt.“

Barbara: Während des Tages, als ich einmal ängstlich war, ob ich auch den Ablaß gewinnen werde, hörte ich die Worte: Stimme: „Alle, die sich so Mühe geben wie diejenigen, die du hier siehst, gewinnen den Ablaß vollkommen für sich. Und wer so aus sich herausgeht und nur noch an das Wohl und Wehe seiner Mitmenschen denkt, der kann den Ablaß auch für die Verstorbenen gewinnen, sooft er sich Mühe gibt.“

Barbara: Wenn diese Dinge Einbildung oder Täuschung gewesen, so brächte es keine Wirkung hervor, da wäre der sinnliche Mensch gleich fertig. Aber die Worte haben einen solchen Nachdruck, daß ich mir nicht getraute, länger fernzubleiben, als nur das Allernotwendigste zu tun, und daß ich um neun Uhr abends so zusammenbrach, daß mich Luise heimbegleiten mußte.

Bei dem feierlichen Schluß und bei dem Te Deum sah ich ein weites, lichtes Gefilde. Der Herr lüftete den Schleier, der die streitende von der triumphierenden Kirche trennt, und zeigte mir, mit welch freudiger Begeisterung unsere heiligen Schutzengel ihre Dienste ausüben, wenn es gilt, uns glücklich zu machen. Ich sah einen weiten Raum von so hellem, mildem Lichte, daß es das Auge nie ermüden kann. Man möchte ewig diesen Glanz sehen. Da war eine Begeisterung unter den Bewohnern hier, eine freudige Erwartung, ein Jubilieren, so harmlos, so ungetrübt, das ich zu beschreiben nicht imstande bin. Voll freudiger Begeisterung eilten viele aus dem Raum fort. Ich sah die Luft sich füllen. Jeder Engel hatte an der Hand eine Person, die sich voll Dank gegen Gott aufstellten, um zum ersten Male in ihrer ewigen Glückseligkeit das Te Deum zu singen. O wie dankbar schauten sie ihren Erlöser an und wie dankbar wieder zurück auf die betende Menge Gläubiger, die ihnen die Befreiung erfleht hatten.

Es war auch ein Bischof dabei, und wenn ich mich nicht getäuscht habe, war es Bischof Brück, für den ich viel gebetet hatte. Auch der Vater von Frl. K. und einige Verwandte waren dabei. Einer ihrer Brüder soll noch leiden. Die Mutter sei längst im Himmel; einige andere noch und die übrigen erfuhr ich nicht, wer sie sind.

Bei dem Te Deum sah ich wieder Pater Alphons, Pater Ambrosius und Pater Ludwig, der kräftig mitsang. Als das Te Deum begann, fing der Zug an aufwärtszuziehen. Der heilige Erzengel Michael zog voraus, eine lange Prozession, und die liebe Mutter Gottes machte den Schluß des feierlichen Zuges. Jeder wurde an der Hand seines Schutzengels geführt.

P. Ludwig (†): „Ich bin meinem heiligen Stifter darin ähnlich geworden, daß ich Maria, die liebe Mutter Gottes, so zärtlich liebte und diese Liebe vergilt Sie mir jetzt.“

Jesus: „Dieselbe heilige Freude, welche die Schwestern von Luise begeistert, große Werke zu unternehmen zur Förderung der Ehre Gottes und Rettung der Seelen, gebe Ich euch bei Verrichtung eurer kleinen guten Werke. Überall ist es ein und derselbe Geist. Es kommt nicht auf die Größe des Werkes an, sondern auf die Herzensgesinnung.“

Jesus für eine Ordensfrau: „Die beste Opfergabe, die mir die Oberin des Hauses bringen kann, ist ein frohes, freudiges Herz, denn hierin muß sie allen Mitschwestern voranleuchten.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

866 Wallfahrten vom 3. bis 12. August 1907

„Befolge die Regel, die Ich dir schon oft angegeben: Tue das, was dir am schwersten fällt.“

Barbara: Bei der Wallfahrt am Samstag, dem 3. August 1907, als wir auf den Fluren von Marienborn ankamen, kam der liebe Heiland mit einer ganzen Schar uns entgegen und sie hüllten uns ganz ein. Als wir die liebe Mutter Gottes baten, Sie möchte allen, die mit uns sich heute vereinigen, reichlichen Trost, Kraft und Mut zusenden, da wurde Ihr Herz wie ein sprudelnder Quell, und es gingen Strahlen davon überall hin.

Als wir um den ganz besonderen Schutz für alle Liebesbundmitglieder baten, da öffnete Sie Ihren weiten Mantel und nahm alle darunter. Zuvorderst vor ihr war Frau N., der Sie große Zärtlichkeit bewies. Bei der geistigen Kommunion kam ein Engel und reichte einer jeden die heilige Kommunion. Als wir das Te Deum sangen, vereinigte sich der ganze Himmel und sang mit. Beim „Heilig, Heilig, Heilig“, neigten sich alle Engel tief herab.

Am 4. August 1907 ängstigte sich Barbara wegen der Wallfahrt, weil in der Nacht ein braver Mann, von einem Geschäftsgang heimkehrend, lebensgefährlich von Strolchen verwundet wurde.

Jesus: „Gehet trotzdem wieder wallfahrten, Mittwoch aber etwas früher. Fürchtet euch nicht. Ich bin euer Beschützer und werde euch mit dem ganzen himmlischen Hof begleiten. Du ängstigst dich, wenn du von den Strapazen der Missionare liest. Deshalb schicke Ich euch wallfahren, damit ihr durch das vereinigte Gebet euch einander unterstützen sollt. Ich will, daß Mir überall gedient werde. Die wilden Heiden sollen Mich kennenlernen und ihr sollt Mir in eurem Vaterlande dienen und euch für die Missionare verwenden und einsetzen, daß Ich ihnen die Kraft verleihe, die Strapazen auszuhalten. Durch dies vereinigte Gebet nehmt ihr an dem Wirken der Missionare teil, und sie schöpfen aus eurem Gebet die nötigen Gnaden, um auszuharren in all den Opfern und Strapazen, die sie bringen müssen, weil ihr euch direkt für sie verwendet.“

Bei der Wallfahrt am Mittwoch, dem 7. August 1907, eine Viertelstunde vor der Stadt, als wir auf die Fluren von Mainz kamen, sah Barbara den lieben Heiland und eine himmlische Schar uns entgegenkommen und uns ganz umhüllen. Auch sah Barbara unterwegs, wie der Heilige Geist in Gestalt einer Taube die Vorbetende umflatterte und ihr eingab, wie sie beten solle. Wir hatten uns nämlich ganz für den Eucharistischen Kongreß in Metz aufgeopfert.

Jesus am 9. August 1907: „Es ist ja wenig, was Ich von euch verlange, aber tut das Wenige mit Freuden. Wisset, daß es doch Früchte trägt und daß viele in der Welt sind, die sich an den Wallfahrtstagen mit euch vereinigen, und gerade durch das vereinigte Gebet wird Mein Arm immer noch aufgehalten, daß es nicht zum Blutvergießen kommt. Das kommt vom Liebesbund her, weil viele mit euch in Verbindung stehen, die sich beständig im Gebet mit euch vereinigen. Besonders leistet Mir Abbitte und Sühne für die verirrten Priester, die Mir so viel Schmach antun, und für so viele Ordensleute, die Mir nur mit Mißmut dienen und sich ihr ganzes Leben in sich selbst vergrämen, anstatt Mir fröhlich und heiter zu dienen.

So verkennen sie Mich und können sich nicht in Freude in Mir ergießen. Nur Liebe und Freude will Ich Meinen Kindern machen, und Ich will haben, daß sie Mir in Lust und Liebe dienen, statt dessen tun sie es mit Seufzen und Krächzen und lassen sich von Satan dazu verleiten, als ob Ich kein guter Gott wäre. Das beleidigt Mich sehr. Nur freudige Geber liebe Ich; sie aber halten Mich für einen lieblosen, strengen Herrn.“

Als wir für zwei Theologiestudenten beteten, gingen zwei Strahlen von der lieben Mutter Gottes aus. Der eine ging weit über alle Berge (wo einer in Ferien weilt), der andere hier in die Stadt. Es wurde Barbara eine verstorbene Millionärin gezeigt, die sich im Leben wenig um Gott gekümmert, aber doch reuig gestorben. Barbara sah dieselbe im Fegefeuer in einer Schlammpfütze steckend, daß nur der Kopf herausschaute, die von Ungeziefer und stinkendem Unflat strotzte. Als Barbara unschlüssig war, sich der Wallfahrt auf den Laurenziberg anzuschließen und sie erst um Rat fragen wollte, hörte sie die Stimme:

Jesus: „Befolge die Regel, die Ich dir schon oft angegeben: Tue das, was dir am schwersten fällt.“

Bei der Wallfahrt auf den Laurenziberg am 12. August 1907 durfte Barbara nach der heiligen Wandlung den heiligen Laurentius in seiner Verklärung sehen. Er wurde ihr verklärt gezeigt, wie er auf dem Roste lag und ganze Fetzen Fleisch von ihm herabhingen. Mit ihm kam Pater Ludwig als Ordensmann, und sie waren wie zwei liebe Brüder. Pater Ludwig sagte, er dürfe mitkommen, weil er auch die Stufe der Märtyrer erlangt habe durch das Werk. Er habe eine dreifache Krone erlangt: Die der Märtyrer, die der Jungfräulichkeit, und die Krone derer, die viele in dem Weg der Gerechtigkeit unterwiesen. Er war so fröhlich und so glücklich, daß Barbara der Anblick der beiden große Wonne bereitete.

P. Ludwig (†): „Ängstige dich nicht mehr, es ist ja alles durchgekämpft. Tragt niemand etwas nach, denn das alles hat mir zu meinem Glück verholfen. Laßt euch um alles in der Welt nicht mehr die heilige Freude rauben. Macht euch ganz los vom Irdischen, wenn das Licht auch nicht immer so bleibt, wie ihr es jetzt genießt, so tut das nichts. Die heilige Freude müßt ihr immer bewahren, denn das ist der Anfang der ewigen Glückseligkeit.“

Beim Magnificat in der Vesper durfte Barbara hören, wie Pater Ludwig kraftvoll den Baß mitsang. Er sagte:

P. Ludwig (†): „Wie der heilige Laurentius gegen das alte Heidentum kämpfen mußte und so sich die Krone errang, so mußte ich angehen gegen das neue Heidentum, weil ich der Hintergrund sein mußte zu dem Werk.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

867 Vigil vom Fest Mariä Himmelfahrt

„Wie der Mensch, wenn er über alle Verdemütigungen und Leiden starkmütig hinweggeht, am Schluß seiner Prüfungen die wunderbaren Fügungen Gottes erkennt und lobpreist.“

Ganz wider Erwarten bekam Barbara die Vorboten ihres Leidens, doch ohne die drei Stürme. Weil Barbara sich so ohnmächtig fühlte nach dem Rosenkranz, begleitete Luise sie nach Hause. Dort beteten sie miteinander den Rosenkranz und nach dem fünften Gesetz fing Barbara zu singen an: „Gegrüßet seist du Maria ...“

(Von der Behörde war ein Sommernachtsfest auf dem Rhein gerade auf die Vigil von Mariä Himmelfahrt am 14. August 1907 anberaumt worden.)

Maria: „Gelobt sei Jesus Christus! Meine Kinder, in dieser Nacht werden so viele jungfräuliche Seelen Meinem göttlichen Sohn entrissen. An diesem einzigen Fest, das Mir noch geweiht ist in dieser Stadt, das noch nach Gebühr begangen wird, beteiligen sich viele, auch die besten Meiner Kinder, und werden so wenigstens Zuschauer all der Erbärmlichkeiten, welche die Weltkinder aufführen, um die Unschuldigen zu umgarnen, um die Jugend, soweit das nicht schon in der Schule oder auf öffentlichen Plätzen geschieht, durch solche Vergnügen vollends zugrunde zu richten.

Die Jugend soll dem Herzen Meines Sohnes entrissen werden. Es soll der jungfräuliche Stand vernichtet werden. Darauf geht die Welt hinaus, und darum mußt du leiden, Meine Tochter. Siehe, du hast es nicht verstanden und auch deine Umgebung nicht, was der Herr mit dir vorhatte. Sie alle sollten sich freuen und teilnehmen an der großen, unaussprechlichen Güte Meines Sohnes, daß Er dich armseliges Werkzeug erwählte, um durch dich der ganzen Welt Seinen Segen zufließen zu lassen, in dem Er die neue Strömung Seines liebevollen Herzens – die damals herausgewachsen ist aus Seinem Herzen, als Er Sich eine Klosterfrau erwählte, um der Welt die Schätze Seiner Liebe zu eröffnen –, jetzt herausleitet aus Seinem göttlichen Herzen, um sie Seinen Kindern zuzuwenden, wenigstens denjenigen, die noch an Ihn glauben, auf Ihn hoffen und Ihn noch lieben. Dafür sollten alle deine Verwandten und alle, die Mein Sohn herbeigeführt, dankbar sein, und Er verlangt Dankbarkeit von ihnen und wenn sie es nicht tun, werden sie wenig Nutzen aus all den Gnadenschätzen davon ziehen, die Er gerade in ihre Familien hineinleiten will.

Ihr aber, Meine Kinder, freuet euch! Seht, wie glorreich, wie herrlich, wie triumphierend die Nacht für Mich war, als Ich dieses Tränental verließ, um einzugehen in Meine ewige Herrlichkeit, um neben Meinem göttlichen Sohne Platz zu nehmen, Besitz zu ergreifen von dem Throne, den Er Mir bereitet hat.

Und hier steht Mein Diener Pater Ludwig. Zum ersten Mal feiert er das Fest neben Mir in seiner ewigen Herrlichkeit. Siehe die dreifache Krone, die er trägt.“

Barbara: „Lieber Pater Ludwig! Ich grüße dich zum ersten Mal in deiner ewigen Herrlichkeit durch deine Königin, durch deine allerreinste Braut, die du so innig geehrt, bis zu deinem Tod sovielmal angerufen, nach der du so innig geseufzt und so kindlich auf Sie gehofft, daß Sie dich abholen werde. O könnte ich doch auch bald mit dir vereinigt dort stehen am Throne der ewigen Herrlichkeit.

O verlaß dein armes Pflegekind nicht. Schon jahrelang warst du mein Seelenführer, hast alle Schmach und Verachtung mit mir geteilt, die mir in der ganzen Welt zuteil geworden ist von all denjenigen, die mir Feind geworden sind, weil niemand mehr an übernatürliche Dinge glauben will und an den Verkehr Gottes mit der Seele. Verlaß mich nicht, ich bin jetzt ganz hinausgestellt und weiß nicht, an wen ich mich wenden soll. Aber ich sehe wieder heute abend, daß es der Herr ist. Darum bitte ich um deine Fürsprache.“

P. Ludwig (†): „Ganz unnütz, meine Tochter, daß du weinst. Freue dich vielmehr! Ja, freuen sollst du dich! Siehe, es war hart, alles hinzugeben, aber was war es im Vergleich zu dem, was ich besitze, und wenn du kämpfen müßtest bis aufs Blut, und wenn auch du deinen Verstand und deinen Willen und alles darangeben müßtest wie ich, was wäre es im Vergleich zu dem, was wir besitzen. Siehe, heilig müssen wir werden, und alle, die sich an dich anschließen, sie wollen Heilige werden, aber freilich, wie du in deiner Jugend gebetet hast, auf einem leichten Weg, nicht wahr, meine Tochter? Das geht nicht!

Das ging auch bei mir nicht anders. Ich war Ordensmann, ich habe wohl alles hingegeben, ich habe vieles verlassen, doch war es nichts. Auch ich suchte einen bequemen Weg, auch ich wollte heilig werden, aber möglichst auf einem leichten Weg. Das geht nicht, meine Kinder! Und weil ich es an dem Leibe selbst nicht tat, kam mir der Herr entgegen und nahm mir alles weg. Er nahm mir meinen freien Willen, und ich wurde gebunden wie ein Gefangener, Er nahm mir meinen Verstand, mein Gedächtnis, meine Sprache. Alles, alles mußte ich daran geben, und so wurde ich in der letzten Zeit ein Märtyrer, ein Märtyrer der Liebe.

Und hier siehst du die Krone, die ich trage. Es ist die Krone des Martyriums. Ich war in meiner Jugend ein Freund der Jungfräulichkeit, ein Freund jungfräulicher Seelen. Doch fürchtete ich mich, ob ich auch diesen Stand halten werde und halten könnte, denn ich war ein reizbares Geschöpf. Ein freudiges Wesen hatte ich, lustig und vergnügt in meiner Jugendzeit. Darum entsprach ich nicht dem Verlangen meiner Mutter, die es gerne gesehen hätte, daß ich Priester werde. Ich wählte erst einen anderen Stand, weil ich mich fürchtete, mein lustiges Temperament nicht beherrschen zu können. Ich wollte der Menschheit nützen durch andere Kenntnisse, ich wollte Arzt werden, aber ich sah die Gefahren, die mir da drohten, denn ein Arzt muß sich Dinge erlauben, wo er nicht leicht jungfräulich leben kann, und ich entschloß mich, aus Liebe zur Jungfräulichkeit, im letzten Stadium noch Priester zu werden und Ordensmann.

Und darum, weil ich aus Liebe zur Jungfräulichkeit diesem Beruf entsagt und alles in die Schanze schlug, habe ich auch die Krone der Jungfräulichkeit erlangt, die Krone der Jungfrauen. Ich war Missionar, ich ging gern auf Missionen, und es war meine Freude, andere zu unterrichten und zu unterweisen in der Gerechtigkeit. Darum trage ich jetzt eine dreifache Krone.

Freuet euch, meine Kinder, mit mir. Heute feiere ich zum ersten Mal das Fest meiner königlichen Braut. Auch du hast einen guten Teil hinter dir. Nur noch eine kurze Zeit und alles, alles ist vorüber. Siehe, traget niemand etwas nach, vergeßt, was vorgekommen, vergeßt auch die Schmach, die man mir angetan und seid dankbar denjenigen, die mir dazu verholfen zu diesem Glück. Sie sind meine größten Wohltäter.

Das Werk, das ich so lange geleitet und wovon ich der Hintergrund sein mußte, ist zum Abschluß gekommen. Deine Schriften sind in Rom im Vatikan gelesen worden und Gott hat es gefügt, daß dieser Papst, der der richtige Mann war, auf den Stuhl Petri kam. Es wäre noch lange, lange nicht zum Durchbruch gekommen, wenn Leo XIII. am Leben geblieben wäre. Dieser ist es, dem du das Kissen unterschobest, damals in jener Vision, denn er machte Gebrauch davon. Er nahm sich alles das zu Herzen, was er in den Schriften las und hörte und beriet sich mit anderen, und er kam zu dem Entschluß durchzuführen, was er in den Schriften hörte und las, und was Tausenden und Abertausenden von Priestern für unmöglich zu sein schien, das brachte Pius X. mit einem Schlag fertig. Darum freuet euch und jubelt am morgigen Festtage. Zum ersten Male könnt ihr mit Freuden singen: Hochpreiset meine Seele den Herrn, denn Er hat Großes an mir getan!

Du bist das Werkzeug, durch das der Herr große Dinge vollbringen wollte. Aber je größer die Ehre, desto kleiner mußt du werden in deinen Augen, und je mehr Besuche du erhältst, desto demütiger mußt du sein, mit demütiger Bescheidenheit sprechen mit den Priestern, die dich besuchen, mit den Ordensleuten, und wo du hinverlangt wirst, gehet hin, um das Reich der Liebe zu erweitern. Denn ihr sollt, wo je eine Seele ist, die noch glaubt und vertraut, die noch hofft, das Reich der Liebe zu erweitern suchen.

Sagt meinen Schwestern in N. und N. und N., es wäre ein Unsinn, sich noch zu fürchten vor Menschen. Hättest du, meine Kleine, dich gefürchtet vor den Bischöfen von Mainz, wäre nie und niemals der Welt die Wohltat zuteil geworden, die viele Seelen jetzt zur Heiligkeit führen wird, denn nur die Vereinigung mit Christus, unserem Haupt, wird Heilige hervorbringen, und je mehr die Welt abkommt vom rechten Weg, desto mehr muß dieses Mittel wieder ergriffen werden, wodurch die ersten Christen sich heiligten. Dadurch, durch dieses Mittel, mußte die Christenheit zurückgeführt werden, und man muß wieder sagen: ‚Seht die Christen, wie sie einander lieben!‘

Sage N., er soll die sieben heiligen Kommunionen in der Woche nur gewähren. Niemand soll sich scheuen, kein Priester, aber auch keine Ordensfrau. Jetzt, wo das Oberhaupt der Kirche gesprochen, sind alle jene Priester, die Widerspruch erheben, ungehorsame Knechte, ungehorsam gegen ihren Höchsten Herrn, weil sie ungehorsam sind gegen ihr Oberhaupt, und ihr alle, ihr alle, auch du, bist dispensiert. Das Oberhaupt hat gesprochen, und wer sich dagegen weigert, weigert sich gegen Christus, den Höchsten Herrn. Die Eisdecke ist noch nicht geschmolzen, auch unter meinen Freunden. Euer Bischof hat viel dazu beigetragen, darum ehret ihn, er muß nur alles im stillen verborgen tun. Er weiß aber, er wußte die rechten Wege und Mittel, er wollte seinen Gegnern nicht nahetreten. Darum hat er einen ganz bescheidenen Weg eingeschlagen. Jetzt wo man alles durchschaut, jetzt sieht man die unendliche Güte Gottes.“

Barbara: Ich sehe, wie Pater Ludwig seiner Königin dankt für alle Gnaden, die Sie ihm im Leben erlangt.

„Ja, lieber Pater Ludwig, unterstütze unser Gebet; es ist heute der neunte Tag.“

P. Ludwig (†): „Sage Frl. N., wir sollen in den Geheimnissen Gottes nicht grübeln. Was verstehen wir Menschen von der Gerechtigkeit Gottes? Hat der Herr am Kreuz den Schächer, der sein ganzes Leben in Raub und Mord zugebracht hat, im ersten Augenblick in die ewige Seligkeit aufgenommen, haben wir Menschen etwas dagegen einzuwenden?

Suchet all die Dinge, die euch in der letzten Zeit angegeben worden, zu fördern. Ich habe dir gesagt am Laurenzifest: Bewahre die heilige Freude in dir und suche Gott zu verherrlichen in der Kirche und in eurem Beruf und in Gottes freier Natur und tut, was so wenig Menschen tun, denn zur Arbeit ist der Mensch geboren und der Eigennutz ist so groß im Menschen, daß er dazu keinen Ansporn braucht. Jeder Mensch, tut er es nicht aus Vergnügungssucht, um sich Vergnügen zu verschaffen, so tut er es, um seinen Wohlstand zu vermehren und auch manchmal in guter Absicht, denn der Vater, der Kinder hat, tut es, um seine Pflicht zu erfüllen, für seine Kinder zu sorgen.

Aber, daß der Mensch aufgeht darin, das ist nicht von Gott gewollt, und darum, weil so wenig Menschen dieses erfassen, hat der Herr in der ersten Zeit Sich verherrlicht durch das Martyrium Seiner Auserwählten. Später, als die Kirche sich ausgebreitet hatte, hat Er Sich verherrlicht in den Einöden. Da berief Er die Menschen hinaus, die mußten alles verlassen. Männer, die auch viele zeitliche Güter hatten, verließen alles, um Gott zu dienen. Ordensleute sind berufen, um Gott zu dienen. Viele, viele gehen ins Kloster und arbeiten nichts als nur beten. Das tun sie in den beschaulichen Orden. So will der Herr auch Seelen, die Ihm mitten in der Welt dienen. Darum freuet euch und tut, was der Herr euch angegeben. Und weil Er verlangt, daß du dies tun sollst, darum hat Er dir die Krankheit gegeben, und so wird Er es tun, wenn es Zeit ist, wird der Herr Sich deiner bedienen wollen, bis du zuletzt Ihm dienen wirst, und ganz allein mußt du für Ihn leiden, bis Er dich heimholen wird. Aber freue dich, meine Tochter, und ihr alle, die Er euch herzugeführt! O wie gut ist der Herr!“

Maria: „Meine Kinder! Geht morgen mit nach Marienborn, macht Mir die Freude! Sage Frl. N., sie habe genug gearbeitet, sie solle sich nur zurückziehen. Sage N., das sind Dinge, die grenzen an die Allwissenheit Gottes, man soll sich nicht zuviel erdreisten zu wissen, man soll kindlich-demütig warten, bis der Herr Selbst redet, was Er euch angeben will.“

Barbara: „Soll ich es denn dem hochwürdigsten Herrn Bischof sagen oder schweigen?“

Maria: „Wenn der Herr dir einen Auftrag gibt, daß du es ihm sagen sollst, so sage es ihm nur. Grüßet mir alle Meine lieben Kinder, alle die treuen Seelen. Sie sollen nicht irre werden, wenn du sie nicht alle befriedigen kannst. Sie sollen im Glauben wandeln, wie auch du im Glauben wandeln mußt, die ganze Zeit deines Lebens. Aber siehe, welcher Lohn der lebendige Glaube einträgt! Durch diesen lebendigen Glauben, den du einer frommen Mutter zu verdanken hast, hast du die große Gnade erlangt, daß du der ganzen Welt Segen und Heil gebracht hast, wenigstens bist du das Werkzeug. Dafür kann man sich verspotten und verlachen lassen.

Grüße Mir auch herzlich dein liebes Schwesterlein, und sage der Oberin in N. und N., sie sollen ihre Genossenschaften dem Liebesbund angliedern. Der Herr wünscht und verlangt, daß alle religiösen Orden Mitglieder des Liebesbundes werden, das heißt, wer Mitglied ist, wo das Oberhaupt Mitglied des Liebesbundes ist, werden sie auch alle Schwestern anleiten zum Empfang der täglichen Kommunion, zum kindlich-gläubigen Gebet für den Sieg der heiligen katholischen Kirche. Dieses ist der Damm, der errichtet werden soll, wie der Herr angegeben, und diejenigen Oberen, die es nicht glauben, werden sich vieler Gnaden berauben und es in der ganzen Ewigkeit zu bereuen haben, durch die ganze, lange Ewigkeit.

Und deine Schwester, die in N. unter der Leitung von N. steht, soll es ihr nur sagen, und wenn sie es nicht glauben will, soll sie sich befragen beim Bischof von Mainz. Was N. betrifft, seid ihr ja eingegliedert an jene Genossenschaft. Darum gelten Meine Grüße vor allem diesen Schwestern. Sie sind ja Meine auserwählten Töchter, sie tragen Meinen Namen: ‚Mariä Heimsuchung.‘

Sage N., ein großes Arbeitsfeld warte auf ihn, denn er werde ein umfangreiches Gebiet von Seelen zu verwalten bekommen. Ich lobe sein Verfahren, daß er sich in das Gebet der Armen und Kleinen empfiehlt. Dies setzt bei einem Priester große Demut voraus. Er soll in sich aufnehmen die Starkmut der heiligen Märtyrer, die dem Tod ins Angesicht schauten wie ein Kind, das seinem Spielzeug entgegengeht. Und er soll in sich aufnehmen die Treue und Entsagung, welche die heiligen Einsiedler im Mittelalter in die Wüste trieb. Aus Liebe zu Gott haben sie nichts hören und sehen wollen als Seelen retten und durch ihr frommes Gebet Mir Seelen zuführen. Niemals darf ein Priester, auch wenn er auf den Stuhl Petri gesetzt ist, das Gebet der Kleinen unterschätzen.

Jeder Priester braucht für seine Wirksamkeit so notwendig das Gebet wie das Erdreich den Tau, der die Natur begießt. Das Wort des Predigers verhallt in den Herzen der Menschen und zerstiebt, wie wenn der Wind die Spreu aufwirbelt. Die Worte des Predigers bringen zwar einige gute Begierden und Empfindungen hervor, die aber ohne Frucht bleiben, wenn die Salbung des Heiligen Geistes diese Begierden nicht fruchtbringend macht.

Das Eindringen und das Verständnis der Worte kann nur das Gebet bewirken. Zur Zeit, wo sein Beruf ihm schwerfällt, soll er in sich einkehren und sich fragen: Wozu bist du da und was strebst du an? Du bist da, wo dein Gott dich hingestellt, um Seinen Willen zu tun. Will er ganz sicher gehen, immer das Gottwohlgefälligste zu tun, dann wähle er unter zwei Dingen immer das, was seiner Natur am schwersten fällt. Bei vorkommenden Schwierigkeiten soll er sich daran erinnern, wie der Mensch, wenn er über alle Verdemütigungen und Leiden starkmütig hinweggeht, am Schluß seiner Prüfungen die wunderbaren Fügungen Gottes erkennt und lobpreist.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

868 Namenstag P. Ludwig am 19. August 1907

„Und du, Atheist, wie du doch noch viel mehr betrogen bist, wenn die Hölle keine Fabel ist!“

Zwei Seelen waren von auswärts gekommen, uns zu besuchen. Kaum waren sie zwei Stunden hier, da meldete Sich der Herr durch das Leiden von Barbara an. Er machte ihnen gleichsam einen Gegenbesuch, so daß wir alle nicht genug uns verwundern konnten über die unendliche Herablassung der göttlichen Majestät uns armen Würmchen gegenüber. Wir sagten zueinander: Das hat uns gewiß Pater Ludwig erfleht, weil heute sein Namenstag ist.

Barbara: „Mein Jesus, ich danke Dir für die unendliche große Güte und Herablassung zu uns armen Geschöpfen. Wann werde ich einmal anfangen, Dich so zu lieben, wie ich sollte? Wann wird meine Danksagung auch einmal volle Wahrheit sein? Aber daß Du mich heute mit einem Besuch überraschest, habe ich nicht geahnt. Woher kommt mir die große Gnade, daß Du mich heute heimsuchen willst? O mein Jesus! Ach komm, ich bin bereit. Gelobt sei Jesus Christus!“

Jesus: „Ihr habt recht, Meine Kinder, es ist wohl der Mühe wert, eine Reise zu machen, denn wo zwei oder drei in Meinem Namen versammelt sind, da bin Ich mitten unter ihnen. Dieses Wort, das Ich einst gesprochen habe, als Ich im sterblichen Fleische unter euch wandelte, will Ich heute wieder zur Wahrheit machen. Ich will euch in Wirklichkeit zeigen, daß Ich unter euch bin. Danket ihr, Meine Kinder, alle Tage, daß Ich euch gerufen habe, in Meiner allernächsten Nähe zu sein, Zeuge zu sein von der unendlichen Güte und Barmherzigkeit Gottes. Das allergeringste Meiner Geschöpfe habe Ich Mir auserwählt, um durch sie der Menschheit so große Güter zuströmen zu lassen, und solange die Welt steht, wird man Meine Güte preisen, die Ich durch diese, Meine kleine Dienerin, der Welt übermitteln wollte.

Darum laßt euch nicht beeinflussen von den stolzen Geistern, die nicht begreifen können die Liebe eines Gottes, die wohl auch Meine Kinder sind, und Ich mit ihnen zufrieden sein muß, wenn sie nur noch in Meiner Gnade leben und Mich als ihren Herrn und Gott anerkennen, die aber nicht begreifen können, wie Ich so herablassend sein kann, Mir ein so unwürdiges Werkzeug zu erwählen. Lasset sie! Saget ihnen, was jener weise Mann gesagt, als der Ungläubige ihn fragte: ‚Aber du, mein lieber Christ, wie du doch betrogen bist, wenn dein Himmel eine Fabel ist!‘ Und der Christ ihm antwortete: ‚Und du, Atheist, wie du doch noch viel mehr betrogen bist, wenn die Hölle keine Fabel ist!‘

So sagt all denjenigen, die euch sagen: ‚Aber wie seid ihr betrogen, wenn alles unecht ist, wenn die Person getäuscht ist!‘ Dann sagt ihr dasselbe Wort: ‚Wie du noch viel mehr betrogen bist, wenn es echt ist, und wenn sie nicht getäuscht ist! Ich nehme teil an der Frucht, die der Herr aus, in und durch sie wirkt, du aber nicht, weil du stolz bist!‘ Dieses wollte Ich euch sagen, ihr seid Meine lieben Kinder, ihr habt schon viel gewirkt in Meinem Werk, euer Leben und Sein dafür hingegeben. Kein Buchstabe, kein Wort der Liebe, das von euren Lippen fließt, soll umsonst geschrieben, gesprochen sein.

Denkt euch den Schmerz eures Gottes, Er ist der Richter aller Menschen, Er soll Seine Eigenen Kinder verdammen, und seht euch um unter euresgleichen, unter der ganzen lebenden Nation, wie viele, viele Menschen gibt es, die Mich nicht mehr kennen, die schon gebrochen haben mit ihrer unsterblichen Seele, wie viele sind es, die jetzt beeinflußt werden von dem Geist der Finsternis; Tag für Tag wird es schlimmer. Habt ihr nicht gesehen, wie die Sonntage entheiligt werden in letzter Zeit, wie alles aufgeboten wird, um den letzten Rest in der Jugend, in den Seelen, in denen Mein Geist noch wohnt, herausgerissen wird, wie die Jugend, die Schule Mir entrissen wird. Darum freuet euch, denn diejenigen, die ohne Kritik glauben, denen es gegeben ist, es fassen zu können, können sich mit gutem Gewissen und mit Beruhigung sagen, daß sie zu den liebsten Kindern Meines Herzens gehören.

Und wenn alles durchgekämpft ist, werdet ihr euch dort begegnen, ihr werdet euch umarmen vor Freude, denn so, wie ihr jetzt schon manchmal die Freude überfließend spürt, die niemand euch rauben kann, aber auch niemand euch geben kann, die ausgegossen ist nur auf diejenigen Meiner Kinder, die sich auch darum beworben haben, dieses Glück zu begreifen und zu genießen, so ist es auch in der Ewigkeit unaufhörlich. Dort werden die Wonnen und Freuden kein Ende nehmen.

Ihr begreift es jetzt nicht. Darum wandelt im Glauben, solange ihr noch in der Prüfung steht. N.N. soll sich nur Pater Ludwig zum Vorbild nehmen; er war der Hintergrund. Ich habe ihm gesagt, du bist der Hintergrund. Solange dieses Leben dauert, müssen Meine Kinder den Weg gehen, den Ich gewandelt bin. Aber wenn es durchgekämpft ist, wenn ihr auf der letzten Sprosse steht auf der Leiter, die ihr aufzusteigen habt, werdet ihr alles überschauen, wie Mein Diener Pater Ludwig.

Saget all den Priestern einen herzlichen Gruß von Mir. Sie sind die Sämänner, die Ich hinaussende, um guten Samen auszustreuen. In der Ewigkeit sollen sie aber die Früchte ernten ihrer Aussaat. Fünf Seelen sind eingezogen in den Himmel. Einen herzlichen Gruß von Pater Ludwig.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

869 Wallfahrt zum hl. Rochus am 21. August 1907

Barbara: Bei dem Hochamt sah ich die heilige Hildegard und die heilige Jutta mit einer großen Schar ihrer Gefährtinnen, wie sie sich mit uns vereinigten. Sie hatten silberweiße Gewänder und doch durchleuchtend, nicht zu beschreiben. Sie sagte zu mir:

Jutta: „Ich bin die heilige Jutta, welche die heilige Hildegard erzogen hat. Was ihr hinter euch habt, das ist für Gott getan. Tut nur, was ihr könnt, denn euer Lebensprinzip ist, daß ihr Gott dienen wollt, statt der vielen Menschen, die nicht mehr beten wollen.

Und wenn ihr von allen Menschen verachtet werdet, so fragt nichts danach. Bekennt ungeniert euren Glauben und gehet ruhig weiter. Ich habe die heilige Hildegard erzogen, und dieselbe hat mit ihren Gefährtinnen Tag und Nacht siebenmal das Lob Gottes gesungen. Ihre Hauptaufgabe ist gewesen, Gott zu verherrlichen und Ihm Ersatz und Sühne zu leisten für andere, die arbeiten. Ihr sollt euch gar nicht daran stören, wenn andere murren und sagen, das sind Faulenzer. Das geht euch nichts an. Solange ihr könnt, sollt ihr alles aufsuchen, wo ihr euch erneuern und frische Kraft holen und ihr euch ergießen könnt in Gott. Wenn ihr nicht mehr auswärtsgehen könnt, so versammelt euch im Haus und nützet die Zeit aus. Wir haben viel gesungen; das ist dem lieben Gott noch viel angenehmer, wenn man durch Gesang Ihn verherrlicht. Es ist nötig, daß es Menschen gibt, die mehr beten. Und wie war die Gegend geheiligt, zur Zeit wo wir lebten, durch das Gebet und den tieflebendigen Glauben. Den sollt auch ihr haben. Bedenket, was die Mutter Gottes getan hat und was Sie zur Mutter Gottes gemacht hat. Sie hat vor Ihrer Erwählung nicht daran gedacht, Güter aufzuhäufen.“

Barbara: „Weil man aber keinen Halt hat an den Priestern, so fürchte ich, man könnte doch eigensinnig handeln.“

Jutta: „Bedenket doch das Leben der Mutter Gottes. Vor Ihr war der jungfräuliche Stand gar nicht geachtet. Es war wie ein Gesetz, daß alles heiraten mußte, denn wer nicht heiratete, hatte keinen Anspruch auf die Messiaswürde. Doch hat die Mutter Gottes auf all das nicht geschaut, weder auf das Gerede der Menschen noch auf das Gesetz und die Schmach und Schande, indem Sie diesem nicht folgte. Vom Heiligen Geist erleuchtet, erkannte Sie aus Sich heraus, daß etwas Besseres sein müsse als die Mutter-Gottes-Würde.

Sie hat auch keinen Priester gehabt und konnte keinen fragen. Darin muß der Mensch selber streben und dem Geiste Gottes sich hingeben, der die Menschen erleuchtet. In Sachen, die nicht geboten sind, kann der Priester nicht sagen: Das darfst du tun und das nicht.

Seid ganz ruhig und macht es so, wie ich euch sage. Kümmert euch um nichts mehr. Im Winter geht zusammen und betet, und wenn ihr nachts erwachet, sollt ihr, statt unnützen Gedanken nachzuhängen, den Rosenkranz beten. Wenn es auch armselig ist, es ist doch Gebet. Führet ein Gebetsleben ohne euch zu beunruhigen, und erhaltet den Geist immer recht frisch.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

870 Am 22. August 1907

„Das ist das Höchste, was der Mensch haben und anstreben kann: Die Vereinigung mit Mir!“

Barbara: Ich hatte in der Pfarrkirche kommuniziert und wollte, weil dort keine heilige Messe mehr war, in die Kapuzinerkirche gehen, um dort die heilige Messe zu hören. Ich sagte zum Herrn:

„Wäre es nicht besser, ich ginge dorthin?“

Jesus: „Nein, Ich will es nicht. Bleibe du hier, weil Ich noch in dir ruhen will.“

Barbara: „Ist es denn nicht besser, wenn man sich mit dem Priester vereinigt? Wo heilige Messen sind, hat man doch noch mehr Gnaden?“

Jesus: „Wenn Ich mit der Seele vereinigt bin, was willst du noch mehr? Das ist das Höchste, was der Mensch haben und anstreben kann: Die Vereinigung mit Mir! Darauf hinaus ist ja aller Gottesdienst gerichtet, um die Menschen Mir zuzuführen. Was macht denn eine Klosterfrau, die auch nur eine heilige Messe hat?“

Barbara: „Ich wundere mich, daß ich heute so überströmende Gnade habe, so innere Herzenswonne. Was wird das wieder für Leiden andeuten?“

Jesus: „Du brauchst das nicht zu fürchten. Das ist nur ein Überguß von den Gnaden und Freuden, die mehrere Meiner Diener bei der Lesung der Schriften haben. Ich mache es wie im Himmel. Dort fühlen die Seelen, von denen es ausgeht, die Gnaden mit. Ich will nicht immer strafen, Ich will die Meinigen auch trösten.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

871 Fest des heiligen Ludwig am 25. August 1907

„Solange bei den großen Werken noch ein Funke von Eigenliebe und Selbstgefälligkeit ist, solange kann es einem wenig nützen.“

Barbara: Der liebe Heiland belehrte mich Selbst, und dann sandte Er Pater Ludwig. Dieser kam im Ordenskleid, aber so habe ich ihn noch nie gesehen: sein Kleid war wie das allerfeinste Gold, das glänzte wie die Sonne. Seine Krone war wohl zwei Handbreit oder an die 20 cm hoch und hatte wunderschöne Verzierungen.

P. Ludwig (†): „Sage meiner Schwester, daß sie es den drei anderen meiner Schwestern zu wissen tut: Wenn ich Papst gewesen wäre und hätte auf dem Stuhl Petri gesessen und wäre in einem Prunksaal auf dem Stuhl Petri gestorben, und alle Kardinäle hätten mein Sterbelager umstanden, und alle Bischöfe und Prälaten des ganzen Erdkreises hätten mir nachgeweint und getrauert um meinen Tod, so wäre der Ruhm und die Ehre für mich und für euch, meine Geschwister, ein kurzer, endlicher, beschränkter gewesen. Der Ruhm aber, den ich geerntet habe, den es mir eingebracht hat, indem ich in einem Dachstübchen ganz einsam und verlassen sterben mußte, wo sich mein Auge geschlossen für die Erde und die Umgebung, die mich umfing, und die Ehre und der Ruhm, der von dort aus begonnen hat, ist nicht zu beschreiben, und der Ruhm bleibt jetzt durch die ganze Ewigkeit hindurch.

Und die Freude und die Glorie, die ich habe, vermehrt und vergrößert sich von Tag zu Tag und erneuert sich, sooft jemand in den Schriften liest und einen Akt der Liebe Gottes erweckt, und ebensooft habe ich wieder neue Freude an dem Hintergrund, den ich habe bilden müssen für das Werk. Von der Zeit an, wo ich an dem Werk gearbeitet und dein Seelenführer geworden bin, fing für mich ein anderes Leben an. Ich bekam eine rechte Freude am Ordensstand, die ich vorher nicht gehabt, sondern im Gegenteil ein bißchen Mißfallen. Aber von der Zeit an, wo ich gesehen, wie gut Gott ist und wie Er alles belohnt, bekam ich eine rechte Liebe zu meinem Ordensstand und es entwickelte sich in mir die heilige Freude so sehr, daß ich sie nicht verbergen konnte.

Sage doch meinen Schwestern, sie möchten sich doch das merken, wenn man im Orden ist und wirkt so große Dinge, wie Schwester N., die viel wirkt für Gott, so kann es aber sehr leicht kommen kann, daß man nicht viel Verdienst davon hat, wenn man hinkommt vor den Thron Gottes. Wenn einem der liebe Gott nicht Selbst abschält und dazu verhilft, gleichsam ein Wunder wirkt, so bleibt so viel an der Selbstgefälligkeit hängen.

Deshalb danke du, Luise, und ihr, meine Geschwister, alle Tage dem lieben Gott, daß Er uns zu dem Werk gestellt, denn nichts ist auf der Welt besser als Verdemütigungen, da braucht man die Abtötung nicht selbst zu suchen, da ist sie einem in den Schoß gelegt, wie ihr es erfahren habt, ihr drei, an mir. Solange bei den großen Werken noch ein Funke von Eigenliebe und Selbstgefälligkeit ist, solange kann es einem wenig nützen. Nie und nimmer hätte ich durch den Ordensstand diese Glorie und Seligkeit erlangen können, die ich mir durch die vielen Verdemütigungen, die ich für das Werk erlitten, verdient habe. Wie sehr wünsche ich deshalb, daß ihr euch anschließt und meine Worte beachtet. In der Ewigkeit werdet ihr es nicht bereuen. Luise möge doch recht an allen arbeiten, daß sie sich fest anschließen und auch die Glorie erlangen wie ich. Weg mit all dem Grübeln! Gerade im Ordensstand muß man alles hinter sich lassen, was nach der Welt riecht. Man soll froh sein, wenn man so etwas hat, wo man sich so losbringt von sich selbst.“

Barbara: „Können wir denn auch die Seligkeit erlangen wie du?“

P. Ludwig (†): „Ihr bekommt auch dieselbe Seligkeit wie ich, denn wer den Weg gehen muß durch Verdemütigungen und Verachtungen, der erschwingt sich am höchsten. Weil du, Barbara, allein hast lange Zeit in Finsternis gehen müssen und hast trotzdem ausgeharrt, hat dich der liebe Gott dafür belohnt, daß Er Lieschen und Luise dazugestellt; denn dich allein hätten sie hinausgetrieben, und es wäre nicht durchgegangen, wenn du die Verdemütigungen nicht auf dich genommen, wo sie dir so zugesetzt, hätte der liebe Gott nichts angebracht, und wenn Luise die Worte nicht aufgezeichnet hätte – auch wenn der liebe Gott sie ausgesprochen hat – wäre alles verlorengegangen; sie mußte mit der Hintergrund sein. Sage ihr, sie soll alle Tage Gott danken, daß Er uns dazugestellt; denn ihr bekommt dieselbe Glorie wie ich! Darum freut euch! Alle die guten Anregungen kommen schon auf eure Rechnung.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

872 Schutzengelfest am 1. September 1907

„Er hat an allem zu häkeln und zu kritisieren, und darum kann die heilige Freude nicht in ihn einziehen.

Jesus: „Wenn wieder ein solcher Kritiker kommt wie gestern abend, dann sage ihm nur zwei Worte: ,Welcher Mensch ist glücklicher? Das Kind, das mit offenem Auge, mit freiem Herzen und mit gutem Willen alles hinnimmt, was ihm gesagt wird, oder der alte Mann, der in seiner Griesgrämerei den ganzen Tag brummelt und summelt und mit griesgrämigem Gesicht den ganzen Tag zu brummen und zu summen hat?‘

Damit vergleiche Ich den Kritiker. In einer Seele, die mit gutem Willen und offenem Herzen Mir entgegenkommt, kann Ich die Freude in sie übergießen, und sie hat ein beständiges Festmahl, jener aber nicht; er hat an allem zu häkeln und zu kritisieren, und darum kann die heilige Freude nicht in ihn einziehen. Das ist der große Schaden, den alle Kritiker haben. Freilich ist nichts mehr echt; bei einem Kritiker ist alles unecht, denn er sieht alles mit schwarzen Augen an.“

Bei der heiligen Kommunion durfte Barbara ihren Schutzengel sehen. Beim Hochamt sah sie den lieben Heiland auf prächtigem Thron sitzen, vor ihm die liebe Mutter Gottes und um Ihn herum eine große Schar Engel, glänzend und durchsichtig, aber nicht zu beschreiben. Es wurde ihr gesagt, das seien die Schutzengel der Liebesbundmitglieder. Unablässig ging Pater Ludwig unter diesen Engeln einher, mit ihnen sprechend und anordnend.

Jesus: „Der Kritiker ist doch nicht ohne Nutzen fortgegangen. Er hat sich doch vieles mit nach Hause genommen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

873 Am 3. September 1907

Barbara: In der Neun-Uhr-Messe, während der heiligen Wandlung, bei der Aufhebung der Hostie kam der Herr aus dem Tabernakel auf mich zu, so beruhigend und liebevoll und überzeugend, daß ich einen sehr großen Trost hatte. Ich bat:

„Gib mir doch ein bißchen Licht, ich kenne mich nicht mehr aus. Es scheint mir, man leiert mich so hinaus, und alles ist umsonst.“

Da brachte Er mir Pater Ludwig. Er war neben dem lieben Heiland und war so schön gekleidet und ich hörte die Baßstimme, gerade wie er gelebt. Er sagte:

P. Ludwig (†): „Beängstigt euch nicht und laßt das alles. Denkt an meinen Tod, wie es mir gegangen ist. Seid ihr denn diejenigen, die verherrlicht werden sollen? Hier steht Einer, dessen Ehre ihr suchen sollt. Das alles geht euch nichts an. Ich bin euer Seelenführer, wie ich es dir gesagt habe von Anfang an. Siehe, jetzt habe ich viel größere Macht, als ich in meiner Ohnmacht hatte, als ich am Leben war. Ich war ein ohnmächtiger Mensch. Ich mußte hinausgestoßen verlassen sterben, und was schadet es?“

Jesus: „Betrachte dir jetzt deinen Seelenführer, betrachte seine Füße. (Ich sah sie gerade wie Wachs, wie Kristall durchsichtig, so vollkommen und schön, daß nichts damit zu vergleichen ist. Sie glänzten sehr.) Seine Füße sind gewandelt die Wege der Gerechtigkeit auf Erden, und jetzt soll er mit Mir die Wege der Liebe und der ewigen Glorie wandeln. Betrachte seine Hände. Sie übten die Werke der Gottes- und Nächstenliebe und waren zum Wohltun bereit. Und jetzt siehe, wie Ich sie jetzt verherrliche. Seine Glieder nehmen Anteil an all der Glorie und Herrlichkeit. Und betrachte dir die Krone, die er sich verdient auf der Welt.“

Barbara: Ich sah wieder die Krone, die ich schon einmal gesehen. Pater Ludwig stand so vollkommen und verklärt da, aber als Kapuzinerpater, nur war sein Kleid anders, alles glänzte.

P. Ludwig (†): „Die Hauptsache ist, daß Gott verherrlicht wird, und daß all Seine Wünsche durchdringen. Die ganze katholische Welt rafft sich auf und spricht dasselbe, was der Herr gesprochen. Deine Schriften sind Weltgespräch in religiösen Dingen, nur mußte es eine andere Form annehmen, daß es scheint, es komme aus ihnen heraus. Laßt nicht ab von euren Werken. Ihr für euch habt nichts zu tun, als euch zu heiligen. Das andere geht euch nichts an, ihr könnt nichts machen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

874 Vor Fest Mariä Geburt am 7. September 1907

„Das Fest der Geburt Meiner heiligen Mutter ist ein außergewöhnliches Freudenfest für die Kinder, die nach der Taufe gestorben sind.“

Barbara: Bei der heiligen Kommunion verlieh mir der Herr große Freude, desgleichen bei der Neun-Uhr-Messe. Ich sagte:

„Warum habe ich eine solche Freude?“

Jesus: „Das ist das Hereinleuchten von dem Fest, weil morgen Mariä Geburt ist.“

Barbara: Ich bekam einen so hellen Blick in den Himmel, ich wurde hineinversetzt. Alles war lebendig und eine solche Freude, daß es war, wie wenn der ganze Himmel voller kleiner Kinder und Engelchen wäre.

„Was bedeutet das?“

Jesus: „Das Fest der Geburt Meiner heiligen Mutter ist ein außergewöhnliches Freudenfest für die Kinder, die nach der Taufe gestorben sind. Sie freuen sich über ihre Geburt und feiern ihren Geburtstag mit, weil sie gleich nach der Taufe gestorben sind, und, ohne berührt zu werden von der persönlichen Sünde, in den Himmel eingegangen sind. Darum haben sie eine so große Freude, und all ihre Schutzengel freuen sich mit ihnen. Weil sie unberührt von der Sünde zu Gott gekommen sind, haben sie eine ganz besondere Freude. Im Himmel ist in der Zeit von Mariä Himmelfahrt bis Mariä Geburt alle Tage ein neues Freudenfest für die himmlischen Bewohner, Meiner heiligen Mutter zu Ehren. Sie ehren Sie beständig und singen Loblieder zu Ihrer Ehre. Weil die Freude von Ihrem Einzug in den Himmel noch nicht verklungen ist, wird das Fest der Geburt Meiner heiligen Mutter immer wieder gefeiert, und in der Zeit ist eine solche überströmende Freude unter den heiligen Engeln, daß der ganze Himmel mit einstimmt.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

875 Marienthal am 9. bis 13. September 1907

„Solange die Welt steht, ist eine solche Gegend gesegnet.“

Barbara: Am ersten Tag der Pilgerfahrt nach Marienthal, wo wir auf Wunsch des Herrn die ganze Oktav blieben, sah ich beim Hochamt unsere drei heiligen Schutzengel, wie mir am Schutzengelfest gesagt wurde: „Heute siehst du sie nicht, aber bald sollst du sie sehen!“ Sie stellten sich alle drei vor mich hin in weißem Gewand mit goldenen Locken bis an die Schultern. Einer war wie der andere ganz gleich. Der von Lieschen hatte ein goldenes Täschchen umhängen (als Sinnbild ihrer Haupttätigkeit im Befördern der Missionszeitschriften). Der von Luise hatte eine Feder von Gold in der Hand, und der von Barbara hatte ein Röhrlein von Gold in der Hand (als Sprachrohr des Herrn). Die Schutzengel sagten:

Schutzengel: „Geht nur ruhig weiter. Alles wird eingetragen mit goldenen Buchstaben in das Buch des Lebens, und wenn es geöffnet wird, werdet ihr euch freuen.“

Barbara: „Soll ich mich denn nicht ängstigen, wenn andere die Worte des Herrn hören, da noch kein Seelenführer mir zur Seite steht? Nein, mein himmlischer Bräutigam will Seine Worte nicht in den Wind hinausstreuen; deshalb soll Luise sie aufzeichnen, denn viele sollen in der Liebe neu entzündet werden.“

Alle drei Engel waren gleich groß und einer ging hinter dem anderen, und sie waren so lieb und so freundlich.

Am Dienstag sah ich beim Hochamt, nach der heiligen Wandlung, wie der ganze Altar (der im Freien aufgerichtet war) von einem himmlischen Lichtglanz umflossen war, und anstatt der Monstranz sah ich den Herrn Selbst zugegen in großer Majestät. Um Ihn herum stand eine Schar Engel, die an Glanz und Hoheit dem Herrn Selbst in nicht vielem nachstanden. Es waren Cherubim und Seraphim. Unter dieser Schar an den Stufen des Altars kniete die liebe Mutter Gottes in einer Majestät und Schönheit, die nicht zu beschreiben ist. Um die liebe Mutter Gottes herum stand eine Schar, wie die Cherubim und Seraphim: Es waren die Heiligen aus dem Rheingau, auch Pater Ludwig war dabei.

Jesus: „Dies sind die Schutzengel der Seelen, die hier ihre himmlische Mutter verehren. Es herrscht eine große Freude im Himmel, wenn die Christen sich so vereinigen im Lobpreis Meiner Mutter, daß sich der ganze Himmel unaussprechlich darüber freut und sich mit vereinigen muß. Daß jetzt in der ganzen Gegend so ein Aufschwung des guten, katholischen Glaubenslebens vor sich geht, ist immer noch der kernige Boden, der sich hier findet durch das viele Gebet und die vielen heiligen Gebeine, die hier ihre Ruhestätte gefunden und sich hier geheiligt. Solange die Welt steht, ist eine solche Gegend gesegnet, wenn es auch Zeiten gibt, wo das Glaubensleben so sehr verflacht und eine Zeitlang von der Erdoberfläche ganz verschwunden ist. Sobald aber wieder eine Anregung kommt, wie durch dieses Werk, flammt das Glaubensleben viel lieblicher und frischer empor als in anderen Gegenden, wo keine Heiligen gelebt haben. Deshalb ist es Mein Wille, daß der Liebesbund sich recht ausbreitet, und Ich will alle diejenigen segnen, die ihn befördern. Diese erstarken im Glaubensleben und lieben Mich viel feuriger.“

Barbara: Der Herr ließ mich mit seinem Blick die ganze Welt sehen. Ich sah die Menschen durch einen großen Raum hindurch, als wenn es die ganze Welt wäre. Ich sah unter den Arbeitsleuten und gewöhnlichen Christen viele ganz hell, als wenn sie im Licht gingen, die anderen im Halbdunkel, als wenn sie im Schatten gingen.

Jesus: „Alle, die Ich mit dir verbinde, die sind schon die liebsten Kinder Meines Herzens, die sind schon von einem tieflebendigen Glauben beseelt, und weil sie gläubige Christen sind, schlägt das Feuer der Gottesliebe höher, daß Ich durch dich die Welt belehren will. Von diesen bleibt auch die Pestluft des Unglaubens fern. Das ist es, was Ich dir zeigen will. Diejenigen, die im Halbdunkel gehen, sind die Weltkinder, die halb und halb durchweht sind und angesteckt sind vom Weltgeist.“

Barbara: Ich sah über jeder Person, die im Tälchen der heiligen Messe beiwohnten, ihren Schutzengel, die das Fest mit Freuden mitfeierten. Die drei Schutzengel sah ich immer beieinander, wie sie sich berieten und mitsammen freuten.

Jesus: „Das muß euch das Sinnbild eurer Einheit sein!“

Der Schutzengel von Barbara hielt das Röhrchen an das heiligste Herz Jesu, und es wurde ungemein lang. Der Schutzengel von Luise hielt die Feder an den Ausfluß des Röhrchens.

Am Freitag, dem 13. September 1907 abends acht Uhr war Lichterprozession und Barbara geriet in eine solche Ekstase, daß sie die ganze Nacht jubeln und leise singen mußte, denn sie sah den Herrn und die liebe Mutter Gottes in unserem Zimmer und den ganzen Berg über dem Tälchen mit himmlischem Lichtglanz erfüllt. Der ganze Himmel war wie geöffnet und jubelte über diese Festfeier, bei der sich an manchen Tagen fünf- bis achttausend Menschen einfanden.

Jesus: „Es gefällt Mir sehr, wenn es Seelen gibt, welche die Welt verachten. Überlegt, ob eine einzige Freude wie heute nacht nicht alle Freuden der ganzen Welt aufwiegt? Was ist die ganze Welt gegen einen solchen Augenblick?“

Maria: „Wohl haben auch wir viele Leiden gehabt. Mein Mahl, das Ich Meinem lieben Sohn bereiten konnte, waren keine gebratenen Gänse und Hähnchen. Wir haben gegessen, wie ihr es macht.“

Der Herr hatte den Wunsch geäußert, wir möchten unseren Vorrat mitnehmen und dort an einer Kaffeebude morgens, mittags und abends Kaffee dazu trinken, die acht Tage lang. Aber unser Mahl war gewürzt. Wir haben dabei eine solche Liebe einfließen lassen und eine solche Freundlichkeit, daß wir nichts weiter gewünscht und so zufrieden waren. Das Bewußtsein von der Erfüllung des Willens Gottes ersetzt alles.

Jesus: „Ihr sollt euch um niemand kümmern. Ich habe euch auserwählt, daß ihr Mir anhängen sollt. Ihr sollt euch recht anschließen an das Leben der Heiligen Familie. Folgt den inneren Einsprechungen und bleibt hier, wie ihr abgesprochen habt und lebt so einfach wie seither.“

Beim Te Deum nach der Lichterprozession am Mittwoch und Donnerstag, war der ganze Himmel offen, als ob der Himmel nur der Turm der Kirche sei, und alle Himmelsbewohner schlossen sich an. Die ganze Nacht war der Berg in heller Flamme, weil der liebe Heiland hier eine so große Freude hatte. Pater Ludwig sagte:

Pater Ludwig (†): „Alles, was du gesagt, ist so in Wirklichkeit, aber nur ein Schatten gegen die Wirklichkeit.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

876 Am 15. September 1907

„Denn heute gebührt es sich, daß Ich Meiner Mutter den Ehrenplatz einräume.“

Beim Hochamt sah Barbara bei der heiligen Wandlung den lieben Heiland wieder auf einem goldenen Thron sitzen.

Jesus: „Siehe auf und höre, was Ich dir sagen will. Ich will mit dir reden!“

Die liebe Mutter Gottes war unten an den Stufen des Altares, aber hinter Ihr war das ganze Tälchen voller Engel, die alle in ihrem Gefolge kamen. Der liebe Heiland stieg vom Thron und kam Seiner Mutter entgegen und führte Sie auf Seinen Thron. Er aber kam zu Barbara und redete mit ihr und sagte:

Jesus: „Siehe, so ehre Ich Meine Mutter. Wie Salomon aufstand und seiner Mutter entgegenging, so tue Ich, der wahre Salomon, denn heute gebührt es sich, daß Ich Meiner Mutter den Ehrenplatz einräume, weil die ganze Feierlichkeit Meiner Mutter gilt.“

Barbara: Das Unterkleid der lieben Mutter Gottes war weiß, darüber trug Sie ein rotes Gewand und einen blaufarbigen, faltenreichen Mantel und eine hohe Krone von Gold.

Jesus: „Ich will dir auch die Erklärung dieses schönen Aufzuges geben. Dieses schöne Gewand, mit dem du Meine Mutter bekleidet siehst, haben Ihre Kinder Ihr bereitet zu Ehren Ihres Namensfestes. Wie einstens die Seelen in Meinem sterblichen Leben Mir nachfolgten und alles verließen, um auf Meine Worte zu hören, so eilen schon die ganze Woche die armen Landsleute der Umgegend und die treuen Seelen aus nah und fern hierher in dieses Tälchen, um den Predigten zu Ehren Meiner Mutter zu lauschen und Meine Mutter zu verherrlichen.

Das weiße Unterkleid bedeutet die reine Absicht, mit der sie alle gekommen sind, Meine Mutter ehren zu wollen. Das rosarote Kleid (das nicht ganz bis auf die Füße reichte, sondern das weiße Gewand eine Handbreit hervortreten ließ) bedeutet die Liebe und den feurigen Eifer, der sie so sehr gedrängt hat, daß sie alles im Stich ließen und beiseite setzten, um die Tage zu Ehren Meiner Mutter hier zuzubringen. Der himmelblaue, weite, faltenreiche Mantel ist die Demut, mit der alle, die hergekommen sind, alle Entbehrungen und Strapazen der Witterung und Lebensweise und alle die vielen Abtötungen, die mit einem solchen Wallfahrtsgang verbunden sein müssen, so geduldig auf sich nehmen, wie einst Meine Jünger, als sie Mir nachfolgten.

Die schöne Krone bedeutet die vielfältigen Tugendübungen, die sonst noch nicht geübt worden sind. Zur Danksagung freue Ich Mich so sehr, daß Ich das ganze Gefolge der heiligen Schutzengel geschickt, mit euch zu beten und zu singen.“

Barbara: Ich bat den Herrn, unsere drei Schutzengel sehen zu dürfen. Sie kamen alle drei. Der von Lieschen sagte, er habe in seiner Tasche nicht nur alle Schritte, die sie so mühevoll in Verteilung der Missionsschriften mache, sondern auch ihre beschwerlichen Schritte bei ihren Wallfahrten. Der von Luise hatte die goldene Feder in der Hand und sagte:

Schutzengel: „Siehe, alles wird aufgezeichnet und mit goldenen Buchstaben euch vorgehalten.“

Jesus: „Daß ihr (Barbara und Luise) nachts so krank wart und vor Fieberhitze nicht schlafen konntet, habe Ich so gefügt. Das war die Salbung für das Gebet. Ich will dir zeigen, was ihr verdient habt diese Woche durch die Aufopferungen, weil das alles mit eingeschlossen ist. Daran habe Ich eine solche Freude, daß Ich nicht widerstehen kann. Ich habe deshalb nicht nur euch, sondern allen, die sich an euch anschlossen, die Bekehrung eines großen Sünders geschenkt, der am Rande stand, um in die Ewigkeit einzutreten. Unter den Sterbenden habe Ich jeden Tag jedem von euch einen Sünder geschenkt, denn Meine unendliche Liebe und Barmherzigkeit war so gerührt, daß Ich nicht widerstehen konnte, einem Sterbenden, der sonst ewig verlorengegangen wäre, Meine Gnade zu schenken. Auch habe Ich euch jeden Tag eine Arme Seele erlöst.“

Barbara: Pater Ludwig sah ich überaus vergnügt. Er sagte:

P. Ludwig (†): „Ich bin jetzt im Besitz meiner allerreinsten Braut, und wenn Sie ein Fest feiert, darf ich dabei nicht fehlen. Ich bin zu jeder Zeit bereit, dir zu raten. Ich kann dir jetzt noch viel mehr helfen, als zu meinen Lebzeiten.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

877 Am 18. und 26. September 1907

Barbara: Am 18. September 1907 kam ein Liebesbundmitglied, das vor vierzehn Tagen verstorben war, zu mir und sagte:

Liebesbundmitglied (†): „Sage meiner Freundin, wie glücklich ich bin, und wie viel mir diese Gebetsvereinigung des Liebesbundes genutzt hat. Sage meinem Beichtvater, ich lasse ihm danken für alle die Mühe, die ich ihm gemacht in meinen Seelenkämpfen.“

Jesus: „Sieh einmal hinter dich!“

Barbara: Und ich sah in ein Meer voller Seelen hinein. Diese alle, eine unabsehbare Schar, zogen hinter obiger Seele in den Himmel.

Jesus: „Diese alle habt ihr in Marienthal erlöst!“

Liebesbundmitglied (†): „Bete mit mir das ‚Magnificat‘ und ,Großer Gott, wir loben dich ...‘, dann ziehe ich ein.“

Barbara: Als ich am 26. September 1907 morgens einem Engelamt beiwohnte, hörte ich nach der Wandlung die Stimme des Herrn, der mich ermahnte, auf Seine Worte zu achten. Ich zog mich in mein Inneres zurück und sagte:

„Herr, ich bin bereit, rede nur!“

Jesus: „N., deine Freundin, soll nicht säumen, das Buch fortzuschicken, das sie Meinem Diener schicken will, damit es vor seiner Abreise noch ankommt. Ich entbiete ihm durch dich einen Gruß. Ich werde ihm als Begleitung die heiligen Engel mit Meiner heiligen Mutter zusenden. Er soll ohne Scheu reden. Der neunte Glaubensartikel schwindet immer mehr unter Meinem Volk und gerade dieser Artikel ist das Bindemittel zwischen den Gliedern der Kirche untereinander, und je mehr daran gelockert wird, desto mehr geht es abwärts, der modernen Weltanschauung zu.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

878 St.-Michaels-Fest am 29. September 1907

„Deshalb tut es der Papst, daß sie alle miteinander sich schämen müssen.

Michael: „Gehe ruhig weiter, du bist nicht verlassen. Alles, was in dir gewirkt wird, ist Wahrheit und hat seine wichtige Bedeutung. Der liebe Gott wollte das mit dir durchführen und hat alles zum Sieg geführt. Habt ihr nicht genug Beweise? Ihr habt den Höchsten zum Seelenführer. Er sagt das alles, was sie nicht anerkennen, weil sie sich nicht demütigen wollen, um der Wahrheit Zeugnis zu geben.

Deshalb tut es der Papst, daß sie alle miteinander sich schämen müssen. Es ist jetzt die Zeit gekommen, wo sie die Erscheinung sehen und erwägen können, die dir Weihnachten 1900 gezeigt worden ist, wo das kleine Kind das kleine Häuflein der wahren Christen versinnbildlichte. Damals hat niemand ahnen können, daß auch viele Katholiken und Priester unter den Feinden stehen, die keine Christen mehr sind. Deshalb hat dir der Herr das kleine Häuflein gezeigt. Das sind nur diejenigen, die Muttergotteskinder sind, die Maria recht verehren und sich unter Ihren Schutzmantel flüchten. Darunter ist der Liebesbund. Deshalb hat der Herr immer gesagt, alle sollen eintreten in den Liebesbund, weil kein Mensch mehr ausgeschlossen ist vom Modernismus und Unglauben der Zeit.

Mit der einzigen Erscheinung hat der Herr die ganze Zeit ausgedrückt. Du hast mich gesehen mit gezücktem Schwert, weil ich die Schutzherrschaft habe über die Kirche, und wer mit mir kämpft, der ist gerettet. Ich bin derjenige, der den Kampf im Himmel geführt. Mit den wenigen Getreuen werde ich den Sieg erkämpfen. Durch all die Schriften und alles, was mit meinem Beistand hinausgekommen ist, habt ihr es durchgeführt. Es wird durchgehen; ihr werdet euch freuen. Es geht nicht anders als durch Verachtung.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

879 Am 30. September und 31. Oktober 1907

„Auf große Dürre und Finsternis folgt auch wieder die Sonne Meiner göttlichen Liebe.“

Barbara: Ich sah einen Verstorbenen wandeln auf einer grünen Flur, zwischen Äckern und Wiesen. Daran erkannte ich sein Fegefeuer. Anstelle des Firmaments sah ich ein so niedriges Dach über der ganzen Flur, daß man fast bis zur Decke reichen konnte. Der Verstorbene war sehr traurig und ging gegen Sonnenuntergang. Es wurde mir angedeutet, dieser Mann habe keine anderen Leiden auszustehen, als der Anschauung Gottes beraubt zu sein. Deshalb sah ich ihn wie unter einem Dache wandeln. Die Herrlichkeit des Himmels sei ihm noch verschlossen und die Sonne der göttlichen Gnade für ihn noch untergegangen.

Jesus am 31. Oktober 1907: „Wie in der Natur alles miteinander abwechselt, Dürre und Regen, Sonnenschein und trübes Wetter, so auch im inneren Leben. Ihr habt diesen Sommer Sonnenschein genug gehabt. Auf große Dürre und Finsternis folgt auch wieder die Sonne Meiner göttlichen Liebe.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

880 Allerheiligen am 1. November 1907

„Wo könnte der Mensch sich solche Verdienste sammeln für den Himmel, wenn Ich ihm nicht manchmal die Gnade entzöge.“

Barbara: Als ich zur Kommunionbank vortrat, lud ich die Engel und Heiligen ein, mich zu begleiten, besonders Pater Ludwig, meinen heiligen Schutzengel und meine lieben Verstorbenen, die mir nahestanden im Leben. Als ich zurücktrat, trat eine große Schar mit mir auf meinen Platz zurück und betete mit mir an. Der Herr fing an, mit mir zu reden, gleich nachdem ich mich niedergekniet hatte:

Jesus: „Ich habe dir gestern früh schon angedeutet, was Ich dir heute wieder sagen will: Wie in der Natur die Schöpfung kein Ganzes wäre und die Schöpfung nicht so vollkommen und schön, wenn nicht diese mannigfaltige Abwechslung bestünde zwischen Tag und Nacht, Hitze und Kälte, Eis und Schnee, Sonnenschein und Regen, so ist es in der Menschenseele im geistlichen Leben. Es wäre kein vollkommenes Ganzes, wenn diese Abwechslung nicht wäre, sowenig wie in der Natur. Wo könnte der Mensch sich solche Verdienste sammeln für den Himmel, wenn Ich ihm nicht manchmal die Gnade entzöge und Mich dem Blicke seines Geistesauges verhüllte. Darum harrt aus in allem, was Ich über euch noch verhängen werde. Sind es auch nicht die großen Opfer, die Ich von euch verlange, wie sie Meine Diener, die lieben Heiligen, gebracht haben, die Meine Kirche heute verehrt, so bringt doch die kleinen Opfer mit Freudigkeit. Und dazu gehört auch die innere Trostlosigkeit und Verlassenheit.

Und merke dir, unter all den frommen Seelen, die zu gleicher Zeit mit euch lebten und deren Lebensbeschreibung du gelesen, ist Mir die am allerangenehmsten und die vollkommenste Seele, die am verborgensten war, am meisten verachtet wurde und deren Leben man aus lauter Verachtung nicht der Mühe wert fand zu untersuchen. Und gerade wegen dieser Verachtung und Verdemütigung, womit man die Kleinen und Armen in jetziger Zeit überhäuft, verdienen sie sich diese hohe Auszeichnung im Himmel, so auch Pater Ludwig, Mein Diener. Er mußte ganz verachtet und verkannt sterben, so wie auch ihr so dahinleben müßt.“

Barbara: Unter den übrigen Verstorbenen und Verwandten, die mich umringten, war Pater Ludwig ganz nahe bei mir. Er sagte:

P. Ludwig (†): „Es wird nicht anders, weil die Menschheit sich zuviel nach den Verhältnissen der Zeit richtet, die nur glänzen und verehrt sein will, um vor der Welt groß zu scheinen. Macht euch los von allem Irdischen. Ihr hängt noch zuviel daran, an all den irdischen Kleinigkeiten und Dingen. Wahret die Einigkeit unter euch und tut, was in den Schriften steht.“

Barbara: Ich hörte dann eine Stimme, die mir zurief: „Beim Hochamt wirst du noch mehr erfahren.“ Als es in meiner Pfarrkirche Ignatius beim Hochamt zur Wandlung schellte, war es mir, wie wenn ein Licht aufging in meinem Innern. Ein Glanz verbreitete sich, und in diesem glänzenden Licht erblickte ich den Herrn, aber in einer solchen Schönheit und Majestät, daß ich es mit Worten nicht zu schildern vermag und beschreiben kann. Die Grundfarbe Seines Mantels war weiß, aber er war wie mit Blumen durchwirkt und gestickt.

Jesus: „Nicht wahr, deine Sprache ist zu arm, deine Begriffe zu gering, um so etwas wiederzugeben.“

Barbara: Das Kleid unter diesem Mantel war nicht wie Schnee, sondern gelblich, eine solche Schönheit und sehr reichhaltig. Die Brust war hoch auf, wie wenn man eine recht faltige Bluse anhätte.

Jesus: „Siehe, hier bin Ich als Bräutigam der Jungfrauen, der jungfräulichen Seelen, weil man gerade jetzt den jungfräulichen Stand so sehr vernichtet in der Welt. Alle, welche die Schriften lesen, werden zur Liebe Gottes angefeuert, und ihr Sinn wird rein und geläutert und für das Gute entflammt und sie befleißigen sich zur Reinheit, wenn sie sehen, wie Ich sie schätze und sie werden nicht angesteckt.

Ich müßte strafen. Darum sage deinem Beichtvater und Bischof, er möge dir doch wenigstens erlauben, diejenigen zu trösten, die noch getröstet sein wollen von Mir, denn Ich will Mich auch wehren, und Ich muß Mich deshalb offenbaren. Daß aber kein Seelenführer sich mehr einer solchen Seele annehmen will, kommt nur daher, weil die ganze Welt angesteckt ist von dem Modernismus, den der Papst so streng rügt. Auch unter den besten Meiner Diener ist die Menschenfurcht groß. Das sind die Auswüchse, die Ich schon vor zehn Jahren dir angedeutet, daß sie, wenn sie nicht aus Meiner Kirche entfernt werden, großen Schaden anrichten.

Grüße alle Liebesbundmitglieder! Sage deinem Bischof, ob er nicht daran erkennen kann, daß Ich es bin, daß nach so großer Dürre auf einmal wieder so großer Friede in die Seele kommt, und daß er selbst schon gesagt hat, daß Ich es bin. Warum will er Mich der Freude berauben, Mich in den Meinigen zu trösten?

Hängt euch an nichts, auch nicht an die Andachtsübungen, wenn ihr etwas versäumen müßt. Über alle Unannehmlichkeiten sollt ihr hinweggehen. Pater Ludwig siehst du in demselben weißen Gewand, das bedeutet seine jungfräuliche Reinheit, und er glänzt um so mehr und wird in dieser Tugend jetzt im Himmel um so mehr verherrlicht, weil man ihn als versimpelten Mann betrachtet, welcher der Narrheit und der Hysterie sich zu sehr ergeben.“

Barbara: Ich sah wieder obigen Verstorbenen, wie in der Dämmerung wandelnd.

P. Ludwig (†): „Sage meinen Geschwistern, sie sollten um all das Irdische nichts geben. O wie glücklich bin ich, und wenn sie einmal den Kampf ausgekämpft, was für einen lieblichen Kreis werden wir dann bilden. Sie sollen sich freuen auf ihre hohe Glorie, die ihnen bereitet ist. Man kann nicht zu tief hinabsteigen, um einen solchen Lohn sich zu verdienen. Es geht nicht anders als durch Verachtung, Spott und Hohn.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

881 Am 9. November 1907

„Und jenen Licht erflehen, die nicht wissen und auch nicht wissen wollen, daß sie in der Finsternis wandeln und auf dem Weg zur Hölle sind.“

Jesus: „Versage jenen den Trost nicht, die dich darum bitten. Dazu habe Ich dich erwählt. Ich will durch dich alle trösten, die in ihren Seelennöten sich mit gläubigem Vertrauen an dich wenden. Sage N., daß sie nicht allein sei, die den Weg der Dunkelheit wandeln müsse. Dieses sei der eucharistische Kreuzweg, den alle Meine Kinder gehen müßten mit dir. Sage ihr zu ihrem Trost, daß auch du oft Wochen und Monate lang ohne Licht und inneren Trost wandeln müßtest, was für dich ein noch schwereres Kreuz sei, da so viele Menschen von dir Trost und Hilfe verlangten. Sie möge sich begnügen zu wissen, daß sie zur Zahl jener gehöre, die diese Finsternis mitkosten dürfe, die Ich am Ölberg durchkostete für die Sünden der Welt. Sie möge dieses Kreuz tragen mit Meiner Braut, der heiligen Kirche, und jenen Licht erflehen, die nicht wissen und auch nicht wissen wollen, daß sie in der Finsternis wandeln und auf dem Weg zur Hölle sind.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

882 Am 21. November 1907

Barbara: Der Herr teilte mir mit, obenerwähnte Arme Seele sei ein Priester gewesen. Ich verstand dieses geheimnisvolle Gesicht nicht, daß er wandelte unter einer üppigen Aue. Heute sagte der Herr:

Jesus: „Ich zeigte dir diesen Priester gegen Untergang der Sonne, das heißt der Finsternis zuwandeln, weil Ich damit viele warnen und belehren will. Dieser Priester war kein böser Mensch, aber er war nicht tiefgläubig fromm. Er tat seine Pflicht, soweit er dieselbe tun mußte. Er ließ sich von nichts bestimmen als von seinem Eigendünkel, vertraute zu viel auf sein eigenes Wissen, und so blieb sein Pilgergang durchs Leben abgewandt der göttlichen Gnaden und Liebessonne, die ihn so gern erleuchtet hätte, und wandelte in seiner eigenen Erkenntnis dem Grabe zu, bis der Tod ihn ereilte.

Die üppige Aue und die fruchtbare Landschaft versinnbildete die fette Weide, in die Ich ihn als Priester und Religiosen gestellt hatte. Das Dach über seinem Haupt deutet an, daß für ihn jetzt die Gnadenstrahlen der göttlichen Liebessonne untergegangen sind, die er im Leben so wenig beachtet und weder sich selbst noch andere seiner Beichtkinder oder Untergebene darin gefördert hat. Dieses sei nun seine Fegefeuerstrafe, daß er ganz allein auf solch üppiger Aue wandeln müsse, die ihn beständig an die vielen Gnaden und Vorzüge erinnere, die ihm von Gott zugedacht waren, ohne auch nur einmal in das liebevolle Angesicht Gottes schauen zu dürfen, bis alle seine Strafen abgebüßt seien.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

883 Am 23. November 1907

„Ich verlange aber von den Liebesbundmitgliedern, daß sie sich eines außergewöhnlichen, christlichen Lebens befleißigen.“

Barbara: Beim Schluß der Exerzitien, bei der Generalkommunion, ließ mich der Herr so recht erkennen, wie glücklich die Seele ist, die aufrichtig und schonungslos ihr Sündenbekenntnis abgelegt hat, denn Er ließ mich mein Inneres durchschauen, und ich erkannte, daß ich wirklich im Stande der Gnade bin. Ich trug dem Herrn die Bitte einer Seele vor, die in einer Anwandlung von übergroßem Eifer Ihm sagen ließ, sie wolle bis zum Jüngsten Tag im Fegefeuer bleiben, wenn sie damit Seelen retten könne. Ich sagte zum Herrn, so großmütig könne ich nicht sein, ich schäme mich, so weit zurückzustehen, ich könne mich nicht dazu entschließen, nach meinem Tode noch im Fegefeuer sein zu wollen.

Da zeigte mir der Herr Seine Liebe und Zuvorkommenheit, wie Er damit einverstanden wäre, daß Er mir das nicht verübeln werde, daß ich mich nicht dazu entschließe. Zu gleicher Zeit ging ein Strahl aus Seinem Herzen aus, und er teilte sich in zwei Teile, und es war, als wenn der Strahl, den Sonnenstrahlen ähnlich, sich durch die ganze Welt hinziehen und ein Dreieck bilden würde, und unter den Strahlen stellten sich Kopf an Kopf Menschen, und sie sahen alle gegen die Spitze, von der die Strahlen ausgingen, und der Triangel war mitten unter den anderen Menschen, und doch war der Triangel wie abgesondert, wie wenn das so durchginge.

Jesus: „Das sind die gerechten Seelen auf der Welt, und die in dem Triangel stehen, sind alle diejenigen, die sich dem Liebesbund angeschlossen haben. Der Liebesbund treibt zu allen guten Werken an und spornt seine Mitglieder an, überall dazuzuhelfen, wo etwas zu leisten ist. Deswegen geht der Triangel aus Meinem Herzen aus, und jede Seele ist Meinem Herzen zugewandt, weil sie auf einem sicheren Wege wandelt. In dem Triangel standen aber einige wie schwach und ohnmächtig und verkrüppelt. Das sind diejenigen, die zwar Liebesbundmitglieder sind, aber meinen, damit sei auch alles abgemacht. Man brauchte sonst nichts zu tun und käme damit in den Himmel. So sind sie aber nicht mehr als andere Menschen auch. Ich verlange aber von den Liebesbundmitgliedern, daß sie sich eines außergewöhnlichen, christlichen Lebens befleißigen und daß sie sich an allem beteiligen, wo sie können.“

Am Schluß fügte der Herr eine Antwort für vorgenannte Seele bei:

Jesus: „Solange der Mensch im Fleische lebt, soll er sich alle Mühe geben, Mir zu gefallen und sich in allen Werken zu vervollkommnen und alles aufzuopfern für die Sünder. Aber in der Ewigkeit Meine Auserwählten zurückzuhalten, wo sie doch nichts mehr verdienen können, das kann Ich niemand zumuten, das geht gegen Meine Gerechtigkeit. Wie unendlich groß die Liebe Gottes ist, das könnt ihr euch nicht ausdenken.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

884 Am 25. November 1907

„Deshalb offenbare Ich Mich so klar durch eine so einfache, schlichte, ungelehrte Seele, um die treuen Seelen zusammenzuscharen, damit durch das Gebet der Guten, die ganz uneigennützig sind, viele gerettet werden.“

Nach der heiligen Kommunion sagte der Herr:

Jesus: „Es ist Mein Wille, daß sich die Guten zusammenscharen, weil jetzt die Zeit gekommen ist, wo das Häuflein guter Christen, die noch mit Mir verbunden sind, klein ist, und die echten Christen vereinzelt dastehen, weil die Gefahren größer sind als zur Zeit der heiligen Märtyrer.

Zur Zeit der heiligen Barbara und zur Zeit der heiligen Katharina sah man noch einen Unterschied zwischen Heidentum und Christentum, denn der Unterschied war ein sehr krasser, so daß die Heiden sagten: ‚Seht diese da, das sind ganz andere Menschen als wir.‘ Wer sich da nicht bekehrte, der wollte absolut nicht. Dort geschahen auch noch so viele Wunder, weil Ich Meine Lehre bekräftigen mußte durch Wunder, damit die Menschen sahen, daß die katholische Religion die einzige ist, seit der Messias erschienen ist.

Aber jetzt, wo die Kirche weit ausgebreitet ist und in einem solchen Glanz am Himmel strahlt, daß niemand mehr eine Entschuldigung vorzubringen hat, jetzt herrscht die große Gleichgültigkeit in der Welt. Das Paradies könnte auf der Welt sein und wäre auch auf der Welt, wenn die Christen Meinen Frieden aufnähmen. Weil die Menschheit bereits in Meiner ganzen Schöpfung zivilisiert ist, so ist Meine Lehre durchgedrückt durch die ganze Welt, aber durch die große Gleichgültigkeit gehen viel mehr verloren als in der ersten Christenheit, weil sie nicht wollen.

Deshalb ist es Mein Wunsch, daß sich die treuen Seelen zusammenscharen, und es darf kein Mensch zurückbleiben, kein Priester, kein Ordensmann oder Ordensfrau noch die in der Welt lebenden, weil alle in derselben Gefahr stehen. Wenngleich einer meint, er wolle sich in die dickste Klostermauer vergraben, damit der Weltgeist nicht hineindringt, ist auch dort noch Gefahr. Deshalb offenbare Ich Mich so klar durch eine so einfache, schlichte, ungelehrte Seele, um die treuen Seelen zusammenzuscharen, damit durch das Gebet der Guten, die ganz uneigennützig sind, viele gerettet werden.

Sage N., daß sie ganz über sich hinweggehe, das sind lauter Kleinigkeiten, wenn man denkt, man wäre nicht in Meiner Gnade, das ist der Kampf, den jeder durchzumachen hat. Wo Ich den Menschen hinstelle, hat er nichts anderes zu tun, als ruhig zu stehen, Tag für Tag. Jeden Morgen soll er die Meinung machen: ‚Herr, wie Du willst, will ich auch. Ich will mein Kreuz aufnehmen und weitertragen und ganz ruhig stehenbleiben und so weiter bis zum letzten Tag!‘ Das ist der Kampf, den jede Seele zu führen hat. Der Mensch soll denken, das ist mein Beruf. Ich will mich vergessen und will Seelen retten. Ich nehme keinem sein Kreuz zurück. Wo Ich den Menschen hingestellt, und wenn er befolgt, was Ich gesagt, gebe Ich ihm die Versicherung, daß er auf dem richtigen Weg ist.“

Barbara: Ich durfte mit fortziehen. Es war, wie wenn man in ein Meer hineinsähe. Ich kann nicht sagen, farbig und nicht blutrot, es war, wie wenn man in ein Feuer hineinschaute. Ich kann es nicht wiedergeben, wo die Jungfrauen ihren Wohnsitz haben.

Die heiligen Katharina und Barbara aber glänzten hervor. Ich sah eine große Schar von Seelen, die eine brennende Kerze hatten. Es war eine große Prozession und hie und da hat sich eine Seele angeschlossen.

Jesus: „Siehe, das ist die triumphierende Kirche, und das ist die streitende Kirche. Das sind alle die Seelen, die sich euch angeschlossen, nur sind diese noch im Kreuz, und die anderen haben kein Kreuz mehr, die genießen jetzt, was sie verdient. Darum sage allen, die sich an euch anschließen: Ich freue Mich sehr, wenn ihr euch von Mir unterhaltet, daß Ich Mich jedesmal zeige und einen Beweis Meiner Liebe gebe. Fahret nur fort und bewahret die heilige Einfalt des Herzens. Einfach gar nichts anstreben und nichts aus sich machen, so einfältig wie ein Kind, das freut Mich am meisten.

Ihr könnt dasselbe tun, was die heiligen Jungfrauen der ersten Zeit getan, die Blut und Leben geopfert. Dasselbe könnt ihr alle erreichen, ihr müßt nur der siebenköpfigen Schlange das Haupt abschlagen; ihr müßt die sieben Hauptsünden und alles, was damit verbunden ist, abschlagen. Wer das versteht, diese Schlange ganz zu töten, der steht im Rang des Martyriums, der hat auch ein Martyrium durchzumachen. Von daher kommt es, daß Ich die treuesten Seelen, die sich ganz Mir geweiht, in Dunkelheit wandeln lasse, daß sie meinen, sie wären auf dem Weg zur Hölle. Ich habe es dir heute gezeigt, welche Herrlichkeit euch erwartet. Sage es Meinen Kindern, wie kurz die Zeit ist. Seit dem Tage, wo Meine Dienerinnen ihr Leben lassen mußten, sind schon viele hundert Jahre vergangen, und ihnen kommt es vor, als wäre es noch kein Tag. So ist es in der Ewigkeit.

Ihr, Meine Geschöpfe, warum weigert ihr euch und warum krümmt ihr euch, wenn Ich euch ein Kreuz auflade? Und doch ist dieses Leben nur ein Tag, und dort ist es ewig, ewig! Und wenn es nicht so wäre, wäre Ich gewiß nicht vom Himmel gekommen und hätte Mich an das Kreuz schlagen lassen.

Ich bin ein eifersüchtiger Gott, und wo Ich merke, daß Meine Bräute auf Abwege kommen und sie Mir auch nur eine Geringfügigkeit ihrer Liebe entziehen wollten, führe Ich Mittel und Wege herbei, um sie wieder auf das richtige Geleise zu bringen. Das ist aber Meine Liebe, und die Menschen sind nur die Werkzeuge, die Ich dazu benutze, um Meinen Bräuten zu zeigen, daß Ich das nicht will. Ich will allein geliebt sein!“

Inhaltsverzeichnis Band 6

885 Am 4. Dezember 1907

„Mit Leiden will Er unsere Krone verschönern, mit Leiden sollen wir Ihm Seelen retten und unsere eigenen Verdienste vermehren.“

Barbara: Schon am Vorabend vor St. Barbara lud ich die lieben Heiligen ein mit allen ihren heiligen Freundinnen, besonders der heiligen Hildegardis und den Heiligen des Rheingaues, sie möchten mir beistehen, daß ich den Tag recht freudvoll und nutzbringend für alle, die sich an uns angeschlossen, feiern und sie alle trösten und aufrichten könnte.

Bei der heiligen Kommunion lud ich sie ein, mich zu begleiten und meine Unwürdigkeit einigermaßen zu ersetzen. Ich habe wahrgenommen und wirklich geschaut, daß es so ist, daß die streitende und triumphierende Kirche an den Festen ein und dasselbe ist. Ich sah den ganzen himmlischen Hofstaat von Jungfrauen, wie sie kamen und mich begleiteten. Als ich von der Kommunionbank zurückkam, schloß ich mich ihnen an und bat sie, mir die Worte in den Mund zu legen und alle meine Bitten recht zu unterstützen durch ihre Fürbitten, damit das Reich der Liebe in recht vielen Seelen könnte erneuert werden. Da war es, wie wenn der Herr in mir wie auf einem Thron säße und rechts und links standen die Heiligen Barbara und Katharina und unterhielten sich mit mir in einer lieblichen Weise. Und es war, als wenn der Herr uns zuhörte, daß wir uns gegenseitig austauschten, wie wenn Freundinnen zusammen sich über etwas Liebes und Angenehmes unterhalten.

Ich fragte sie, ob es denn möglich wäre und sein könne, daß der Vater einer Heiligen, wie St. Barbara, verdammt werden könnte, da sie doch ihr Blut und Leben für Jesus Christus und den Glauben hingegeben hätte und dazu die Jungfrauschaft, und doch lese man, daß ihr Vater vom Blitz erschlagen worden wäre, gleich nach der Tat. Sie fingen beide an, mich über dieses Thema zu belehren, weil ich sagte, daß dieses den Schriften widerspräche, wo es heißt, daß bis ins vierte Glied keine Seele verlorengehe, wo eine verwandte Seele Gott aufrichtig eifrig dient, und die sich einsetzt für die Familie. Sie sagten mir, daß dieses den Verheißungen gar nicht widerspreche.

Heilige Barbara und Katharina: „Siehe, du bist ein Landmädchen und weißt, wie man die Wiesen bewässert, und weißt du nicht, wie manchmal ein böser Nachbar, der, um das Wasser auf die andere Seite der Wiesen zu leiten, die Kanälchen verstopft, so daß das Wasser rechts und links auf die Seite läuft, auf die Nachbarwiesen und die deinige bleibt unbewässert? Dies ist ein schwaches Bild von dem Gnadenleben.

Der liebe Heiland im Heiligsten Sakrament ist der Gnadenbrunnen, die Quelle, aus der sich alle die kleinen Kanälchen füllen und forttreiben, womit die Seelen bewässert werden, und solche Kanälchen sind alle jene Seelen, die Er dazu berufen will, um durch sie andere zu bewässern und zu betauen. Dazu hat Er auch dich ausersehen. Durch all die lieben Worte, die Er durch dich der Menschheit zuspricht, werden viele Menschen im Gnadenleben bestärkt und bringen allerlei kostbare Früchte für sich und wieder für andere, die mit ihnen in Verbindung stehen. Am allerersten aber nehmen diejenigen teil, die in Blutsverwandtschaft sind und in der nächsten Nähe stehen. In diese fließen die geistigen Gnaden zuerst hinein. Nun ist aber der Teufel, der immer darauf aus ist, die Kanälchen zu verstopfen, sehr bemüht, wo er eine leichtfertige Seele findet, den Kanal zu verstopfen. Und weil der liebe Gott jedem Seiner Kinder den freien Willen gegeben, so wird derjenige Mensch, der seinen Willen dafür hergibt, den Kanal von Satan verstopfen zu lassen, von Gott nicht behindert, weil er ja im Leben ist. Er könnte es ja auch anders tun. Wenn nun der Mensch so boshaft ist, daß nichts mehr eindringen kann, dann kommt es vor, auch mitten in der Bewässerung – wenn er mitten darin steht wie in einem Tal, wo er fortwährend Gnaden in sich aufnehmen könnte –, daß nichts in ihn eindringt.

Du hast aber auch schon gesehen, daß das Wasser, wenn es so stark fließt aus dem Kanal des Herzens Jesu, doch durchsickert in die Wiese deiner Verwandtschaft, wo es hineingeleitet werden soll, auch wenn der Kanal verstopft ist durch den bösen Willen.

So hat dieser Mensch durch die eindringenden Gnadenschätze doch manchmal eine gute Anwandlung, die er nicht hätte, wenn niemand da wäre, der für ihn betet. Deshalb ist es so selten in einer Familie, wo eine Seele steht, die viel betet, daß eine Seele verdammt wird, daß man dieses übersehen und die Allgemeinheit hervorheben muß, weil im allgemeinen die Seelen gerettet werden, wie es auch im Evangelium vorkommt, zum Beispiel bei Judas, der nur eine Ausnahme von der Regel bildet. Wenn daher der Mensch viele Gnaden hat, er aber eine solche Bosheit in sich hineingebohrt hat, kann keine Gnade ihm mehr zugewendet werden, weil alles in ihm ausgetrocknet ist. Wenn ihr Menschen wüßtet, ihr Kinder der katholischen Kirche, was man für ein Glück hat, ein katholischer Christ zu sein, würdet ihr wünschen, nicht sterben zu müssen und wolltet ewig leben. Denn wie du heute siehst, wie der ganze Himmel vereinigt ist mit dem heiligen Meßopfer, so beteiligt sich heute die ganze Kirche an einem Fest, und der Herr hat dir schon oft gesagt und gezeigt, wie die Heiligen an ihren Festen geehrt werden.

Halte dich darüber nicht auf, daß dir so viele Liebesbeweise dargebracht werden, das gilt nicht dir, sondern der Herr läßt es zu und fügt es, um zu zeigen, wie herrlich die Feste im Himmel gefeiert werden. Er will zeigen, wie wahr es ist, daß die Kirche auf Erden das Paradies ist, weil das alles vorbildet, wie es im Himmel ist, nur in vollkommenerer Weise. Es ist in der Tat gar kein Unterschied zwischen der streitenden Kirche auf Erden und der triumphierenden Kirche im Himmel. Ihr habt das, was wir im Himmel haben, ihr habt den Herrn unter euch. Er thront bei euch in solcher Majestät und Herrlichkeit im Heiligsten Sakrament, nur den Blicken eures menschlichen Auges verborgen. Das Gratulieren und Zusammenhalten unter den guten treuen Seelen ist nichts anderes als ein Vorbild, wie es im Himmel ist. Es ist alles so voller Freude und Liebe im Himmel, aber es ist nichts mehr dazwischen wie auf Erden. Das menschliche Elend, welches verhindert, daß die Freude vollkommen sein kann, fällt im Himmel weg.

Wenn die Menschen wüßten, welches Glück es ist, ein katholischer Christ zu sein, und wie wahr es ist, daß es hier das Paradies auf Erden ist in der katholischen Kirche, da wollten sie nicht sterben, dann würden sie uns nicht beneiden, daß wir ihnen schon vorausgeeilt sind, dann würden sie uns bedauern, denn es geht uns wie dir an deinem Namensfest. Wegen der vielen Liebesbeweise bist du freudig und fühlst doch eine Beklommenheit, weil du dich zu unfähig fühlst, dies alles deinen Freunden zu entgelten. So geht es uns, die wir jetzt eingegangen sind in die ewige Herrlichkeit. Wir genießen und genießen nur, wir können nichts mehr als genießen und genießen und die Herrlichkeit Gottes schauen, und da hätten wir, wenn es möglich wäre, daß man im Himmel Reue haben könnte, diesen einen Wunsch noch, daß wir zurückkommen könnten, um verdienen zu können, damit wir die unendliche Glückseligkeit, die uns Gott so verschwenderisch zukommen läßt, Ihm auch einigermaßen vergelten könnten. Das ist uns abgeschnitten.

Darum sage es deinen Mitschwestern und allen, welche die Schriften lesen, und schreibe es auf in die ganze Welt hinein, wie glücklich der Mensch ist, der leiden kann und leidet mit Freuden. Tragt das Kreuzlein, das der Herr einem jeden auf seinen Lebensweg streut, dem einen schwer, den andern minder schwer, aber nur deshalb so schwer, weil man die unendliche Liebe und Güte Gottes nicht verstehen will. Mit Leiden will der Herr uns an Sich ziehen, weil auch Er leiden wollte. Mit Leiden will Er unsere Krone verschönern, mit Leiden sollen wir Ihm Seelen retten und unsere eigenen Verdienste vermehren. Denjenigen, die auf guten Wegen sind, wo es nicht mehr nötig wäre, ihnen Leiden aufzubürden, die schon teilnehmen könnten an dem Glück der Seligen, sendet der Herr Leiden, um anderen wieder mehr nützen zu können, sie zurückzuführen zu Seinem Gottesherzen.

Kurzum, die Leiden sind so kostbar und gut, und so glücklich sind die Menschen, die mit Kreuz beladen sind, daß, wenn ihr einmal dort seid und seht, was ihr gewonnen, ihr euch schämen müßtet vor euch selbst, daß ihr so kleinlich das Kreuz getragen. Das ist es noch, was euch beschämen könnte, wenn ihr einmal wirklich im Himmel seid, wenn ihr die unendliche Liebe Gottes seht, und daß man nichts mehr tun kann, um Ihm einigermaßen dankbar zu sein.“

Barbara: Dann kam Pater Ludwig. Er stellte sich zur heiligen Barbara und heiligen Katharina und sagte:

P. Ludwig (†): „O wie dankbar bin ich gegen Gott, daß Er mich in diese Reihe gestellt hat, auf den Posten, wo ich so recht dem Heiland habe nachfolgen dürfen. Sage doch meinen beiden Schwestern und gehe zu deinem Bischof und sage es ihm, daß er Luise die Erlaubnis gibt, ihnen zu sagen, wie glücklich ich bin, daß sie es recht erfassen, wer recht tief gedemütigt wird, der wird auf den Weg gestellt, den der Herr gehen mußte, denn wir Menschen sind zu feige, um es selbst zu tun.

Darum reißt der Herr Stück um Stück von unserer Seele hinweg, wie Er es mir getan. Niemals hätte ich in meinem Beruf als Ordensmann und Priester die Krone erlangt, die mir zuteil geworden ist. Es war für mich eine große Gnade, daß ich die Verdemütigungen auf mich nehmen konnte, wo alle anderen meiner Genossen zurückblieben aus Menschenfurcht, daß ich mich durchdrückte und mich auch überzeugen wollte.

Das war das Richtige und wurde mir belohnt von Gott; dann aber auch, um mir den Lohn von Tag zu Tag erhöhen zu können – denn ich war auf den Weg gestellt, und ich mußte vorwärtsgeschoben werden –, schnitt Er mir Stück um Stück weg. Alles, was mich noch in den Augen der Menschen als solchen hätte halten können, wurde mir hinweggerissen. Er gab mir ein Leiden, womit ich vielen zum Ekel wurde, um nur recht verachtet und von allen als eine Last betrachtet zu werden. Er nahm mir meinen Willen und Verstand, und alles, was ich bin und war als Mensch, mußte ich Ihm zum Opfer bringen und mußte auch auf dem Kreuzbett sterben, wie meine Schwester Luise mich gefunden. Aber als ich die Augen geschlossen für dieses irdische Leben, stand ich in einer Verzückung, und in der Umarmung Gottes wurde ich eingeführt. Ich habe nichts mehr als Freude und Wonne und himmlische Glückseligkeit.

Sage meinen Schwestern, daß sie sich ja dasselbe zunutze machen und sich freuen mit den kleinen Opfern. Weil ich der Hintergrund des Werkes war, mußte ich so tief hinabsteigen in den tiefsten Abgrund meines Nichts. Aber das, was ich ihnen zuletzt sagen ließ, möchten sie doch mit beiden Händen umfassen und umklammern und denken, wie bald das Leben herum ist und was ihrer wartet. Und alle, die davon wissen und die davon lesen, möge jeder auf seinem Posten mit Ruhe das Kreuz tragen, das ihm von der Hand Gottes auferlegt ist und standhaft an sich arbeiten, daß man die Unvollkommenheiten an sich wegbringt oder wenigstens sie doch erträgt, um sich und andere damit zu heiligen.“

Jesus: „Ich wünsche, daß die Schriften verbreitet werden sollen, und Ich will es N. groß belohnen, wenn sie verbreitet werden in der Welt, damit die guten, treuen Seelen sich aufraffen. Denn es ist sehr nötig, weil jetzt so viele Seelen verlorengehen in dem Zeitgeist, um wenigstens die zu erhalten und zu retten, die noch einigermaßen auf gutem Wege sind, um die Guten zu bestärken und die Lauen aufzurütteln, denn durch die Schriften wird die Liebe Gottes sehr entfacht, und das ist ja der Zweck Meines Kommens. Die Feder eines Gelehrten, der sich Mühe gibt, viel guten Samen in die Welt zu streuen, trägt ihm einen unendlichen Lohn und große Auszeichnung im Himmel ein.

Weil er seinen Verstand und alle seine Kräfte einsetzt, um andere zu belehren, wird seine Feder im Himmel zu einem glänzenden Diadem ... O daß ihr Menschen auf der Welt doch erkennen würdet, was ihr für ein großes Glück habt, denn ihr habt auf Erden dasselbe zu tun, was die Engel im Himmel zu besorgen haben. Wie die Majestät Gottes im Himmel thront, so auch unter euch im Paradies auf Erden, denn die katholische Kirche ist Sein Himmel auf Erden, und Gott ist mit derselben Macht und Herrlichkeit gegenwärtig, aber nur den Engeln und dem Auge des frommen Beschauers sichtbar.

Könnten die Engel im Himmel noch Neid hegen, so würden sie euch beneiden, weil ihr noch leiden und verdienen könnt, während ihre Aufgabe ist, nur mehr zu genießen. Gott hat allen Geschöpfen den freien Willen gegeben, aber die Engel mußten nur einmal die Probe bestehen, und dafür ist es jetzt abgeschlossen. Der Himmel ist jetzt geläutert und solange die Welt steht, haben sie keine Prüfung mehr zu bestehen. Euch Menschen aber hat Er Verstand und freien Willen gegeben, nur ein wenig unter die Engel gestellt. Deshalb aber auch hat Er eure Prüfungszeit für die ganze Lebenszeit bestimmt. Darum habt ihr ein so erhabenes Werk auszuführen. Wenn es die Christen nur recht erkennen wollten, indem ihr dasselbe zu tun habt wie die Engel. Vereinigt euch deshalb recht mit ihnen, denn wie du manchmal siehst, so ist es in Wirklichkeit. Wenn die Schriften in der Welt gelesen würden, würde die Ehrfurcht vor Gottes Majestät sehr wachsen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

886 Am 6. Dezember 1907

„Und die katholische Kirche will sich jetzt schämen, unter ihren Kindern einige zu wissen, die sich solcher inneren Offenbarungen und Mitteilungen erfreuen, wie Ich sie doch von jeher unter Meinen Kindern gepflogen habe.“

Jesus: „Ein großer Krebsschaden ist es, daß auch unter den Gelehrten und Theologen sich vieles von dem jetzigen Zeitgeist eingeschlichen hat, das nicht mehr geglaubt werde, was im Mittelalter und früher geglaubt worden ist. Man will die Dinge, die Gott in einer Seele wirkt – einige Ausnahmefälle abgerechnet –, alle als Hysterie und krankhafte Nervenzustände und dergleichen hinstellen. Das muß wieder beseitigt werden, denn das ist ja das einzige Kennzeichen, wodurch sich die wahre Kirche von anderen religiösen Genossenschaften unterscheidet; keine hat diesen Vorzug. Und wenn man es versucht, ihn nachzubilden, ist es ein Zerrbild, wie dies in letzter Zeit geschehen unter Protestanten, die sich auch solche Ausschreitungen erlaubten, daß einige sich zusammentun wie die Heilsarmee und vorgeben, vom Geiste Gottes erleuchtet zu sein. Das ist nur ein Zerrbild und Nachäffen der katholischen Kirche. Und die katholische Kirche will sich jetzt schämen, unter ihren Kindern einige zu wissen, die sich solcher inneren Offenbarungen und Mitteilungen erfreuen, wie Ich sie doch von jeher unter Meinen Kindern gepflogen habe. Dieser Strömung, diesem Krebsübel muß entgegengearbeitet werden.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

887 Weihnachten 1907

„O sagt der Welt, wie Ich sie liebe. Nein, für die Welt habe Ich nicht gebetet, aber für die Menschen, die Mein Ebenbild in sich tragen.“

Jesus: „Meine Kinder! Die Liebe drängt Mich, in eure Mitte herabzusteigen. Die Liebe drängt Mich, Mich euch mitzuteilen, denn je mehr die gottlose Welt Mich hinausstößt aus ihrem Herzen, desto mehr suche Ich Meine treuen Kinder auf, um Mich in ihnen zu erfreuen. Je mehr die gottlose Welt sich abmüht, Mein Andenken aus den Herzen Meiner Kinder zu verwischen, desto mehr sehnt Sich Mein Herz, Mich in Liebe euch mitzuteilen. Darum grüße Ich euch mit Meiner heiligen Mutter und Meinem heiligen Nährvater und mit all den lieben Heiligen, die euch vorausgeeilt sind und die Meinen Thron umstehen, mit all den lieben Engeln, besonders euren heiligen Schutzengeln.

Meine Kinder! Vergeßt alles, wie auch Ich alles vergesse, all die Unannehmlichkeiten und all die Dinge, die euch so viel zu schaffen machen. Seht, dies alles lasse Ich zu, um euch zu läutern und zu sieben, denn wo sollten die Leiden herkommen, wenn Ich es nicht zuließe. Jetzt, wo alles so weit durchgegangen ist, daß euch von außen her niemand mehr viel anficht, müßt ihr mehr geläutert werden in euch selbst. Ihr müßt, wie Ich dir letzthin schon gesagt habe, das Leben Meiner Kirche leben, und Meine Kirche hat die härtesten und größten Anfechtungen und die erdrückendsten Leiden von ihren eigenen Kindern zu ertragen, unter ihnen, die Mir zu dienen versprochen haben, ja von solchen, die sogar am Altar Tag für Tag Mein Kreuzopfer feiern, von ihnen werde Ich zermalmt, Mein Herz wird erdrückt, verwundet bis ins innerste Mark hinein. Dafür muß es Seelen geben, die Mir Abbitte und Sühne leisten. Es ist jetzt ein Jahr vorüber, wo Ich bei euch war und mit euch redete. Ich habe gesagt, daß Pater Ludwig vom Himmel aus euch beistehen werde. Ihr habt die Rede nicht verstanden. Aber seht, Meine Kinder, hier ist Pater Ludwig, Mein Diener.“

P. Ludwig (†): „Meine Schwestern, freuet euch heute abend mit mir, denn ich habe den guten Kampf gekämpft, den Glauben bewahrt und darum ist mir die Krone des Lebens zuteil geworden. Darum sage ich noch einmal, freuet euch, es ist bald vorüber. Hart war der Kampf, aber unendlich groß ist der Lohn, der mir zuteil wurde und der auch euch winkt. Danket mit mir dem Herrn, der so Großes an mir getan, der mich erwählte, Ihm in so enger Gesellschaft nachzufolgen, denn ich durfte den Weg gehen, den Er wandelte. Es wurde mir nichts erleichtert, unerbittlich streng wie mein Vorbild mußte ich den Kelch trinken bis auf die Hefe. Aber freuet euch mit mir, um so herrlicher ist jetzt mein Lohn.

Ihr werdet jetzt mehr Ruhe haben und nicht mehr so viel angefochten werden von denjenigen, die schon länger euch hätten beistehen sollen. Deshalb seid auf der Hut, daß euch nichts entgeht. Die kleinen Leiden, die euch zustoßen, schnell auffassen, schnell überwinden. Es ist ja nur, um eine kleine Überwindung und Opfer zu bringen dem Herrn, zu dem Zweck, zu welchem es euch gegeben wird. Ertraget die Gebrechen eures Alters mit Geduld und Ergebung in den göttlichen Willen, macht eure kleinen und großen Wallfahrtsgänge unbehindert. Laßt euch nicht abhalten, von keiner Witterung, von keinem Gerede der Menschen, denn ihr seid zusammengefügt, ihr sollt eins sein, eins in euren Gebeten, Leiden und Opfern. Ihr sollt beten in erster Linie für die Priester. Eure Aufgabe soll es sein, bis zu eurem Tod die Priester zu unterstützen, nicht nur durch Gaben, sondern am meisten noch durch das Gebet, durch Leiden und durch all die kleinen Abtötungen, die euch dadurch zuteil werden, wenn euch dieses Leben härter vorkommt. Dies sollen die Bußübungen sein auf den Wallfahrtsgängen, bei Hitze und Kälte, bei Regen und Sonnenschein. Betet um feurige Priester!“

Jesus: „Welchen Schaden fügen sich jene Priester zu, die nicht glauben, daß Ich so gut bin. Aber werdet nicht irre! Ich mußte mit Meinen Aposteln zufrieden sein, die immer noch zweifelten, während sie Meine Wunder sahen, nicht zu schweigen von den vielen Tausenden Menschen, die Mich gesehen und doch nicht glaubten. Sie konnten nicht glauben, daß ein Gott so gut sein kann. Ich muß auch mit denjenigen Geduld haben – auch wenn sie Priester sind –, die nicht glauben, daß Ich so gut bin.

(Mit ungemein zärtlichem Tone:) Aber bin Ich nicht töricht gut? (Noch zärtlicher und eindringlicher:) Sagt, Meine Kinder, bin Ich nicht töricht gut? Ich habe gesagt, als Ich von Meinen Lieben Abschied nehmen sollte: ‚Sehnlichst hat es Mich verlangt, dieses Mahl mit euch zu essen, bevor Ich Abschied nehme.‘ Ich konnte Mich nicht trennen. (Und noch liebevoller:) Die Liebe, die Liebe hat Mich gebannt, die Liebe hat Mich zu eurem Gefangenen gemacht, die Liebe ist es, die Mich heute abend wieder zu euch bringt. (Sehnsüchtig:) O liebt Mich doch, ihr Menschen! Die Liebe hat euch erschaffen, die Liebe hat sich in euch vervielfältigt. O kommt zu Meinem Herzen. O kommt alle, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken. Nehmt Mein Joch auf euch, denn Mein Joch ist süß und Meine Bürde leicht. O kommt, Ich will euch in Meine Arme schließen.

Ihr, Meine Kinder, leistet Mir Ersatz und Sühne für die untreuen Kinder. O seht, wie Ich sie liebe, um ihretwillen komme Ich zu euch! O sagt der Welt, wie Ich sie liebe. Nein, für die Welt habe Ich nicht gebetet, aber für die Menschen, die Mein Ebenbild in sich tragen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

888 Brief Barbara an Bischof v. 10. Februar 1908

An den hochwürdigsten Herrn Bischof.

„Ich appelliere an Sie als Oberhirten der Diözese Mainz. Ihnen gelten vor allem die Worte des Völkerapostels Paulus: „Prüfet die Geister!“

Nachdem der gütige und barmherzige Gott, der wacht über Seine bedrängten Kinder, mir genaue Erkenntnis gestattet, daß auch Sie sich dem Urteil Ihrer hochwürdigsten Herren Vorgänger angeschlossen und alles, was in meinen Schriften niedergelegt ist, als Ausgeburt einer hysterischen Krankheit verworfen haben, erlaube ich mir, Ihnen hier die Proteste vorzulegen, die mein hochwürdiger Herr Seelenführer seinerzeit dem Bischöflichen Ordinariat zustellte, die aber der verstorbene Generalvikar Herr Dr. N. nicht in die Hände des damaligen nun in Gott ruhenden Herrn Bischofs Haffner gelangen ließ, sondern zurücksandte an den Provinzial der Kapuziner und durch diesen an Herrn Pater Ludwig mit dem Bemerken, er wolle seinen Bischof nicht zum Zorne reizen, denn die Sache sei abgetan.

Derjenige, der mir die Worte in die Feder diktiert, sei gepriesen, immer und ewig. Herr Generalvikar und Pater Ludwig, beider Glaube ist nun in Schauen verwandelt.

Wohl weiß ich, daß der Ausspruch ‚hysterisch‘ alle entschuldigt, die der Sache fernstehen, nicht aber die, welche Gott näher dazugestellt. So viele Bücher zu diktieren, wo alles, wenn auch in ungebildeter Sprache, wie Herr Dr. Müller seinerzeit sagte, Hand und Fuß hat, kann nur das Werk eines großen Geistes sein, der Sich in diesem unscheinbaren Werkzeug verbarg. Jetzt, wo ich ganz allein stehe, wo ich selbst an denen mich getäuscht finde, auf die ich seither noch mein Vertrauen gesetzt hatte, wende ich mich an Den, Der so viele Jahre im Gebet Sich mir mitteilte und rufe aus tiefster Seele: ‚O Herr, rette die Ehre Deines treuen Dieners, denn er ist allein, der die Kelter trat, der untersuchte und prüfte und seine Überzeugung mit seinem Leben bekräftigte!‘ (Bitte lesen Sie den Brief zum Protest vom 4. August 1902, wo der Selige schließt mit den prophetischen Worten: ‚Ein solcher muß sich bereitfinden lassen, ein Opfer seiner Überzeugung zu werden.‘) Freilich ist hier die richtige Lösung eine heikle Sache, aber nur für den, der sich in seiner Entscheidung von ganz menschlichen Rücksichten leiten läßt, für einen gläubigen Christen aber nicht.

War es auch Hysterie, die mich im Jahre 1879 bei so strenger Kälte alle Woche zweimal den ganzen Winter nachts um ein Uhr aus dem Bette trieb und zehn Stunden – hin und zurück – zu Fuß machen ließ bei einem Stück Schwarzbrot, um eine heilige Kommunion empfangen zu können, weil unser Herr Pfarrer nicht zuließ, daß die öftere Kommunion eingeführt werde in seiner Pfarrei?

Was ist leichter, sich allen Verdemütigungen preiszugeben oder den erkannten Willen Gottes zu verschweigen aus Menschenfurcht, damit ich keine Widersprüche zu erdulden brauchte? Welcher Soldat macht seinem König mehr Ehre? Derjenige, der Farbe bekennt, oder der, wenn er eine Gefahr wittert, sich gleich hinter die Schanze verbirgt? Der heilige Ignatius von Loyola ließ sich verspotten von seinen Vorgesetzten und von seinesgleichen, als sich ihm aber andere angeschlossen hatten und er allen zum Gespötte Spießruten laufen sollte, wo seine Anhänger an ihm großes Ärgernis hätten nehmen können, beklagte er sich bei dem Vorgesetzten. Dieser aber sah ein, daß Ignatius aus höheren Beweggründen handelte und stellte ihn, anstatt zu strafen, den Schülern als Muster hin.

Ich frage noch, wie reimt es sich zusammen: ‚B.W. ist eine durchaus brave Person, der jede Absicht, andere zu täuschen, fernliegt, aber daß sie vorgibt, der Heiland, die Mutter Gottes und dergleichen redeten in innigem Gebetsverkehr – Ekstase – mit ihr, ist weiter nichts als hysterische Krankheit.‘ Das kann man erwarten von einem ungläubigen Arzt, der aller Kenntnis seiner heiligen Religion bar ist, aber von katholischen Priestern, die das geheimnisvolle Seelenleben zwischen Christus, dem Haupt, und seinen lebendigen Gliedern verstehen und begreifen sollten und es von der Kanzel herab lehren, könnte diese fortgesetzte Fremdtuerei bei frommen Christen großen Anstoß erregen.

Ich stehe nicht mehr allein. Viele haben sich angeschlossen und alle, die sich angeschlossen in aller Herren Länder, sind jene, die am eifrigsten ihre Priester unterstützen durch Gebet und Opfergaben. Diese alle sind erschüttert. Solange mir Briefe zugingen, wo Verzweifelte und Bedrängte aller Art einen guten Rat, ein Wort des Trostes verlangten, gedachte ich, ein Werk der Barmherzigkeit zu üben, und man gab mir ja auch die Erlaubnis dazu. Aber jetzt, wo von allen Seiten schon Anfragen kommen, daß ihnen von berufener Seite gesagt sei, der Mainzer Bischof habe nochmals untersucht und verworfen, wie seine Vorgänger auch, ließ ich alles auf sich beruhen. Ein treues Priesterherz hat die Kritik gemordet, aber derselbe hat noch drei Schwestern im Dienst der Kirche. In welcher unaussprechlichen Angst diese sich abhärmen um ihre Schwester Luise, weil diese zu mir steht, das beweisen ihre Briefe. Für diese möchte ich einstehen. Ich möchte darum bitten, doch mich einmal auszufragen, ob ein Ungehorsam vorliegt. Ich will dann mich genau erklären. Auf dem Papier kann man Beichtgeheimnisse nicht auskramen. Zum Aufschreiben forderte hochwürdiger Herr Pater Ludwig seine Schwester auf, als er sich überzeugt hatte, und der hochselige Herr Bischof Haffner erlaubte es zu vervielfältigen und nach außen hin durfte es verbreitet werden. Nur hier in der Stadt, sagte er, da seid vorsichtig.

Was würde das Domkapitel dazu sagen? Also die Menschenfurcht! Wäre damals schon anders gehandelt worden, wie die kirchlichen Vorgesetzten bei der Gräfin von Droste-Vischering, die dasselbe Leiden hatte, hätten sich gewiß manche Verantwortungen nicht eingestellt. Die Anforderungen, die hier an einen gläubigen Christen gestellt werden, können ihn um seinen Verstand oder um seinen Glauben, und wenn beides nicht, ihn um sein Leben bringen.

Bitte diese Zeilen dem Bischöflichen Offizialat vorzulegen. Die Gerechtigkeit verlangt es, daß ein Verurteilter wenigstens einen Protest einlegen darf, besonders da, wo Grund vorliegt, daß der Verurteilte ganz einseitig abgeurteilt wurde. In der zuversichtlichen Hoffnung, daß ein katholischer Bischof Vater und Hirte der Armen und Unterdrückten ist, schließe ich. Ich glaube, was meine heilige katholische Kirche lehrt, und lebe und handle danach. Ich erinnere mich nicht, je ungehorsam gegen Sie gewesen zu sein. Und wenn man mir sagt: ‚Wenn es der Heiland ist, soll Er Sich durchdrücken‘, dann erkenne man aber auch Seine Rechte an, wenn wir sehen, daß Er es tut. Bitte gütigst, diese vier Proteste von Herrn Pater Ludwig doch zu den Akten zu legen, die meine Verurteilung enthalten, da ich sonst keinen einzigen Zeugen dort habe. Dies verlangt die Gerechtigkeit. Ich habe auch Menschenrechte. Und wenn mein hochwürdiger Herr Seelenführer kein Mitleid verdient, daß er sein Leben in die Schanze schlug für seinen Glauben, und auch ich nicht, dann haben wir aber noch Angehörige, die alle rechtschaffene Menschen sind und die Schmach hart fühlen müssen.

gez. Barbara Weigand“

Inhaltsverzeichnis Band 6

889 Nach dem großen Sturm am 14. Februar 1908

„Daß noch kein Erlaß eines Papstes von solcher Wichtigkeit und Tragweite gewesen ist, seitdem Ich auf der Welt war, wie die Enzyklika über den Modernismus.“

Jesus: „Rafft euch jetzt wieder auf, daß ihr nicht in euren Gebeten zu viel gestört seid, denn das, was geschehen ist, geschah nur, weil Ich es zuließ und herbeiführte, weil Ich nicht will, daß die Worte, die Ich mit dir gesprochen, im Sand verlaufen sollen und Mein Werk eingeschläfert werde. Die Kirche von Mainz soll an dir sehen, wie man einstehen soll für die Rechte der Kirche und für die Überzeugung seines heiligen Glaubens. Du mußt ihnen immer wieder einen Anstoß geben. Das will Ich vor allem der Welt zu wissen tun, daß noch kein Erlaß eines Papstes von solcher Wichtigkeit und Tragweite gewesen ist, seitdem Ich auf der Welt war, wie die Enzyklika über den Modernismus. In den neunzehnhundert Jahren ist kein ähnlicher ergangen wie dieser, denn noch nie war Meine Kirche in solcher Gefahr wie jetzt, und vieles trägt die Schuld daran; das Priestertum, weil sie sich in allem den Weltgrundsätzen anpassen wollen. Der Weltgeist ist zu weit vorgedrungen.

Schon lange habe Ich dir gesagt, die Schäden in der Kirche müssen wieder ausgemerzt werden, welche die Welt hineingeschlichen hat. Darum sollen vor allem die Priester sich die Enzyklika merken, die Schriftsteller, die mit euch in Verbindung stehen, daß sie kein größeres Werk tun können, als sich auf die Seite des Papstes zu stellen und die Wahrheit aufzudecken und gegen den Modernismus anzukämpfen. Ich ließ den Sturm auch deshalb vorkommen, damit die Proteste von Pater Ludwig an den Bischof kommen. Ihr könnt dabei viel verdienen und andere können dabei lernen, wie man – wenn man auf der Seite der Wahrheit steht, seine Sache auch verteidigen müsse, ohne Scheu und Menschenfurcht.“

Jesus am 16. Februar 1908: „Geht jetzt wieder über alles hinweg und gehet in Meinen Interessen, suchet Mich zu lieben und euch loszumachen von allem, denn wenn man so geängstigt ist, kann man in Meine Interessen nicht so sehr eingehen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

890 Am 21. Februar 1908

„Und daß es so wenige verstehen wollen, kommt daher, weil alle in sich selbst anfangen müßten, ein tieflebendiges Glaubensleben zu führen, und das wollen sie nicht.

Barbara: Der Herr ließ mich heute wieder nach so harten, schweren Tagen ausruhen an Seinem Herzen. Gepriesen sei Sein heiliger Name, immer und ewig. Heute ist schon der sechste Tag einer Novene, die ich mit aller Innigkeit – soweit es uns in unserer Armseligkeit möglich ist – halte, wo ich den Herrn bestürme, mir doch einen erleuchteten Priester zuzusenden, mit dem ich mich einmal über meine Seelenangelegenheiten besprechen könnte. Ich dachte mir dabei, der Herr werde meinen Herrn Beichtvater erleuchten, daß er sich einmal herabließe, mir einen Trost zu bringen in meiner seither so bedrängten Lage. Als ich kommuniziert hatte, fühlte ich augenscheinlich die Nähe Gottes.

„O Gott! Könnte ich doch alle jene, die vorgeben, gute, gläubige Christen zu sein, besonders jene, die Du gesetzt hast, andere zu leiten, nur einen Augenblick hineinversetzen in den glückseligen Zustand einer ‚hysterischen‘ Krankheit, wie ich sie in solchen Augenblicken habe. Ich glaube, alle, die mich als solche verurteilten, würden sich dem Urteil eines ungläubigen Arztes nicht mehr anschließen. In herzlicher Vertraulichkeit ließ der Herr meine Seele eine ganze Stunde, der Welt entrückt, in Seiner süßen Gegenwart ausruhen und erklärte mir, warum so wenig Menschen, auch unter denen, die Ihm geweiht, Seine Liebe und Seine Sprache verstehen. Weil nämlich so wenige hinabsteigen wollen in die Tiefe der Verdemütigungen, in die Er habe hinabsteigen müssen.“

Jesus: „Du aber gabst Mir deine Einwilligung zu dieser Verdemütigung. Darum koste und verstehe, wie gut Ich bin. Und alle, die teilnehmen an deiner Erniedrigung, sollen auch teilnehmen an den Tröstungen, die Ich der Menschheit durch dich zukommen lasse. Ich will dir zur Ergänzung dessen, was Ich mit dir rede, Meinen Diener Pater Ludwig senden.“

Barbara: Bei diesen Worten zog Sich der Herr zurück, und, wie aus einem Gemach hervortretend, kam Pater Ludwig auf mich zu. Wenn unsere heilige katholische Kirche nicht irren und nicht fehlen kann, dann glaubt mir, ihr alle, die ihr dieses leset, denn sie lehrt uns, daß wir in einer Gemeinschaft leben mit den Heiligen, die vor uns gelebt haben. Ich dachte nicht daran, daß ich eine Novene halte und den Herrn die ganze Woche schon bestürmt habe, mir einen Priester zu senden, der mir Licht und Trost brächte in meiner großen Betrübnis. Als aber Pater Ludwig verschwand, erkannte ich erst, daß dieser der mir von Gott gesandte Priester sei, der mir das Dunkel meines Herzens, die Zweifel und Ängste beseitigen sollte. Seine Erscheinung war so voller Hoheit und Würde und so eindringlich seine Worte, daß sie meiner Seele wie eingedrückt sind.

P. Ludwig (†): „Beunruhige dich nicht, daß auch dieser letzte Bischof sich anschließt an seine beiden Vorgänger und dich so als hysterisch hinstellt. Im Beichtstuhl sei ganz ruhig und frage nichts mehr. Beichte deine Sünden und überlasse alles andere deinem Gott. Denn was der Herr bezwecken will durch die Belehrungen, die Er gibt, ist nicht das Werk der Selbstheiligung für eine einzige Seele, sondern es umfaßt die ganze katholische Welt. Und daß es so wenige verstehen wollen, kommt daher, weil alle in sich selbst anfangen müßten, ein tieflebendiges Glaubensleben zu führen, und das wollen sie nicht. Glaube nur nicht, daß es so bleibt, wie es deine Vorgesetzten gemacht haben. Die großen Werke Gottes muß man daran erkennen, wenn ihr Weg über den Kalvarienberg führt.

Ihr habt jetzt zu tun, was an euch liegt, eure Selbstheiligung recht zu fördern. Sobald die Sonne ihre Strahlen wieder milder herabsendet und die Erde trocken wird, dann macht eure Wallfahrten und lobet euren Schöpfer in Vereinigung mit den unvernünftigen Geschöpfen für alle die, welche ihren Schöpfer nicht mehr loben, die Er doch mit Vernunft begabt hat. Und als dein Seelenführer sage ich dir, daß du die Worte aufschreibst, die der Herr mit dir spricht, und du darfst sie auch unter deinen treuen Freunden lesen lassen. Denn solange der Bischof von Mainz und das Domkapitel sich nicht ausgesprochen haben, daß ein anderer Geist als der Geist Gottes in deinen Schriften obwalte, und dir nicht verbietet zu hören auf die Stimme, die in dir spricht, hast du zu tun, was ich dir angegeben, und sage meinen Schwestern: Glückselig preise ich den Augenblick, wo ich dich kennengelernt.

Nicht das gottgeweihte Leben, nicht die Regel und nicht die Klosterzelle machen uns heilig, denn dabei hat der Mensch mancherlei Vorrechte vor seinen Mitmenschen. (Eine Ordensperson weiß ganz gut, daß sie von Gott bevorzugt ist und deshalb auch von ihren Mitmenschen bevorzugt sein muß, und darin liegt für viele Ordenspersonen und Priester ein großer Stolz, wenn auch nicht absichtlich, man weiß es selbst nicht.) Auf dieses Vorrecht bildet er sich etwas ein, und dazu glaubt der Mensch wirklich auch berechtigt zu sein, weil er sich von seinen Mitmenschen abgesondert hat, um Gott besser zu dienen. Wie oft aber zerfrißt der Stolz das ganze Tugendgebäude eines solchen Gottgeweihten, Gelehrten oder Ordensperson. Wem aber die Gnade zuteil wird, erniedrigt zu werden bis auf die Stufe, auf der sein Herr und Meister stehen mußte, der ist sicher, daß alle Schlacken, die sich an seiner armseligen Natur angesetzt haben, abgestreift sind. Und damit auch du erkennen mögest, wie wahr es ist, was ich dir hier sage, so komme, ich will dir den Ort zeigen, in den mich meine Erniedrigung auf Erden befördert hat.“

Barbara: Pater Ludwig wandte sich um, und ich sah meine Seele wie ein Kind ihm folgen. Es öffnete sich wieder, wie ich ihn auch kommen sah, eine Spalte, und ich durfte von ferne hineinsehen. Pater Ludwig war unter den Seligen verschwunden. Die Seligkeit, die dieser Augenblick mir gewährt, war so groß, daß ich nur Tränen habe. Tränen des Dankes, der Wonne und der Glückseligkeit. Zwar schaute mein Geistesauge nur einen Strahl, einen Widerschein, denn herrlicher als alle Farben, die man sich nur ausmalen kann, strahlte es mir entgegen. Auf Violettblau war ein Silberglanz ausgebreitet und darunter andere herrliche Farben. Es dauerte nur einen Augenblick, und ich bin so überglücklich. Wie groß muß daher das Entzücken derjenigen sein, deren Anteil dieser glückselige Ort ist auf immer und ewig.

Inhaltsverzeichnis Band 6

891 Am 26. Februar 1908

„Verkostet jetzt die Früchte des Kreuzes, schlagt den Kern auf, wie süß er ist. Kämpft alle Bitterkeit nieder. Ich will freudige Geber.“

Jesus: „Für was braucht ihr Aufklärung und Recht zu sehen? Ihr wißt, daß ihr im Rechte seid. Die Priester sind wie die ganze Welt. Weil sie alles zerschneiden wollen, darum können sie nichts mehr glauben. Seht doch auf Mein Leben, ob Ich etwa Früchte gesehen von Meinem Leben, und wie dunkel führte ich Meinen Nährvater, den heiligen Josef. Wohl starb er in den Händen Meiner heiligen Mutter, aber er mußte sterben wie ein gewöhnlicher Mensch und Ich gab ihm nicht mehr Aufklärung als euch. Sein ganzes Leben verfloß im Dunkeln. Das ist euer Verdienst, der dunkle Glaube. Ich habe immer gesagt, daß eure Familie zum Vorbild hingestellt werden soll, das geht aber nicht anders als durch Leiden. Verkostet jetzt die Früchte des Kreuzes, schlagt den Kern auf, wie süß er ist. Kämpft alle Bitterkeit nieder. Ich will freudige Geber.

Was Ich jetzt von euch verlange, ist nicht mehr, als alles ruhig hinzunehmen. Jetzt ist die Zeit gekommen, wo du am Kreuze hängst. Dadurch, daß die Schriften verbreitet sind und unter den Christen und frommen Priestern gekannt und bestaunt werden, jetzt aber durch die Schmach und Verachtung bedeckt sind, ist der Zeitpunkt gekommen, wo du der ganzen Welt zum Schauspiele hängst und am Kreuze sterben mußt, gerade so wie es Mir ergangen ist. Als Ich am Kreuze hing, war alles aus.

So ist es jetzt, wo sich viele kopfschüttelnd sagen, ja, wenn die Priester die Schriften nicht annehmen, kann es auch keine echte Gottesliebe und kein Geist Gottes sein, der sie diktierte. Hänge jetzt ruhig die drei Stunden am Kreuz, bis Ich es wieder anders mache. Und zur Entschädigung dafür, und damit du es tragen kannst, komme jetzt in Mein Herz. Ich will dich entschädigen.“

Barbara durfte dann eine große Wonne im Herzen Jesu kosten.

Jesus: „Weißt du, jetzt ist die Zeit erfüllt, was Ich dir in den ersten Tagen, wo du im Elisabethenhaus weiltest, gezeigt habe, daß du von Meiner Kirche mit dem Ecce-homo-Mantel bekleidet werdest. Jetzt ist es erfüllt. Aber hier stehst du nicht mehr als Ecce homo, sondern als Meine Braut, die mit Mir das Reich teilt. Jetzt herrsche mit Mir über deine Leidenschaften. Triumphiere jetzt über dich selbst, über deine bösen Neigungen. Was du bis jetzt nicht gekonnt, wirst du nunmehr können, daß du so ruhig stehst in der größten Schmach, als wenn du jetzt in der ganzen Welt anerkannt wärest und von Meiner Kirche angestaunt und beglückwünscht würdest.

Deinen Seelenführer gebe Ich dir in allen Nöten zur Seite. Ich will dir jetzt zeigen, wie du ihn einmal gesehen hast, ehe das alles anfing, die Verachtung deiner Vorgesetzten, da zeigte Ich ihn dir in der Gestalt eines Bischofs. Nicht das Geringste, was Ich dir gezeigt, ist umsonst, aber ihr Menschen versteht es nicht und nicht eher, bis die Zeit erfüllt ist und Ich es klarmache. Die außergewöhnliche Stellung war die, welche er sich erobern mußte, indem Ich es ihm übertrug, dein Seelenführer zu sein. Und den Stab, den er damals in der Hand hatte, den siehst du jetzt als einen ganz anderen Stab, als ein Szepter; das ist die Gewalt, die er besitzt. Er siegte über alle seine Feinde und triumphiert durch die ganze Ewigkeit mit Mir in der höchsten Ehre und Glorie.

Du siehst, daß er eine dreifache Krone trägt. Damals glaubtest du, eine Bischofsmitra zu sehen. Jetzt siehst du klar. Die dreifache Krone mußte er sich erst verdienen. Die erste Krone mußte er sich verdienen durch seine Jungfräulichkeit und seinen tieflebendigen Glauben; die zweite Krone erwarb er sich, weil er als Ordensmann und Priester so viele in der Gerechtigkeit unterwiesen und die dritte Krone ist die des Martyriums, weil er sich selbst und seine ganzen inneren und äußeren Seelenkräfte, seinen Willen und Verstand und alles, was Ich dem Menschen gebe, hat hinopfern müssen um des Werkes willen. Er hat eine Marter durchgemacht, durch die er den heiligen Märtyrern in nichts nachsteht. So oft du in Not bist, rufe ihn an, und wenn er auch nicht immer und zu jeder Zeit deine Bitten sogleich gewährt und etwas zögert, zur rechten Zeit schicke Ich ihn dir immer wieder zu.“

Barbara: Ich sah Pater Ludwig in solcher Majestät, wie es nur im Himmel möglich sein kann. Er war so liebenswürdig und zeigte mir alles, was ich verdient habe, und sagte:

P. Ludwig (†): „Deine zwei Mitschwestern, die so innig Anteil an den Leiden und Schmerzen getragen haben, stehen in demselben Rang wie du. Ihr habt nur noch die Schmach zu tragen und zu sagen: Gut, ich bin die Schwindlerin, denn es ist jetzt in der ganzen Welt ein Staunen. Die gläubigen Christen haben alles gut aufgenommen und gute Entschlüsse gefaßt, sich aufgerafft und hingeopfert und große Opfer gebracht, und das Gerede, welches jetzt überall hinkommt, daß alles nichts sei, entsetzt sie, daß sie sich sagen, so ist man auch hier wieder getäuscht. So seid ihr jetzt ganz und gar vernichtet und euer Andenken geht in Verachtung über. Das wird euch alles so angerechnet, als hättet ihr die ganze Welt bekehrt.

Sage N. und N., es ginge einmal nicht anders als wie durch Verachtung und Verdemütigung und Kreuz. Wer hoch hinauf will, muß erst tief hinunter. Ihr aber sollt euch um so inniger vereinigen und vereinigt bleiben. Der Geist des Gehorsams muß das ganze Werk krönen.“

Jesus: „Ich habe es so gefügt, daß Gelehrte dazu kamen, damit ihr wißt, daß Ich es bin. Laßt nun alles begraben, bis die Zeit gekommen ist, wo Ich will, daß es wieder auferstehe. Gebt den letzten Rest eurer Ehre her. Der Baum des Liebesbundes mit seinen Ästen ist jetzt fertig. Pater Ludwig war der Hintergrund, und ihr sollt jetzt die Fortsetzung machen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

892 Am 16. und 18. März 1908

„Du bist auf Erden, um Gott zu erkennen, Ihn zu lieben und Ihm zu dienen.“

Barbara: „Soll ich noch eine Wallfahrt machen oder ist nicht alles umsonst, und ist es nicht besser, sich wie andere um zeitliche Dinge zu kümmern, wie die Verwandten es von uns wünschen?“

Als ich von der heiligen Kommunion zurückkam, hörte ich die Stimme des Herrn:

Jesus: „Jetzt bin Ich es, der in dir redet. Das lehrt die Kirche, und Ich habe es gesagt. Jetzt kannst du nicht getäuscht sein und brauchst nicht zu denken, daß du redest. Sage mir, was steht auf der ersten Seite des Katechismus? Wozu bist du auf Erden?“

Barbara: „Ich bin auf Erden, um Gott zu erkennen, Ihn zu lieben und Ihm zu dienen.“

Jesus: „Diese Worte betreffen alle Menschen, aber am allermeisten eine Jungfrau, die sich Mir angetraut, und die den Entschluß hat, für Mich zu leben. Keine Jungfrau ist verpflichtet, für die Hinterbliebenen zu sorgen. Diese hat das Wort des Herrn zu erfüllen: Eine Jungfrau sorgt für das, was des Herrn ist. Sie hat nur für ihre Seele zu sorgen. Die Eheleute aber, die deswegen in den Ehestand getreten sind, um Kinder zu gewinnen, haben auch die Pflicht, für die Kinder zu sorgen und tun es auch gemäß dem Trieb, den Ich in sie hineingelegt. Ganz anders ist es bei den Jungfrauen, wenn sie auch verpflichtet sind, solange sie leben, zu sorgen, daß sie der Welt nicht zum Gespött und zur Last fallen, aber nicht mehr.

Ihnen habe Ich das Recht eingeräumt, daß sie suchen, Mich zu lieben für diejenigen, die Mich nicht lieben. Erinnert euch nur an Meine heiligen Eltern und Mich, sie haben gearbeitet und ihr Brot verdient, um sich in Ehren durchzuschlagen, aber nirgends könnt ihr lesen, daß sie gesorgt haben für die Nachwelt, für andere, denn mit Meinem Tod war alles für sie abgeschlossen und für die Nachwelt. Von da ab ist auch alles abgeschlossen für jeden Menschen mit den Worten: Du bist auf Erden, um Gott zu erkennen, Ihn zu lieben und Ihm zu dienen.“

Barbara bei der Wallfahrt nach Marienborn am 18. März 1908: Bei dem Scheideweg, wo das Gnadenbild der Mutter vom Guten Rat geruht, welches vom Heiligen Vater der Kirche von Marienborn geschenkt und in feierlicher Prozession von Mainz dorthin gebracht worden, sah ich eine große Schar Engel und Heilige uns entgegenkommen, und die liebe Mutter Gottes segnete jede von uns, und den zwei Klosterkandidatinnen, welche dabei waren, hielt sie jeder eine Krone hin.

Inhaltsverzeichnis Band 6

893 Am 19. März 1908

Barbara: Der heilige Josef war in einem Lichtglanz. Es muß der Himmel gewesen sein. Er war so lieb und freundlich und sagte:

Josef: „Laßt euch nicht irremachen von all den Widerwärtigkeiten, denn es gibt keinen anderen Weg zum Himmel, als den ihr geht. Geht ruhig weiter, nicht nach rechts und nicht nach links schauend. Und wenn ihr in Nöten seid, ruft mich nur an; ich werde euch beistehen. Wenn auch die Kirche euch das Tor verschließt (ich sah ein großes Tor, wo die Priester als Wächter davorstanden), wißt, ich habe noch ein Hinterpförtchen, das kleine Tor, da ziehe ich die Seelen mit dem Seil hinauf, durch Demut und durch das Vertrauen. Wer da hinaufgezogen wird, kommt noch schneller an als durch die große Pforte. Da muß er sich erst durchdrücken, und an dieser kleinen Pforte wird er direkt vor Gott gebracht.“

Barbara: Da kam plötzlich Pater Ludwig von hinten her und schaute dem heiligen Josef über die Schulter, als ob er unser Gespräch ablauschen wollte. Ich erschrak, und er trat nahe neben den heiligen Josef und sagte zu ihm:

P. Ludwig (†): „Du bist verwundert und erstaunt, aber wisse, daß heute mein Namenstag ist. Ich feiere zweimal Namenstag, den heutigen und meines Ordenspatrons.

Sage doch Luise, sie solle ihren Schwestern sagen, sie möchten doch alle Tage Gott danken, daß Er ihnen ein Mittel in die Hand gelegt, wodurch sie die Heiligkeit erlangen können, die ich bereits erlangt habe, denn ich bin ein Heiliger und genieße eine Seligkeit wie die größten Heiligen. Aber glaube nicht, daß ich nicht gelitten hätte. Weil Gott sah, daß meine Kräfte zu Ende waren und ich den Kampf nicht mehr hätte durchführen können, ohne mutlos zu werden – die viele Kritik –, ohne mich beeinflussen zu lassen, hat Er mich, als ich noch im festen Glauben war, daß es Gott sei und ohne Zweifel glaubte, zu einem Kind gemacht, denn mein Glaube hätte doch durch die fortgesetzten Beschimpfungen Schaden gelitten. Das sah Gott voraus und machte es so, damit ich auch wirklich die Stufe erreiche. Dich haben die Vorgesetzten als Narr beiseite geschoben, und ich mußte in diesen Zustand eines Kindes verfallen, weil ich der Hintergrund sein mußte. Aber fürchtet nicht, von euch verlangt Gott das nicht, das mußte ich nur leiden, weil ich der Hintergrund war.

In heutiger Zeit haben die Menschen nicht mehr die Kräfte, die außergewöhnlichen Bußübungen zu tun, um Heilige werden zu können, und täten es auch nicht mehr.

Aber etwas Außergewöhnliches muß der Mensch tun. Darum danket Gott, daß Er euch die Mittel dazu in die Hand gelegt hat und ihr sie nicht zu suchen braucht. Die gewöhnlichen Christen, welche die Gebote Gottes und der Kirche halten, kommen in den Himmel, aber wer eine höhere Glorie erreichen will, der muß mehr tun.

Sie sollten sich nur immer daran erinnern, wie dir Gott auch gezeigt, mich auf einem Felsen im Meer stehend, und wie meine fünf Geschwister auf mich zuschwommen. Der Fels war mein lebendiger Glaube und das Werk, das Gott mir auftrug. Ihr müßt in allen Lagen festhalten an das, was ihr von mir wißt, und innerlich sagen, ich glaube, weil ihr sonst nicht den Grad erlangt, den ihr erlangen sollt dadurch, daß ihr die Verdemütigungen erleidet von mir, weil ich so gestorben bin und weil man mich und Luise für Simpel hält, daß sie glauben. Haltet fest, es gibt keinen anderen Weg.“

Im Hochamt auf St. Josef bei der heiligen Wandlung reichten viele Engel dem heiligen Josef Zettel hin, und er reichte sie wieder seinem lieben Sohn. Auf einmal kam ein Zettel, und der war mit Gold geschrieben. Er sagte:

Josef: „Das darfst du nicht sagen, was ich dir gesagt habe, aber mache dir einen Gedenkzettel: Denke an den St.-Josefs-Tag 1908! Ihr habt jetzt wenig Trost mehr, weil ihr verdienen und leiden sollt. Ihr wißt, daß ihr auf dem Kreuzweg seid. Später wird alles angestaunt werden. Der Herr wird Seine Sache doch durchführen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

894 Am 25. März 1908

„Der tieflebendige Glaube ist das höchste Verdienst eurer Zeit, der alles andere ersetzt, so daß Ich von euch nichts anderes verlange.“

Barbara durfte am Herzen Jesu ruhen.

Jesus: „Sage deinen beiden Freundinnen und allen, die dir treu bleiben, daß sie dasselbe Verdienst haben wie du, wenn sie standhalten. Von Zeit zu Zeit, an einem Festtage, wirst du Mich immer wieder finden, dann aber, den folgenden Tag, bist du immer wieder der alte Mensch. Wenn du auch wieder in Fehler fällst durch die vielen Widerwärtigkeiten, dies alles gehört dazu. Ihr sollt leiden und verdienen; darum muß Ich Leiden herbeiführen. Du brauchst keinen Seelenführer.

(Überaus lieb:) Ich bin noch ein so zärtlich liebender Bräutigam wie früher. Alle, die jetzt standhalten, verdienen sich viel für die Ewigkeit. Es kommt auch wieder anders.

Deiner Schwester passiert nichts auf der Reise. Es gibt zwar Unannehmlichkeiten genug, aber die Freude und Gnade wird alles das aufwiegen. An euch ist es nicht, die Früchte einzuernten; ihr habt nur auszusäen, das übrige geht euch nichts an. Ich bin euch so dankbar, weil ihr ausgehalten, und alle die Fehler, ausgenommen wenn Uneinigkeit entsteht, rechne Ich euch nicht an.

Wenn N. Elefanten aus deinen Fehlern macht, so sehe Ich nur auf das Herz. Der tieflebendige Glaube ist das höchste Verdienst eurer Zeit, der alles andere ersetzt, so daß Ich von euch nichts anderes verlange, weil selbst die besten Christen und Meine Priester, die noch am ersten glauben sollten, an übernatürliche Dinge nicht mehr glauben können. Darum ist es für diejenigen, die glauben, ein so hoher Lohn, trotz allem zu glauben. Es wird auch noch anders. Ihr werdet in der Ewigkeit sehen, wie viel ihr erlangt habt. Früher mußte Ich euch zwei- bis dreimal in der Woche Tröstungen zukommen lassen, damit ihr aushieltet. Jetzt ist das Werk fertig, und wenn Ich auch nicht mehr so oft komme, so sollt ihr jetzt verdienen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

895 Mission in St. Stephan und Osternacht 1908

Barbara in St. Stephan: Beim letzten Segen kam ein Engel, der eine mächtige, goldene Krone brachte, mit Edelsteinen geziert, und setzte sie auf den Altar. Es wurde mir gesagt, das wären die Herzen der Menschen und die guten Entschlüsse zu einem neuen Leben. Es füllte sich der ganze obere Raum der Kirche mit Seligen, die mitfeiern durften. Es waren Selige, die sich in dieser Kirche geheiligt hatten. Auch sah ich, daß alle Armen Seelen des Fegefeuers große Linderung hatten.

In der Osternacht 1908 sang Barbara: „Hochpreiset meine Seele den Herrn“, und dann „Alleluja“ und danach „O Christen jauchzt und triumphiert ...“

„O was für eine Freude! Ach wie unendlich glücklich hast Du mich gemacht, mein liebster Jesus, Bräutigam unserer Seelen. O wie wahr ist alles. O könnten doch alle Menschen sehen, wie gut Du bist. O welch großer Schaden für diejenigen, die nicht glauben, daß Du so gut bist. O mein Jesus, ich kann das Glück nicht aussprechen. O Jesus, wie unendlich gut bist Du, zwischen mir und Dir ist kein Riegel, keine Tür, kein Beichtvater.“

Ich sah, wie aus dem Herzen Jesu Strahlen ausgingen und in diesen Strahlen waren mit goldenen Buchstaben geschrieben die Namen aller derjenigen Orte und Menschen, die dem Werke treugeblieben. Der Herr tauschte so Seine Liebe aus mit allen Getreuen.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

896 Brief Barbara an Bischof vom 19. April 1908

An den Hochwürdigsten Herrn Bischof.

„Verzeihen Sie, daß ich immer wieder komme, Sie zu belästigen. Solange ich niemand anders zum eigentlichen Seelenführer habe, was übernatürliche Mitteilungen betrifft, muß ich mich an Sie wenden, denn die heilige Theresia sagt: Eine Seele, die sich angetrieben fühle, übernatürliche Dinge zu verschweigen, da könne man sicher annehmen, daß es der Teufel sei.

Osternacht 1908. Die heilige Karwoche verlief für mich in sehr bedrängter Lage. Ich war um zehn Uhr in der heiligen Osternacht noch im Gebete, denn der Herr gab mir in früheren Zeiten einmal den Auftrag, die Vorabende der höchsten Feste im Gebet zuzubringen, um so mit der heiligen Kirche in die rechte Verfassung des neuen Festkreises einzutreten. Meine Seele war noch so betrübt und niedergeschlagen durch mancherlei Kränkungen und Vorkommnisse, daß sie an einen Trost oder gar an einen himmlischen Besuch nicht denken konnte. Ich will nichts Rühmliches sagen, sondern die einfache Wahrheit. Ich betete mit großer Sammlung und Innigkeit. Da fühlte ich plötzlich eine Umwandlung in mir. Die große Betrübnis und Finsternis meines Geistes verwandelte sich, ohne zu wissen, wie es kam, in ein unbeschreibliches Gefühl der Wonne. Meine Seele trat in ein Licht, sie erkannte in einem Augenblick, wie alle ihre Armseligkeit hinweggenommen wurde, und in freudigem Jubel zerschmolz sie in Gott, ihrem höchsten Gut.

O könnte ich die Worte finden, um nur annähernd die Wonne zu schildern, die mein ganzes Wesen durchströmte. Ich sah mit den Augen der Seele den Herrn als Sieger. Er kündigte aber auch, ohne zu sprechen, mir den Sieg an. Von Seinem gebenedeiten Herzen gingen Strahlen aus wie Blitze, sooft ich Ihm den Ort nannte, wo Liebesbundmitglieder wohnten, und den Namen, und es war, wie wenn der Name in dem Blitz lebendig würde und in dem Strahl mit fortschnellte wie der Schall eines Fernsprechers, und ich erkannte, daß dieses das Ausstrahlen Seiner Liebe war gegen alle, die als Liebesbundmitglieder kindlich, demütig an Ihn glauben.

Diesem wunderbaren Austausch Seiner Liebe schloß sich eine tiefdemütige Herablassung Seiner geheiligten Person zu mir armen Sünderin an, der aber eine feierliche Handlung vorausging, nämlich wie im Jahre neunzehnhundert, als mich der in Gott ruhende Bischof Brück zur Untersuchung über drei Wochen in das Elisabethenhaus geschickt hatte und gleich nach meinem Eintritt dort nach der heiligen Kommunion mir gezeigt wurde, wie zwei Engel mich mit einem violettblauen Kleid bekleideten und ich in diesem Anzug neben den Herrn gestellt wurde, wie Er in Seinem Spottmantel von Pilatus vorgestellt wurde. Als nun Herr Dr. E. das Urteil auf hysterisch ausstellte und die zwei von Herrn Bischof Brück beauftragten Priester dieses Urteil des Arztes unterschrieben, verstand ich erst den Sinn dieser Erscheinung.

So in der Osternacht, aber nicht wie vor acht Jahren in einem Bußgewand, sondern mit einem blendend weißen Kleid. Eine Krone wurde mir aufgesetzt aus eben solcher blendend weißen Farbe und kleinen und großen Blümlein. Jetzt erst fand die eigentliche Vereinigung meiner Seele mit dem Herrn statt. Eineinhalb Stunde dauerte diese Vereinigung. Das Glück zu erfassen, weiß nur, wer es selbst erfährt.

Ich möchte allen jenen Gelehrten, die so spöttisch über Vorgänge des inneren Seelenlebens urteilen und sie für Schwärmerei, Einbildung und weibische Gefühlsduselei, wie man so oft in früheren Jahren hören konnte, hinstellen wollen, was gewiß zu der immer mehr überhand nehmenden Gleichgültigkeit gegen das tiefreligiöse Leben beigetragen hat, auch nur einmal einige Minuten die Wonne der Vereinigung mit Gott wünschen. O welch glückliche Stunde. Ohne zu sprechen, verstanden sich unsere Herzen und zerschmolzen in einem Feuerofen heiliger, reiner Liebe.

Meine zwei Freundinnen, die auch Zeuge waren, ahnten dieses Glück und baten gar kindlich und ehrerbietig, Er möge doch auch ihnen ein Trostwort sagen und den Beichtvater bewegen, daß er erlaube, den Verkehr im lauten Zwiegespräch wieder wie früher, als Pater Ludwig noch Seelenführer war, führen zu dürfen. Da schaute der Herr die beiden an, mit einem Blick so liebevoll und bedeutungsvoll, als sage Er damit: Euer Gott und Herr unterwirft Sich Seinen Geschöpfen. Warum wollt ihr es besser haben? Nun war es, wie wenn ein Schleier entfernt würde und die Bewohner der triumphierenden Kirche wollten sich mitfreuen an dem Glück einer armen Sünderin. Unsere heiligen Freunde und Freundinnen, auch Pater Ludwig war dabei, sie wollten Zeugen dieses Glückes sein. O welcher Austausch von Liebe und heiliger Freude. Alle beugten sich unter der Macht des Gehorsams, sie sprachen im Gegensatz zu früher kein Wort, und doch verstand ich alles, und sie verstanden meinen Schmerz.

Auf einmal, wie auf einen Wink des Herrn, verschwand die liebe Gesellschaft und meine Seele mußte in ihren armseligen Leib zurück. Die Mitternacht war angekommen; es schlug zwölf Uhr, als ich zu Bette ging, aber an Schlaf war nicht zu denken. Die Freude und die himmlische Wonne hatte die ganze Natur so in Besitz genommen, daß die menschliche Armseligkeit wie gebannt war. So war es den ganzen Vormittag. Im Hochamt meiner Pfarrkirche teilte der Herr mir aber mit, anschließend an die Freude und Wonne, in der meine Seele schwamm:

Jesus: ‚Dies sage deinem Beichtvater, daß er recht hat, wenn er dir sagt, du leidest keine Einbuße, wenn du ihm folgst; er will dich den gewöhnlichen Weg führen. Darum das Verbot, daß du keiner betrübten und bedrängten Seele einen Trost bei Mir erflehen darfst und daß Ich, Sein Herr und Gott, Mich seinen Befehlen unterwerfe, siehst du seit mehreren Monaten. Daß du keine Einbuße erleidest, hast du gestern Nacht gesehen, aber sage ihm: Mir, Mir verderbe er die Freude. Sage ihm, was Ich dir sagte im Jahre 1891, wo dir dein Beichtvater Pater A. auch im Gehorsam gebot, zu schweigen: ‚Es ist traurig, daß Ich auch da Meinen Dienern nachstehen muß, wo Ich jahrelang eine Seele schon durch Meine Erleuchtungen an Mich gezogen habe und wie traurige Folgen hatte jenes Verbot für die heilige Kirche.‘

Professor Schieler hätte unserer heiligen Kirche die Schmach und Schande nicht angetan, er hätte als frommer und geschätzter Beichtvater viele Seelen auf den Weg der Tugend geführt, und jetzt? Wie viele wahrhaft gläubige Seelen, die noch nach Mir verlangen, habe Ich noch unter Meinem Volke? Muß Ich nicht, um mit einer Seele verkehren zu können, in die Katakomben flüchten? Die Kritik Meiner Diener wirft soviel Spott und Hohn auf sie, daß diejenigen, die noch glauben an einen Verkehr der Seele mit ihrem Schöpfer, nur im geheimen sich anschließen müssen.‘

Für die einzige Gnade, die ich in der heiligen Osternacht 1908 wieder hatte, gebe ich zum Beweis meiner felsenfesten Überzeugung, daß Gott es ist, der in mir wirkt, mein Leben hin.

Seit 1869 führte der Herr mich auf diesem Weg. Offen, ohne Rücksicht auf Gunst oder Ungunst meiner Seelenführer, legte ich meine Seele in ihre Hand, nie ging oder lief ich davon, wenn ich Zeiten harter Behandlung erfahren mußte, bis Gott ihn wegführte oder der Tod ihn entriß. Bei Gott kann ich aussagen, daß mich nie ein Beichtvater gefördert zu einem außergewöhnlichen Weg, wie man lesen kann in der Lebensbeschreibung der Gräfin von Droste-Vischering, die von der höchsten kirchlichen Behörde durch Zuspruch gefördert wurde.

Nur einmal, wo ich wegen dem Verlangen nach der öfteren heiligen Kommunion sehr viel gelitten hatte, weil mein Beichtvater annahm, es sei Eigensinn und geistiger Hochmut, habe ich meinen Kummer einem Domherrn von Würzburg (dem späteren Bischof Schork) mitgeteilt. Dieser redete mir sehr zu. Ich war jung, und er sagte: ‚Liebes Kind, laß dich nicht verwirren und gehe hin, wo du die heilige Kommunion empfangen kannst, wenn die Pfarrgeistlichkeit sie dir verweigert, denn das Verlangen nach der heiligen Kommunion kann nur von Gottes Geist eingegeben sein.‘

Viele meiner Beichtväter haben nach langer und harter Prüfung bekennen müssen: ‚Ja, es ist der Heiland!‘ Pater Ambrosius und Pater Alfons sagten einige Wochen vor ihrem Tod: ‚Ja, es ist der Heiland, ich habe dich hart geprüft, es soll anders werden. Der Herr hat das Schwache erwählt!‘ Pater Bonifatius sagte nach der Untersuchung im Jahre 1900: ‚Bleibe fest in deiner Überzeugung, und wenn alle Teufel aus der Hölle kommen.‘

Muß ich annehmen, alle meine Beichtväter hätten in dieser Beziehung nur ein Spiel mit mir treiben wollen?

In tiefster Ehrfurcht

gez. Barbara Weigand“

Inhaltsverzeichnis Band 6

897 Erstkommunion am Weißen Sonntag 1908

Barbara: Ich sah nach der heiligen Kommunion den lieben Heiland in demselben weißen Gewand, womit ich bekleidet wurde in der heiligen Osternacht. Er war unbeschreiblich lieblich in Seiner heiligen Menschheit. Voll Freude und Verlangen stand Er wie ein Bräutigam, der auf etwas mit Sehnsucht wartet.

Als der Augenblick der heiligen Kommunion nahte, kam Er an jedes Kind heran, breitete nach ihm die Hände aus und mit höchster Freude ging Er in die Herzen der fünfunddreißig Kinder ein und verschmolz gleichsam mit denselben. Es war nicht eines dabei, das Er nicht umarmte.

Inhaltsverzeichnis Band 6

898 Pfingstmontag am 8. Juni 1908

„Ich verlange einen demütigen, kindlichen, selbstlosen Glauben.“

Wiewohl wir wie gewöhnlich die Nacht vor Pfingsten im Gebet zubrachten, würdigte uns der Herr keines Wortes. Am nächsten Morgen sagte der Herr:

Jesus: „Ich war gestern zu bedrängt durch die vielen Todsünden und konnte dir, obwohl das Röhrlein etwas gelockert ist, nichts mitteilen. Heute aber sollst du wissen, warum Ich die plötzliche Heilung von N. nicht gewähren konnte. Ihr müßt euch jetzt in der Geduld bewähren. Das geht euch alles nichts an, ob etwas so oder so geschieht. Die einzelnen müssen noch mehr von der Selbstsucht geläutert werden. Niemand soll sich hervortun im Liebesbund. Ich habe den Liebesbund für die Armen gegründet. Es war auch noch zu viele Bequemlichkeit und zu wenig Opfer dabei.

Das ist kein Glaube, der Wunder verlangt und sagt: Wenn ich Wunder sehe, dann will ich glauben! Ich verlange einen demütigen, kindlichen, selbstlosen Glauben. Euretwegen hätte Ich es getan, aber ein solcher Glaube gefällt Mir nicht. Geht darüber hinweg, wenn euch etwas mißlingt. Seht auf das Leben Meiner Kirche und auf Mein Leben. Gerade diejenigen, denen Ich die größten Wohltaten erwiesen, stellten sich nachher um und redeten gegen Mich. Die Liebesbundmitglieder dürfen nicht obenan sein wollen. Geht nach der Fronleichnamsprozession euch besprechen mit den Priestern. Ich ermahne euch, euren Mitschwestern in N. zu gratulieren zu ihrer neuen Oberin.“  

Inhaltsverzeichnis Band 6

Nachwort

Einige Bemerkungen zur Frage nach den Privatoffenbarungen

I

Privatoffenbarungen gehören nach katholischem Verständnis zu den Möglichkeiten, durch die Gott, der Herr der Geschichte und aller Menschen, in das Leben eines Einzelnen eingreifen kann. Wird ein Mensch solcher Offenbarung gewürdigt, wird er durch sie in die Pflicht genommen. Er muß ihr im Glaubensgehorsam folgen. Dabei ist es möglich, daß sie der Glaubensvertiefung und Lebenserhellung dieses Menschen in erster Linie dient; das bedeutet, daß sie im „Material“ dieses Lebens wirksam ist und für andere zunächst verborgen bleibt. So wurde die besondere mystische Lebensführung der heiligen Theresia vom Kinde Jesu erst nach ihrem frühen Tod durch ihre Niederschriften bekannt. Andere begnadete Menschen erfahren Offenbarungen, die mit einem ausdrücklichen Auftrag in den Raum der Kirche und der gesellschaftlichen Öffentlichkeit hinein verbunden sind, wie wir es zum Beispiel aus dem Leben und Wirken der heiligen Hildegard von Bingen und des heiligen Don Bosco kennen.

Es gilt dabei zu bedenken, daß auch bei echten Offenbarungen womöglich Elemente zu finden sind, die schwer verständlich, unzulänglich und verzerrt erscheinen. Kritische Prüfung ist nötig, weil je und je die begnadete Erfahrung im Rahmen der Möglichkeiten und Begrenzungen des begnadeten Menschen, seiner Ausbildung, der geistigen, seelischen und geistlichen Weite oder Enge gemacht wird. Deshalb ist mit Unschärfen und zeitbedingten Verengungen auch bei echten Privatoffenbarungen zu rechnen.

Vom Ganzen des Glaubens losgelöste Ausbrüche des Unterbewußtseins dagegen, krankhafte Initiativen und schwärmerische Einbildungen und punktförmige Aktivitäten sind kritisch zu ordnen und – so schwierig das im einzelnen auch sein mag – in ihre Schranken zu verweisen. Den Rat des Thessalonicherbriefs gilt es für die mitunter schwer durchschaubaren Zusammenhänge von Privatoffenbarungen zu beachten: „Prüft alles, was gut ist behaltet“ (1 Thess. 5, 21).

Neben vielen und oft schwierigen Fragen an die Person und die persönlichen Voraussetzungen der Visionäre, bleibt doch eine unentbehrliche erste Klarstellung für die Echtheit einer Privatoffenbarung leicht möglich. Sie lautet: bleibt das Gesagte im Rahmen der in Christus endgültig geschehenen Offenbarung? Ist dagegen der Versuch zu erkennen, diese Offenbarung des menschgewordenen Herrn zu korrigieren oder zu verbessern oder gar zu übertreffen, haben wir gewiß keine echte Privatoffenbarung vor uns. Ebenso gehört die Bereitschaft, sich dem Lehramt der Kirche, der die Verkündigung gültig übertragen ist, zu unterstellen, zur glaubhaften Gestalt des Empfängers einer Offenbarung. Niemals kann es um modische Neuheiten gehen; vielmehr muß das unausschöpfbare „Alte“ der Christusoffenbarung neu gesagt werden, als Ruf in die Zeit, als Anstoß für das, was einer Epoche nötig ist, als Verlebendigung des Handelns der Kirche aus der Kraft des einzigen und einmaligen Evangeliums. So hat sich Vinzenz von Paul für die Priestererziehung und zeitgerechte Formen in der Nächstenliebe leidenschaftlich eingesetzt, Pius X. konnte die Liturgie und die tätige Anteilnahme der Gläubigen an der heiligen Eucharistie bis zum häufigen Empfang der heiligen Kommunion beleben und Pater Maximilian Kolbe hat im grauenhaften Dunkel der Menschenvernichtung durch sein Martyrium die Würde des Menschen aufleuchten lassen.

Spätestens hier zeigt sich der „prophetische“ Charakter jeder echten Privatoffenbarung. Prophet meint hier nicht zuerst Zukunftswisser oder Zukunftsdenker. Vielmehr ist mit dieser Bezeichnung jeder Christ gemeint, der seinen Glauben lebendig hält. So werden beispielsweise heute jeder Mann und jede Frau, die ihre Ehe als endgültigen christliche Bund leben, zu stillen und unfanatischen religiösen Verkündern: zu „Propheten“. Ebenso ein Meister, der seine Auszubildenden als Menschen achtet und fördert, und jeder, der aus gläubiger Gesinnung nichts dem Gottesdienst vorzieht. Alle sagen unaufdringlich durch ihr Leben auch etwas über die Zukunft: Die Eheleute zeigen Gottes bleibende Liebe zu uns Menschen; der tüchtige Meister beweist die Gottebenbildlichkeit seinem Auszubildenden und der glaubensentschiedene Gottesdienstbesucher feiert die Nähe des ewigen Gottesreiches in unserer Welt.

Dann aber gibt es noch – neben dem Charisma, das alltagsnah die eigenen Gaben und Fähigkeiten schlicht in den Dienst des Reiches Gottes stellt – das besondere Charisma (Gnadengabe), den prophetischen Auftrag, die erwählende Offenbarung. Dieses prophetische Charisma einer besonderen Erwählung zu einem besonderen Auftrag nennt Karl Rahner: „Jene Einwirkungen des Geistes Gottes auf den einzelnen Glaubenden, die vom Menschen her niemals erzwingbar, von den amtlichen Organen der Kirche nicht vorhersehbar, durch die Setzung der Sakramente nicht erreichbar und dennoch immer und überall benutzbar sind, weil sie – wie Amt und Sakrament – zum notwendigen und dauernden Wesen der Kirche gehören.“ Zu den zahlreichen Begnadeten in der Kirchengeschichte mit ihrem großen geistlichen Auftrag gehört auch Barbara Weigand (1845–1943).

II

Vor dem Hintergrund der Bemerkungen über Privatoffenbarungen lassen sich eindrucksvolle Gründe für die Echtheit der besonderen Berufung erkennen, deren Barbara Weigand gewürdigt wurde. Einige davon seien stichwortartig genannt:

Barbara Weigand wächst in einer ruhigen und das ganze Leben durchdringenden Frömmigkeit auf.

Die kränkliche Mutter, die zusätzliche Belastung des Vaters durch das Amt des Bürgermeisters und die Fürsorge für die Geschwister machen Barbara zu einem arbeitsamen und verantwortungsbewußten Mädchen mit starker Bodenhaftung.

Trotz der Aussicht auf eine gute Partie ringt sie sich zu einem jungfräulichen Leben durch.

Fast unbegreifliche körperliche Leistung vollbringt sie aus Sehnsucht nach der heiligen Kommunion: häufiger fünfstündiger Gang nach Aschaffenburg (Kapuzinerkirche) und zurück, danach schwere Haus- und Feldarbeit.

Ein Höchstmaß an Fleiß und Arbeit übt sie in Schippach, dann ab 1885 für dreißig Jahre in Mainz, wovon sie allein zwanzig Jahre in der Wirtschaft ihres Bruders und weitere zehn Jahre in der Pflege einer nahen Verwandten zubringt, und ist dann wieder, bis zu ihrem Tode, in Schippach.

Opfer, Buße und Sühne für die eigenen und die Sünden der Menschen, dazu oft auch als soziale Hilfe für Notleidende.

In Barbara Weigand wächst immer größere Leidensbereitschaft. Ihr umfassender Gebetsgeist übt ständig das glühende Dankgebet und das Bittgebet für Lebende und Verstorbene.

Zeitlebens charakterisiert innigste Marienverehrung das Leben von Barbara Weigand. Dabei fällt auf, wie glaubenssicher sie die Teilhabe am einzigen Erlöser- und Mittlertum Christi in früher Zeit bereits ausspricht.

Bei allen böswilligen Verdächtigungen und lügnerischen Unterstellungen lebt sie nach dem Wort der Bergpredigt: „Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt, und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt, euer Lohn im Himmel wird groß sein“ (Mt. 5, 11).

Die alles bestimmende Mitte des begnadeten Lebenswerkes von Barbara Weigand ist ihr Ringen um die eucharistische Frömmigkeit; näherhin um die tägliche heilige Kommunion. Spätestens an diesem fünfunddreißigjährigen Mühen bis zur weltkirchlichen Anerkennung durch das Kommuniondekret des heiligen Papstes Pius X. zeigt sich die beständige und allen Wechselfällen widerstehende große Berufung.

Nachdem die häufige heilige Kommunion längst liturgische Praxis geworden ist, scheint in einer Phase der (vorsichtig gesagt) sich abkühlenden eucharistischen Frömmigkeit die glühende Christusliebe und eucharistisch geprägte Frömmigkeit der Barbara Weigand für die innere Reform und missionarische Stärkung der Kirche im 3. Jahrtausend eine unerwartet neue Aktualität zu bekommen.

Die zahlreichen Visionen, Auditionen und Wegweisungen, die sie geschenkt bekommen hat, liegen jetzt im Druck vor. Im Blick auf diesen geistlichen Schatz möchte man dem geneigten Leser zurufen: „Nimm und lies!“

Im September 2001

Pfarrer                    Pater                    Msgr.

Alfred Stürmer         Anselm Ehmele       David Nikolaus Becker

 

Inhaltsverzeichnis Band 6

Der Eucharistische Liebesbund des göttlichen Herzens Jesu

Statuten des Liebesbundes

Die Mitglieder des Liebesbundes versprechen:

1. Daß sie mutig und standhaft, offen und frei den katholischen Glauben bekennen wollen durch treue Beobachtung der Gebote Gottes und der Kirche, sowie durch standhafte Verteidigung der Rechte derselben, insoweit sie dazu berufen sind.

2. Daß sie den öfteren, ja täglichen Empfang der hl. Kommunion nach dem Wunsche des hl. Vaters und dem Rate des Beichtvaters fleißig üben und das hl. Sakrament der hl. Eucharistie mit aller nur möglichen Verehrung und Liebe umgeben wollen.

3. Daß sie, sofern es ihnen die Lage gestatttet, an allen öffentlichen Kundgebungen des katholischen Glaubens (Wallfahrten, Prozessionen, Kreuzweg-, Rosenkranz- und Maiandachten) eifrig teilnehmen, um so ihren Glauben vor aller Welt zu betätigen.

4. Daß sie im übrigen ein stilles, zurückgezogenes Leben führen und dem heutigen Zeitgeist, besonders dem Geiste der Vergnügungssucht, vollständig entsagen wollen.

5. Daß sie endlich ein Opferleben führen wollen durch Beten, Sühnen und Leiden in der treuen Erfüllung ihrer Standespflichten, in Ertragung des täglichen Kreuzes und in der geduldigen Hinnahme von Schmach und Verachtung.

6. Die Mitglieder beten täglich die Vereinsgebete (Aufopferung am Morgen und am Abend) und suchen sich von dem Geiste derselben tagsüber zu durchdringen, indem sie sich selbst vergessen, ihre Fehler zu bessern und abzulegen suchen und sich einsetzen für das Wohl der Kirche und für die sündige Menschheit, auf daß bald werde eine Herde und ein Hirt, und die Kirche Gottes auf den hl. Berg gestellt werde, von wo aus sie überallhin leuchten soll.

Inhaltsverzeichnis Band 6

Weihe an das göttliche Herz Jesu

Wer in den Liebesbund aufgenommen werden will, der richte die einmalige und innige Bitte nach der hl. Kommunion an Jesus, Er möge Sich würdigen, ihn aufzunehmen in den Bund der Liebe, den Er mit der Menschheit geschlossen hat. Man kann sich dabei folgenden Gebetes bedienen:

„Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, den ich im allerheiligsten Sakramente wahrhaft gegenwärtig glaube und bekenne, ich bitte Dich mit der ganzen Inbrunst meines Dich aufrichtig liebenden Herzens, würdige Dich, mich in die Zahl jener bevorzugten Kinder Deiner hl. Kirche aufzunehmen, mit denen Du den Bund der Liebe geschlossen hast. Ich verspreche Dir von ganzem Herzen, mit Deiner allmächtigen Gnade alle Obliegenheiten des Liebesbundes getreu und gewissenhaft zu erfüllen. Hl. Maria, Du meine Mutter und mächtige Fürsprecherin am Throne meines Erlösers, hl. Erzengel Michael, hl. Joseph, hl. Franziskus, alle lieben Engel und Heiligen Gottes, bittet für mich! Amen.“

Wer zeitweise verhindert ist, die folgenden Aufopferungsgebete zu verrichten, der spreche statt dessen am Morgen: „Ich will heute beten, leiden und sühnen nach Meinung des Liebesbundes“; und am Abend: „Ich opfere all mein Beten, Leiden und Sühnen auf nach Meinung des Liebesbundes.“

Inhaltsverzeichnis Band 6

Aufopferungsgebet am Morgen

„O Jesus, Du Bräutigam meiner Seele, ich opfere Dir beim Beginn dieses Tages alle Leiden und Widerwärtigkeiten auf, die mir bei Ausübung meiner Standes- und Berufspflichten begegnen werden. In Vereinigung mit Dir will ich heute wieder das Kreuz meines Berufes tragen, gleichwie Du Dein schweres Kreuz den Kalvarienberg hinauf getragen hast, und ich verspreche Dir, mit Deiner Gnade auszuharren in diesem meinem Berufe bis zum letzten Atemzuge meines Lebens. Laß nie mehr zu, daß ich etwas anderes begehre, als eine Braut des Gekreuzigten zu sein. Um diese Gnade bitte ich auch für alle verfolgten und hartbedrängten Priester und Ordensleute, die um ihres Glaubens und Berufes willen so vieles leiden müssen. Indem ich mich mit ihnen verbinde, bitte und beschwöre ich Dich, uns als Schlachtopfer hinzunehmen, daß wir uns selbst ganz vergessen, unsere Fehler zu bessern und abzulegen suchen und uns einsetzen für die sündige Menschheit, auf daß bald werde eine Herde und ein Hirt. Daß Du die Feinde Deiner heiligen Kirche demütigen wollest, wir bitten Dich, erhöre uns!“

Inhaltsverzeichnis Band 6

Aufopferungsgebet am Abend

„Lieber heiliger Schutzengel, nimm mein armseliges Gebet und Tagewerk und trage es in die Hände der lieben Mutter Gottes. Dich aber, o liebe Mutter, bitte ich, Du wollest alles, was mangelt, ersetzen und es in dem kostbaren Blute Jesu reinigen und vervollkommnen. Mache es auch vollwertig aus dem unendlichen Wert der heiligen fünf Wunden und Deiner Verdienste und Tugenden. Vereinige es mit dem Gebet und den Werken aller Heiligen des Himmels und aller Frommen und Gerechten auf Erden und opfere es so dem himmlischen Vater auf für die Anliegen der heiligen Kirche, besonders des heiligen Vaters, für die Bekehrung der Sünder, besonders derer, die heute sterben, zum Trost der armen Seelen, für meine Anliegen und das Wohl aller meiner lieben Angehörigen. Amen.“

Nihil obstat. Jos. Hutter, Censor eccl. No. 728 Eccl. Imprimatur

Tridenti, die 6. Aprilis 1914 Eug. Mattevi, Vic. glis. Imprimatur

Monachii, die 29. Maji 1914 † Neudecker, Vic. gen.

Inhaltsverzeichnis Band 6

 

Alle Bände dieses Werkes dürfen nur unentgeltlich verbreitet werden.

1. Auflage 2002

Copyright und Herausgeber:
Wolfgang E. Bastian

Schriftleitung, Bestellung:
Wolfgang E. Bastian

 

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Gemäss einer Botschaft an Barbara Weigand sollen alle Schriften
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Band 1 
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Band 5 
Band 6  
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Leben für GOTT und sein Reich
Barbara Weigand im Urteil von Bischöfen und Priestern
Lebensbeschreibung Barbara Weigand
Tabernakel-Ehrenwache
Leibgarde Jesu Christi
Gebetsarmee Gottes - Eucharistischer Liebesbund
Tabernakel-Heiligster Ort der Kirche
In der Nachfolge des Kreuzes
Wo bleibe ICH nun, euer HERR und GOTT?
Die Wahrheit -Verteidigungsschrift
Leben für GOTT und sein Reich 2. Aufl.
DER AUFTRAG: Gegen das vergessen

 

  Offenbarungen
Band 1-7
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Band 1 PDF Datei
Band 2 PDF Datei
Band 3 PDF Datei
Band 4 PDF Datei
Band 5 PDF Datei
Band 6 PDF Datei
Band 7 PDF Datei
Alle 7 Bände in einem Pdf 3646 Seiten - 20,8 MB.

 

  Botschaften PDF Datei
Wolfgang E. Bastian

Zum 72. Todestag von Barbara Weigand:
Rundbrief zum 72. Todestag
Rundbrief zum 70. Todestag
Rundbrief 29.09.2014

 

  Diese Webseite steht unter dem Patronat der Muttergottes: Königin des Weltalls und Königin der Armen Seelen. Alle Gnaden dieser Webseite seien den Armen Seelen im Fegefeuer zugewendet.

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